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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin
Autoren: Corinna Neuendorf
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Knöpfe«, entgegnete ihre Schwester.
    »Na, dann wollen wir sie mal hereinbitten.«
    »Ich öffne ihnen die Tür.«
    Melisande sah ihrer Schwester versonnen nach, dann erhob sie sich. Seit einigen Tagen schwollen ihre Knöchel immer mal wieder an, doch das war ein geringer Preis für das Leben, das in ihr entstand. An der Tür angekommen, traten ihr drei Männer entgegen. Ihr Eindruck hatte sie nicht getäuscht, reich waren sie ganz offensichtlich.
    »Ihr seid also die Meisterin?«, fragte der Mittlere, der mit seinem sauber gestutzten Bart und der hohen Gestalt recht ansehnlich aussah.
    Melisande entging nicht, dass Alina ihn interessiert betrachtete, zum ersten Mal nach langer Zeit. »Ja, die bin ich«, antwortete sie mit einer kleinen Verneigung. »Was ist Euer Begehr?«
    »Mein Name ist Hermann von Braunfels.« Der Mann setzte ein gewinnendes Lächeln auf. »Wie Ihr vielleicht schon gehört habt, kommt der König demnächst nach Speyer. Es wird ein großer Empfang stattfinden, und aus diesem Grund möchte ich Knöpfe bei Euch in Auftrag geben.«
    »Ihr seid aus Speyer, nicht wahr?«, fragte Melisande verwundert.
    Der Adelige nickte. »In der Tat.«
    »Nicht, dass ich mich über Euer Vertrauen nicht freue, doch steht Euch nicht der Sinn danach, Goldknöpfe an Eurem Wams zu tragen?«
    »Ringhands Haushälterin hat mir gesagt, dass Ihr die entsprechende Kunst beherrscht.«
    Treue Grete!, dachte Melisande überrascht. Die Haushälterin hatte sie also nicht vergessen. Bevor die Rührung allerdings Besitz von ihr ergreifen konnte, kam Melisande eine andere Frage in den Sinn.
    »Was ist mit der Werkstatt von Meister Ringhand? Dort werden doch sicher auch noch Knöpfe gefertigt.«
    »Gewiss, aber Ihr könnt mir glauben, dass es dort mit dem Handwerk nicht zum Besten steht. Man erzählt sich, dass die Herrin sehr streitsüchtig ist und es kein Meister lange bei ihr aushält. Außerdem scheint ihre Tochter sich nicht im Geringsten für das Handwerk zu interessieren, seit sie mit einem Hauptmann namens Lohweihe verheiratet ist. Er soll sich ständig im Hurenhaus herumtreiben und dem Wein verfallen sein, seit er beim Bischof in Ungnade gefallen ist. Angeblich hat er den Auftrag bekommen, den Anführer der Rebellen zu jagen, doch ist er dabei kläglich gescheitert.«
    Dann ist Joß Fritz also entkommen!, dachte Melisande erleichtert. Die Nachricht freute sie ehrlich, während es ihr um die Werkstatt von Meister Ringhand leidtat. Er hatte ihr den Auftrag gegeben, sich ihrer anzunehmen, doch dann war alles anders gekommen. Nicht einmal die Knöpfe für den Tuchmacher hatten sie mehr fertigstellen können.
    »Der Name des Hauptmanns ist Lohweihe?«, stammelte Alina entsetzt und erbleichte.
    »Was ist dir?«, fragte Melisande besorgt.
    »Der Mann, der mich entführt hat …« Ihre Augen weiteten sich, als müsste sie den Schrecken noch einmal durchleben. »Die alte Vettel hat ihn Lohweihe genannt.«
    Melisande entging nicht, dass sich die Augen des Adligen verengten. Hatten sie ihn verärgert?
    »Verzeiht, aber dieser Lohweihe hat Eure Schwester entführt?«, fragte er.
    Melisande wurde es auf einmal heiß und kalt. War der Mann etwa ein Freund von diesem Kerl? »Das ist eine lange Geschichte, und wir reden nur ungern darüber«, sagte sie kurz angebunden.
    »Ja, er hat mich entführt und verkauft!« Alina wechselte mit ihrer Schwester einen aufgebrachten Blick. »Und er hat unsere Eltern getötet!«
    »Alina!«, keuchte Melisande erschrocken.
    Nie zuvor hatte sie dergleichen öffentlich erwähnt. Seit ihrer Rettung hatte selbst Alina darüber geschwiegen und war Fragen ausgewichen. Doch die Erwähnung des Namens musste etwas in ihr ausgelöst haben.
    »Es ist die Wahrheit. Er war es!« Tränen liefen dem Mädchen übers Gesicht. Melisande schloss sie in die Arme. »Ich habe genau gehört, dass die Hurenwirtin ihn so angesprochen hat.«
    »Was ist hier los?« Bernhard stürmte durch die Tür. Er musste die Pferde gesehen und Alinas Stimme vernommen haben.
    »Alina ist wieder eingefallen, wer unser Haus damals überfallen hat.«
    »Verzeiht, wenn ich schuld bin, dass …«, begann Braunfels verwirrt.
    Melisande schüttelte den Kopf. »Nein, edler Herr, wir müssen uns entschuldigen, dass wir Euch damit behelligen.«
    »Behelligen? Keineswegs! Doch Ihr versteht gewiss, dass ich nun neugierig geworden bin. Inwiefern hat Euch Lohweihe Leid angetan?«
    Melisande blickte zu Bernhard hinüber, der wirkte, als wollte er die Männer
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