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Die Knochen der Goetter

Die Knochen der Goetter

Titel: Die Knochen der Goetter
Autoren: Boris Pfeiffer
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erobern, und wir laufen nach unserem Auftauchen aus der Flut alle als Ägypter rum!«
    »Nein«, sagte Filine bestimmt. »Du hast gehört, was Mahu gesagt hat. Er hat Angst, er wird nie wieder darüber sprechen. Er wird nicht einmal wagen, daran zu denken. Das Geheimnis wird zusammen mit Anchetcheprure begraben werden.«
    Filine schloss die Augen, und plötzlich verflog die Zeit wie ein Flügelschlag.
     
    Nauri, Suleiman und Mahu standen über ein Wassergefäß gebeugt. Nauri hielt die tropfende silberne Katze in der Hand und Suleiman mehrere graue Klumpen des Metalls. Soeben füllte ein Sklave die Wasserschale wieder bis an den Rand. Im klaren Wasser zitterte eine Kerbe im Holz der Schale.
    »Nun lass die Knochen der Götter sinken«, befahl die Pharaonin.
    Suleiman presste die Lippen aufeinander. Dann ließ er das Silber ins Wasser gleiten. Sofort floss das verdrängte Wasser über den Rand der Schale auf den Palastboden.
    »Nun nimm die Knochen der Götter heraus.«
    Vorsichtig tat Suleiman, was ihm befohlen worden war.
    Seine Augen wurden groß vor Angst.
    Dann aber jubelte Nauri: »Vater! Das Wasser! Es steht an der gleichen Stelle! Wir sind frei!«
    Suleiman drehte sich um und sah die Pharaonin an. »Knochen der Götter«, sagte er leise. »Knochen der Götter in beiden Fällen.«
    Anchetcheprure sah den Nubier ruhig an. »Goldschmied, du hast die Wahrheit gesprochen.« Sie streckte die Hand nach der silbernen Katze aus. »Nun gib mir meine Katze.«
    Nauri trat vor und reichte Anchetcheprure das Kunstwerk.
    Die Pharaonin legte sie auf ihren Schoß. An ihrem Handgelenk klirrten die fünf blauen Kätzchen auf goldenem Grund gegen Nauris Kunstwerk.
    »Ihr seid frei«, sagte die Pharaonin zu den Nubiern. »Und ich verkünde das Maat.«
    Dann zog sich die Flut zurück.

Die Knochen der Götter
    Die drei Lehrlinge waren wieder in der Bibliothek.
    »Die Katze«, sagte Rufus. »Die Katze aus den Knochen der Götter.«
    »Sie hat Nauri und seinem Vater die Freiheit gebracht«, sagte Filine.
    »Ja«, sagte No. »Und das archimedische Prinzip. Aber was hast du dir dabei gedacht, Filine … echt!«
    »Ich weiß nicht, warum ich es getan habe«, sagte Filine schnell. »Es war auf einmal, als ob Anchetcheprure mich gerufen hätte. Ich habe es getan, ohne darüber nachzudenken. Aber sie war ja auch meine Urahnin.«
    »Trotzdem, das war gefährlich«, sagte No. »Echt gefährlich!«
    »Und es bleibt unter uns!«, befahl Filine. Und dabei klang sie wie ihre 94. Vorfahrin.
    Rufus sah fragend zu No.
    Der große blonde Junge wand sich. Dann meinte er: »Okay, angeblich ist ja jeder hier frei, die Wege der Akademie selber rauszufinden. Aber wenn wir wieder mal zusammen in so eine Situation geraten, dann könnten wir uns vielleicht wenigstens vorher noch schnell beraten, einverstanden?«
    Er sah seine Freunde an.
    »Einverstanden«, nickte Rufus.
    »Okay«, sagte auch Filine.
    »Na, dann …« No seufzte erleichtert und blickte durch die große Halle. »Und was jetzt?«
    »Keine Ahnung!« Rufus sah sich ratlos um. »Ich glaube, die Flut ist vorbei. Wir haben das Rätsel des Fragments doch gelöst, oder?«
    »Ja!«, sagte Filine. »Das haben wir.«
    »Hey, das stimmt!«, rief No plötzlich begeistert. »Freunde! Wir haben es wirklich gelöst. Unsere erste Flut! Das ist der Hammer! Aber es kann doch nicht einfach so aufhören. Warum passiert denn jetzt nichts? Ich meine, müssen wir uns jetzt etwa hinsetzen, unseren Flutbericht schreiben und das war’s?!«
    Filine schüttelte den Kopf. »Bestimmt nicht. Angeblich soll doch das Artefakt –«
    Noch bevor Filine zu Ende gesprochen hatte, erfüllte eine leises Brausen die Luft. Es klang wie ein ferner Wind, durchsetzt mit einem schwachen Donnern. Dann schob sich ein Prasseln darüber, als würde es plötzlich anfangen zu regnen, und im nächsten Moment war die gesamte Bibliothek vom Geräusch eines heftig rauschenden Platzregens erfüllt. Nur dass kein einziger Tropfen Wasser fiel. Stattdessen tauchte plötzlich in Rufus’ Händen die silberne Katze auf. So plötzlich, dass Rufus zusammenfuhr. Ziemlich entgeistert sah er auf die Statue. Er hielt tatsächlich Nauris und Suleimans Arbeit in Händen. Die silberne Katze, die sie eben noch vor über dreitausend Jahren in Ägypten gesehen hatten.
    »Unglaublich«, murmelte Rufus. »Es ist … es ist einfach da, man merkt es gar nicht …«
    »Mann«, sagte No, »ist das ein Hammer!«
    »Es ist ein Artefakt, das sich zeigen wollte,
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