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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot
Autoren: Gillian Bradshaw
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eine offene Schlacht gegen die Sachsen zu wagen, aber lange Zeit waren sie dafür zu stark. Artus hatte diese Taktik mit einigem Erfolg gegen die südlichen Sachsen angewendet, aber er erzählte uns, daß sie nicht geschlagen waren, wie wir gedacht hatten, sondern nur aufgehalten. »Es wird weitere drei oder fünf Jahre dauern, bis sie richtig befriedet sind«, sagte er. Auf späteren Besuchen hatte er Zeit, mit uns zu reden. Er sprach hauptsächlich über das Reich. Die Sachsen zu besiegen, das war für Artus nur der erste Schritt zum Ziel, das Reich zu bewahren. Seine klösterliche Erziehung hatte ihn gezwungen, Bücher zu lesen, und er wußte, daß das Reich einmal mehr gewesen war als nur ein Mann in einem purpurnen Umhang, der eine Streitmacht anführte, um die Sachsen zu vernichten, wenn sie zu oft angriffen. Artus hatte über den Wert des Friedens nachgedacht und über unparteiische Gerechtigkeit, und er konnte sich vorstellen, wie es sein würde, in einer Welt zu leben, die nicht dauernd im Krieg mit sich selbst lag. Er und mein Vater redeten bald locker und eifrig miteinander. Wenn Artus vom Reich redete, dann leuchteten seine Augen, und wenn er einen neuen Gedanken gedacht hatte, dann war er unfähig stillzusitzen, sondern sprang auf und schritt im Zimmer umher, und sein purpurner Mantel flatterte. Und dann blieb er plötzlich stehen, wenn er wußte, was er sagen wollte. Ich beobachtete ihn immer und dachte an den Mann auf dem Mosaik, das ich nie gesehen hatte, an den Mann, der den Streitwagen aus Feuer lenkte. Einen Streitwagen wie Artus’ Reich, das hoch gefährdet durch die dunklen Ruinen des Westens wirbelte. Ich betete nur, daß dieser Streitwagen nicht zwischen den Winden zerbrach.
    Wäre ich ein Mann gewesen, ich hätte Artus wahrscheinlich gebeten, mich in seinem Heer zu dulden. Wie die Dinge aber standen, konnte ich nur dafür sorgen, daß unser Besitz gut geführt wurde, damit er als Stützpunkt für ihn nützlich war, und ich konnte zuhören, während er mit meinem Vater redete - gelegentlich vergaß ich dabei die Bescheidenheit, die man von einer unverheirateten Frau erwartete, und mischte mich ein. Einmal, bei seinem dritten Besuch, stellten Artus und ich fest, daß wir allein miteinander sprachen, während mein Vater uns beobachtete. Wir hielten beschämt inne, und ich meinerseits fürchtete mich plötzlich. Wir betrachteten einander aus einem großen Schweigen heraus. Danach sattelte ich meine Stute und ritt hinaus zur Mauer, unvorsichtigerweise allein in dem grauen Nachmittag. Ich ließ das Pferd im Schritt an den zerfallenen Befestigungen entlanggehen und versuchte, vernünftig zu sein. Warum sollte der Herr Artus, Augustus, Kaiser von Britannien, Notiz von der Tochter eines unbekannten nördlichen Adligen nehmen? Ich würde vernünftig sein, beschloß ich, und nach und nach würde auch die Enge, die sich um mein Herz schloß, wenn er mich anschaute, verschwinden.
    Aber als ich zum Gehöft zurückkehrte und meine Stute auf die Weide ließ - in den Ställen war kein Platz für sie, denn sie waren voll von Artus’ Männern -, da begegnete ich Artus wieder. Er sah mich, wie ich den Sattel zurücktrug, und eilte zu mir herüber und nahm ihn mir ab. Dann, während er den Sattel über seinen Arm hängte, runzelte er die Stirn, schaute mich an und sagte: »Du mußt eine ganze Strecke weit geritten sein, Lady Gwynhwyfar. Die Satteldecke ist feucht. Für eine Frau ist so etwas nicht sicher, bei solchen Zeiten und so nah der Grenze. Besonders du solltest das nicht tun.«
    »Warum besonders ich, mein Fürst?« fragte ich, ehe ich nachgedacht hatte.
    Einen Augenblick lang starrte er den Sattel an, dann blickte er plötzlich auf und schaute mir direkt ins Gesicht. Ohne Antwort wandte er sich ab und brachte den Sattel in die Ställe. Er legte ihn an seinen Platz. Ich blieb draußen stehen, und mir wurde klar, daß es nicht mehr nötig war, sich mit mir selbst auseinanderzusetzen, und ich hatte plötzlich noch mehr Angst.
    Nach der Ernte heirateten wir, im Jahr nach Artus’ erstem Besuch. Mein Vater konnte über die Ehe nur froh sein. Er hatte meinen Wert sehr hoch angesetzt, und deshalb war ich bis zum Alter von zweiundzwanzig Jahren unverheiratet, bis zu einem Alter, wo die meisten Frauen schon zwei oder drei Kinder haben. Aber jetzt war er der Schwiegervater eines Kaisers, und auf seltsame Weise bestätigte sich so auch die Liebe meines Vaters zu mir und bewies gleichzeitig seine Hingabe an das Alte
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