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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot
Autoren: Gillian Bradshaw
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hinter uns in den Sonnenuntergang auf, der die Grenzen des Alten Reiches verbrannte.
    »Das Land da«, fuhr Menw fort und zeigte nach Südosten, »gehört nur zum Teil nicht uns.« Sein Tonfall verlieh den Worten »nicht uns« eine eigentümliche Bedeutung, und als ich ihn scharf anschaute, sah ich, daß er ein hinterlistiges, bedeutungsvolles Lächeln zeigte. Menw war ein großer Mann mit dichtem, dunklem Haar und schweren Augenbrauen, und das Lächeln stand ihm sehr schlecht.
    »Wolltest du irgend etwas sagen?« fragte ich und hoffte, daß meine Kälte ihn entmutigte.
    Aber er schien erfreut, und er schlug mir ganz offen eine Intrige vor, wie man das Land des Nachbarn durch offizielle Urkundenfälschung und durch Betrug erlangen konnte. »Niemand wäre überrascht«, sagte er mir. »Durch dich sind wir nicht nur von Adel und von römischer Herkunft, sondern wir gehören auch zur Sippe des Kaisers. Die Söhne des Hueil sind kaum mehr als Bauern, und noch dazu rebellische - wußtest du, daß sie in Brans Rebellion mitgefochten haben? Und sie sind unehrlich, und sie wiegen falsch, wenn sie handeln, und sie sind keinem von Nutzen. Wir haben mehr Recht auf das Land als solche wie die.«
    »Aber was haben sie getan, das verbrecherisch genug wäre, sie der Ländereien ihrer Väter zu enteignen?«
    Er schaute verblüfft drein. »Was meinst du damit, was sie getan haben? Es geht darum, was sie sind - und was wir sind.«
    »Die Gesetze sind deutlich, Menw. Ich kann dir nicht helfen.«
    Sein Blick wurde finster. »Du meinst, du hast nicht den Wunsch, uns zu helfen.«
    Ich schüttelte den Kopf. Aber es hatte keinen Zweck, so zu tun, als ob ich ihn mißverstanden hätte und glaubte, daß er nur einen rechtlichen Rat haben wollte. Er wußte, daß ich ihn verstanden hatte, und zornig behauptete er jetzt, das Wohlergehen meiner Familie sei mir gleichgültig. Es hatte keinen Zweck, ihm von den Banden der Gerechtigkeit und der Gesetze zu erzählen; er wollte nicht mehr begreifen, als daß es ein Band gibt, das jeden an seine Sippe bindet. Schließlich wendete ich einfach meine Stute und ritt weiter zum Gehöft hinüber, aber er weigerte sich, das Thema fallenzulassen, und ritt hinter mir her. Er schrie, wir brauchten das Land. Da erst sagte ich ihm, er spräche wie ein Bettler. Da drängte er sein Pferd gegen meines und packte meinen Arm, und sein Gesicht war dunkel vor Zorn, und ich mußte meine Stute anhalten, aus Angst, von ihrem Rücken gerissen zu werden.
    »Du selbstsüchtige Füchsin! Was willst du mit all diesen Reichtümern und Ehren? Große Dame, die du sein magst, Kinder hast du nicht, an die du sie weitergeben kannst. Wenn ich dein Mann wäre, dann würde ich dich verstoßen und irgendeine Schlampe heiraten, die mir einen Erben schenken kann. Ich würde dich sofort verstoßen, hörst du? Und wenn er dich verstößt, dann wirst du deine Sippe brauchen. Denk besser darüber nach, wen du einen Bettler nennst, >edle Dame    Ich schlug ihm ins Gesicht, entriß ihm meinen Arm, und dann, da ich weder mir noch ihm darin trauen konnte, mehr zu sagen, spornte ich mein Pferd in den Galopp. Er galoppierte hinter mir her und brüllte, aber mein Pferd war schneller als seins, und er kam mehrere Minuten, nachdem ich meine Stute im Hof zum Halten gebracht hatte, am Gehöft an. Ich wartete, bis er abgesessen war, und stieg dann selbst herunter. Ich warf ihm die Zügel meiner Mähre zu, als ob er ein Pferdeknecht wäre, und sagte: »Erwähne dieses Thema nie wieder«, und ließ ihn zurück. Er hielt das schwitzende Pferd, starrte mich an, und seine Augen leuchteten vor machtlosem Haß.
    Und jetzt war mein Vater tot, und Menw war Fürst unserer Sippe. Vater, dachte ich, und versuchte noch immer, es zu verstehen. Ich hatte erst in der vergangenen Woche von seinem Tod gehört, und ich glaubte es noch immer nicht so recht. Es ist schwer zu glauben, daß jemand tot ist, wenn man fern von ihm gelebt hat. Der andere hat dann keinen Teil im Muster unseres eigenen Lebens, und man vermißt ihn nicht bei den alltäglichen Dingen. Es schien mir, als ob ich nur nach Hause gehen müßte, und er würde dort warten, genauso jung und stark wie in meinen frühesten Erinnerungen, und noch nicht einmal gebeugt und schwach, wie er bei diesem schrecklichen letzten Besuch gewesen war. Aber mein Vater wartete nicht mehr. Er würde nie wieder zu Hause auf mich warten. Und jetzt, nach diesem Brief, konnte auch ich überhaupt nicht mehr nach Hause gehen.
    Ich
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