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Die Knochen der Goetter

Die Knochen der Goetter

Titel: Die Knochen der Goetter
Autoren: Boris Pfeiffer
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schwach. »Nichts auf dieser Welt darf die Königin ohne das Dazwischentreten eines prüfenden Mannes erreichen. Ich werde heute für sie in Augenschein nehmen und für sicher erklären, was zu ihr kommt. Zeig mir die Katze.«
    »Wir sind hier im Auftrag der Königin«, sagte Suleiman fest.
    Mahus Augen zogen sich zusammen.
    »Du sprichst unverschämt, nubischer Sklave.«
    »Ich komme her im Auftrag der Königin und um unserer Freiheit wegen, die die Göttin uns versprochen hat.«
    Suleiman drückte das Paket fester an sich.
    Mahu nickte und trat zurück. »Ich habe euch gewarnt«, sagte er. »Ihr hattet als meine Sklaven ein gerechtes Leben. Jetzt werft ihr es weg.« Dann drehte er sich um und ging voraus.
     
    Die Gänge, durch die sie liefen, waren lang und von Fackeln erhellt. Es war kein Himmel mehr zu sehen, und die Mauern mit den Bildern und Linien ersetzten die Sterne und das Firmament.
    Rufus spürte die vielen Schriftbilder wie eine Last auf sich, je tiefer sie in den Palast vordrangen. Diese endlosen Inschriften schüchterten ihn ein. Sie waren fast wie ein Schaufenster voller laufender Fernseher, wenn man zwischen ihnen hindurchschritt. Ein Bild folgte dem anderen und jedes von ihnen erzählte eine Geschichte, einen Zauberspruch oder verherrlichte die Taten von Menschen, wie Filine erklärte.
    Nach einer – wie es ihm schien – endlosen Viertelstunde standen sie schließlich im Thronsaal.
    Anchetcheprure saß auf ihrem Thron und blickte auf Suleiman, der sich erst bis zum Boden verneigte und dann vortrat und ihr zuerst eine goldene und dann eine silberne Statue entgegenstreckte. Es waren zwei Katzen, eine aus dem Fleisch und eine aus den Knochen der Götter.
    Die Pharaonin nahm sie in die Hand. An ihrem Handgelenk trug sie wieder als Oberstes das Armband, an dem fünf blaue Kätzchen auf goldenem Grund funkelten und leise klirrten.
    Lange betrachtete und befühlte Anchetcheprure Nauris und Suleimans Werk. »Ihr habt mir zwei Katzen gebracht. Eine mit einer reinen Seele und eine, die noch um ihre Seele zu ringen scheint. Ich werde sie beide annehmen, Nubier.« Dann wandte sie sich an Mahu. »Dies werden die einzigen Grabbeigaben in meiner Totenkammer sein. Alles andere ordnet Ihr nach Eurem Willen in den Räumen davor. Aber mit mir kommen nur diese, mein Thron und die Sarkophage.«
    Mahu senkte gehorsam das Haupt. Doch gleichzeitig holte er tief Luft und trat dann plötzlich vor. »Jedoch, Göttin«, sagte er mit schneidender Stimme, »bevor ihr diese ketzerische Katze als euren Grabschmuck annehmt, bitte ich Euch zu hören, dass sie nicht, wie Ihr dem nubischen Sklaven befohlen hattet, aus den Knochen der Götter gemacht ist. Sie ist im Inneren hohl und mit kaltem Wüstensand gefüllt.«
    Suleiman erbleichte.
    »Das ist eine Lüge!«, rief Nauri im selben Augenblick. »Ich habe zugesehen, wie mein Vater sie gegossen hat.«
    »Natürlich versucht der Sohn eines Betrügers, den Betrüger zu schützen«, sagte Mahu verächtlich. »So wie sein eigenes, allzu geringes Leben. Ich aber sage euch, Göttin, diese Sklaven wollen euch berauben.«
    »Aber mein Vater hat aus eigenem Willen noch eine Katze aus Gold gemacht. Das hätte er nicht gemusst!«
    Mahu lachte verächtlich. »Das tat er nur, um abzulenken von den entwendeten Knochen der Götter. Ein übler Trick. Aber er wird euch nichts nutzen.«
    »Beweist das«, zischte Suleiman wütend.
    Mahu winkte eine Reihe von Männern mit Speeren zu sich. »Schützt die Göttin!«, befahl er. Dann sah er Suleiman an. »Nichts leichter als das.«
    Er winkte einem weiteren Wächter und ließ sich von diesem einen Klumpen Wachs reichen. »Ist das dein Wachs, Goldschmied?«
    Suleiman hob die Hände. »Es sieht aus wie das Wachs, das ich benutze. Aber niemand kann einen Klumpen Wachs von einem anderen unterscheiden.«
    »Es ist dein Wachs, das sage ich dir. Und hier ist der Beweis.« Mit einer schnellen Bewegung brach Mahu den Wachsklumpen auseinander. In seinem Inneren lag eine große Kugel aus reinstem Silber.
    »Die Knochen der Götter!«, rief Mahu. »Hier hat der Nubier sie versteckt. Und was Ihr hier seht, Göttin, fehlt dort!«
    Mahu deutete auf die Katze.
    »Die Katze ist nicht mit Sand gefüllt!«, brüllte Nauri. »Mahu lügt! Er selbst hat das Silber in das Wachs gebettet. Und das ist ganz leicht zu beweisen. Wir müssen nur der Katze den Kopf abschlagen. Dann wird man sehen, dass sie nicht hohl ist.«
    Die Pharaonin hatte den Streit mit regloser Miene verfolgt.
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