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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin
Autoren: Corinna Neuendorf
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sagte sie sich. Ich habe Alina wiedergefunden. Doch werde ich es je schaffen, die Mörder meiner Eltern aufzuspüren und den Namen von Adam und Marie Bruckner reinzuwaschen?
    Schließlich übermannte sie eine bleierne Müdigkeit, die sie dazu brachte, noch im Fenstergeviert einzuschlafen. Diesmal blieben die Träume aus, nicht einmal Meister Ringhand erschien ihr und klagte, warum sie nicht mehr in seinem Haus war. In den Tiefen des Schlafes, in die sie jetzt sank, fand sie zum ersten Mal ein wenig Frieden.
    Melisande erwachte, als jemand sie an der Schulter rüttelte. Erschrocken fuhr sie auf und erkannte erst auf den zweiten Blick, dass sie sich in dem Haus von Petrus befand. Es war kein Traum, schoss es ihr durch den Kopf. Wir haben Alina befreit.
    Allerdings war es nicht Alina, die sie geweckt hatte. Als sie verschlafen die schweren Lider hob, blickte sie direkt in das schmutzverschmierte Gesicht von Bernhard. Er hatte eine Schramme unterhalb des Auges, außerdem entdeckte sie an seinem Kinn einen blauen Fleck.
    »Bernhard!«, rief Melisande freudig aus, dann schlang sie die Arme um ihn. »Du bist wieder zurück! Gott sei Dank!«
    »Und du hast dir den unbequemsten Schlafplatz ausgesucht, den es im ganzen Haus gibt«, erwiderte Bernhard und hob sie vom Fensterbrett herunter. »Bist du denn eine Katze, dass du hier schlafen musst?«
    »Mich hat niemand gezwungen«, entgegnete Melisande, während Bernhard sie auf die Füße stellte. »Ich muss eingenickt sein, als ich auf euch gewartet habe. Wo ist Joß?«
    Bernhards Miene wurde ernst. »Er ist nicht hier.«
    Melisandes Augen weiteten sich. »Wieso?«
    »Wie du unschwer erkennen kannst, war der Tumult im Hurenhaus größer als erwartet.«
    »Dann ist er also verletzt worden?«
    »Nicht schlimmer als ich«, gab Bernhard zurück. »Doch zu allem Überfluss haben sich Männer des Bischofs im Hurenhaus blicken lassen. Joß wurde vollkommen panisch. Er meinte, einer der Männer sei ein Landsknecht aus den Reihen seiner ehemaligen Getreuen – ein Verräter. Deshalb hat er zugesehen, dass er wegkam. Ich bin mir nicht sicher, ob ihm die Flucht gelungen ist. Bevor ich mir das hier eingefangen habe«, er deutete auf den Kratzer unter dem Auge, »habe ich noch gesehen, wie er der Hintertür zugestrebt ist. Danach habe ich ihn aus den Augen verloren. Ich hatte gehofft, er wäre hier, doch da habe ich mich wohl getäuscht. Petrus behauptet, dass die ganze Nacht niemand mehr gekommen ist.«
    Unruhe erfasste Melisande. Hatten die Leute des Bischofs Joß Fritz gefangen genommen? Wenn ja, würden sie ihn wahrscheinlich hinrichten.
    Beklommen senkte sie den Kopf. Sollte dies das Schicksal des Mannes sein, der seine Sicherheit aufs Spiel gesetzt hatte, um Alina zu retten? Wenn ja, zweifelte sie allmählich an der Gerechtigkeit Gottes.
    Doch noch eine andere Sache trieb sie um.
    »Was wohl Grete sagen wird, wenn sie bemerkt, dass wir noch immer nicht zurück sind?«
    »Sie wird sich gewiss Sorgen machen. Ich werde zu ihr gehen und ihr alles erzählen – vorausgesetzt du möchtest es.«
    Melisande überlegte nicht lange. »Ja, tu das«, sagte sie und griff nach Bernhards Hand. »Sie war immer gut zu mir und hat zumindest eine Erklärung verdient.«
    »Dann werde ich gleich losgehen.« Bernhard sah sie lange an.
    Nie zuvor hätte ich gedacht, dass mich ein Mann derart einnehmen könnte, dachte Melisande versonnen, während sie in seinen dunklen Augen versank. Vater hätte Bernhard gewiss gefallen.
    »Du hast mir noch gar nicht erzählt, was Marga zum Tod ihres Bruders gesagt hat«, hakte sie nach, als die Gefühle sie zu übermannen drohten. Hier konnten sie ihnen unmöglich nachgeben.
    »Marga war gar nicht da«, entgegnete Bernhard. »Ich habe die Knechte gebeten, es ihr auszurichten. Da sie sich nicht hat blicken lassen, ist es ihr wohl egal.«
    »Und Katharina?«
    »Die war auch nicht da.«
    Bernhard zog sie zärtlich an sich. »Ich bin froh, dass wir deine Schwester befreien konnten. Andererseits bin ich auch traurig, denn nun wirst du die Stadt sicher bald verlassen.«
    »Ich werde Speyer verlassen müssen«, hielt Melisande dagegen und schmiegte sich an ihn. »Zum einen suchen die Knechte der Hurenwirtin sicher nach Alina, zum anderen wird Marga die Werkstatt übernehmen. Ich bin dort ganz sicher nicht mehr erwünscht.«
    Bernhard nickte. »Ich werde ebenfalls nicht bleiben.«
    Melisande sah zu ihm auf. »Wie meinst du das?«
    »Ich habe keine Lust, mich von Marga
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