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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin
Autoren: Corinna Neuendorf
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uns dieses Unternehmen gelingt, werdet Ihr frei sein.«
    Melisande blickte unbehaglich auf das Schwert. Würde sie damit jemanden töten können?
    Als sie den Griff umfasste, stellte sie überrascht fest, dass sich die Waffe in ihrer Hand gar nicht so schlecht anfühlte. Aber einen Menschen damit umbringen konnte sie ganz sicher nicht.
    »Denkt deran, lauft in die Salzgasse, da hat mein Freund sein Haus«, mahnte Joß Fritz sie noch einmal. »Ich wünsche Euch viel Glück.«
    »Ich Euch auch«, entgegnete sie, dann fiel ihr Blick auf Bernhard, der besorgt wirkte.
    »Uns wird schon nichts passieren«, sagte Fritz, der ihre Gedanken erraten hatte. »So Gott will, treffen wir uns alle bei Petrus und lachen gemeinsam über dieses Abenteuer.«
    »So Gott will«, murmelte Melisande, dann fiel sie Bernhard um den Hals und gab ihm einen Kuss.
    »Ich passe auf Euren Burschen auf.« Joß legte Melisande eine Hand auf die Schulter, dann bedeutete er ihnen mitzukommen.

30. Kapitel
    Das Gedränge im Schankraum war groß, aber da alle Anwesenden den Blick auf einen bestimmten Platz gerichtet hatten, beschwerte sich niemand, als sich Melisande an ihnen vorbeidrängte.
    Sobald sie den Schanktresen erreichte, blickte sie sich um, doch Joß Fritz und Bernhard waren von hier aus nicht mehr zu sehen. Dafür hatte sie nur zu deutlich die Worte des Rebellen im Ohr, die ihr vorschrieben, was sie zu tun hatte.
    Behände huschte sie hinter den Tresen und eilte durch die Tür, hinter der Alina bei ihrem Besuch hier aufgetaucht war.
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Was sollte sie tun, wenn die Hurenwirtin plötzlich vor ihr stand? Würde das Schwert ausreichen, um die Alte davon abzuhalten, nach ihren Knechten zu brüllen? In der Küche begegnete Melisande jedoch keine Menschenseele, und auch in einer kleinen Kammer daneben war niemand.
    Dafür entdeckte sie eine kleine Treppe, die ins obere Geschoss führte. Schon von weitem konnte sie das Gelächter der Huren vernehmen. War Alina bei den Frauen? Irgendwie erinnerte sie das Gekicher an Brautjungfern, die während der letzten Vorbereitungen für die Trauung um die Braut herumflatterten. Wo ist Alina nur?, fragte sich Melisande bang.
    »Passt auf, dass das Vögelchen nicht wegfliegt!«, tönte da die Stimme der Hurenwirtin den Gang entlang.
    Melisande huschte schnell ein paar Stufen die Treppe hinunter. Was, wenn die Alte ausgerechnet hier entlangkam? Als sie vorsichtig um die Ecke spähte, sah sie, dass es eine zweite Treppe gab, die direkt in den Schankraum führte. Die Gefahr war damit zwar erst mal gebannt, die Anspannung wollte dennoch nicht von ihr weichen. Noch hatte sie Alina nicht. Immerhin ahnte sie, hinter welcher Tür sich ihre Schwester befand.
    Auf Zehenspitzen schlich sie voran. Ein seltsam süßlicher Duft stieg ihr in die Nase, der sich mit dem Metallgeruch mischte. Der Griff des Schwertes war vom Schweiß ihrer Hände glitschig, doch Melisande packte noch fester zu. Hinter einigen Türen, an denen sie vorüberkam, rumorte es. Vielleicht sind gar nicht alle Huren hier oben?, überlegte sie voller Hoffnung. Melisande schlich auf die Tür zu, die ein Stück weit offen stand. Wie viele Bewacherinnen mochte die Hurenwirtin hiergelassen haben?
    Langsam spähte sie um die Ecke. Dabei pochte ihr Herz so laut, dass sie meinte, jedermann im Hurenhaus könnte es hören.
    Zunächst sah sie nur ein weißes Hemd, doch als sie sich ein Stück weiter vorwagte, erblickte sie ihre Schwester. Das rote Haar wirkte verfilzt und glanzlos, das Gesicht war kreidebleich. Alina so zusammengesunken und gefesselt auf dem Stuhl sitzen zu sehen, brach ihr beinahe das Herz.
    Ich hole dich hier raus, dachte Melisande, nahm allen Mut zusammen und wirbelte mit dem Schwert in der Hand herum. Nur eine Frau war als Bewacherin abgestellt – zum Glück. Melisande erkannte die dicke Hure wieder, die ihr geraten hatte, sich hier zu verdingen. Die Gesichtszüge der Frau erstarrten, als sie das Schwert in Melisandes Hand bemerkte. Bevor sie den Mund aufreißen konnte, um zu schreien, setzte Melisande ihr die Klinge an die Kehle. Dabei zwang sie sich, nicht zu Alina hinüberzuschauen.
    »Was willst du?«, presste die Hure hervor.
    »Meine Schwester holen! Mach sie los!«
    Die Frau rührte sich kein Stück.
    »Soll ich dir die Kehle durchschneiden? Dann mache ich es anschließend selbst.«
    Nun kam die Hure ihrer Aufforderung nach und löste die Seile um Alinas Hände. Augenblicklich sprang das Mädchen auf und lief
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