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Die Knochen der Goetter

Die Knochen der Goetter

Titel: Die Knochen der Goetter
Autoren: Boris Pfeiffer
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Norbert«, ertönte hinter ihm Meisterin Iggles Stimme. »So funktioniert die Akademie der Abenteuer. Ihr habt seine Geschichte verstanden.«
    Die Magistra Bibliothecaria stand zwischen den Regalen und blickte die drei Lehrlinge zufrieden an.
    Das Rauschen ebbte ab. Im selben Moment tauchte in Filines Händen ein Armband auf. Auf dem goldenen Grund waren fünf blaue Kätzchen zu sehen, die sich aneinanderschmiegten.
    Filine fuhr zusammen.
    »Was ist das denn?«
    Meisterin Iggle riss die Augen auf.
    »Noch ein Artefakt! Eine Doppelflut. Das …« Sie fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Das gab es zuletzt 1876, kurz vor der Schlacht am Little Bighorn, als Sitting Bull und Crazy Horse Gäste der Akademie waren.«
    Filine betrachtete das Armband, das sie eben noch an Anchetcheprures Handgelenk gesehen hatte.
    »Aber wir haben uns doch gar nicht mit der Geschichte dieses Artefakts beschäftigt«, sagte sie erstaunt.
    »Offenbar doch«, widersprach Meisterin Iggle. »Ihr alle oder zumindest einer oder eine von euch muss darüber nachgedacht haben. Vielleicht nur am Rande, aber doch so intensiv, dass es sich zeigt und erscheint. Das ist wirklich ungewöhnlich.« Die Meisterin holte tief Luft und blickte Rufus, Filine und No an.
    »Lehrlinge der Akademie«, sagte sie. »Schaut in eure Beutel und erklärt, ob die unter euch, deren Fragmente dank der Kräfte der Akademie mit eurer Hilfe ihr Artefakt gerufen und ins Heute befördert haben, das erschienene Artefakt erkennen.«
    Rufus schluckte. Er legte die silberne Katze zur Seite, öffnete seinen Beutel und blickte hinein. »Mein Fragment, es ist nicht mehr da.«
    Meisterin Iggle deutete auf die Katze. »Erkennst du es dort, Rufus Minkenbold?«
    Rufus blickte Nauris Katze an. Er betrachtete sie genau. Sie war alt geworden, aber von ihrer Schönheit und Lebendigkeit hatte sie nichts eingebüßt. Und dann entdeckte er die Stelle. Am linken Ohr der Katze saß genau das kleine Stück Silber, das er bis zum Auftauchen des Artefakts in seinem Beutel getragen hatte.
    »Ich erkenne es«, sagte er. »Ja, ich erkenne es!«
    Meisterin Iggle wandte sich No zu.
    »Norbert Brunnemann –«
    No stöhnte auf. »Bitte, Meister Iggle …«
    Die Meisterin nickte kurz. »No wie so! Erkennst du in einem der Artefakte –«
    »Nein, Meister Iggle«, unterbrach sie No erneut. »Mein Fragment ist noch hier.« Er zeigte in seinen Beutel. »Alles in Ordnung! Mein Splitter und ich haben unsere Reise noch vor uns.«
    Meisterin Iggle nickte mit strenger Miene. Dann wandte sie sich Filine zu. »Filine Breulhahn, erkennst du dein Fragment dort?« Sie deutete auf das Armband.
    Auch Filine sah in ihren Beutel. Er war leer. Sie nickte, und es sah aus, als schimmerte eine Träne in ihren Augen.
    »Ich erkenne es«, sagte sie.
    Meisterin Iggle blickte die drei Lehrlinge an. »Dann wisst, das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung. Erlösung ist Erinnerung.«
    Hinter den drei Lehrlingen wurden eilige Schritte hörbar.
    »Da seid ihr ja. Habe ich das richtig gespürt? Ist hier eine Flut zu Ende gegangen?«
    Zwischen den Regalen erschien Gino Saurini. Staunend blieb der rundliche Direktor stehen, als er in Filines und Rufus’ Händen je ein Artefakt erblickte.
    »Eine Doppelflut. Ein ägyptisches Armband, um 1300 vor Christus? Wunderbar! Aber was ist das denn?« Er sah Nauris Katze an. »Stammt das Artefakt aus derselben Zeit?«
    Rufus nickte.
    Direktor Saurini klappte die Kinnlade herunter. »Unglaublich!« Dann breitete sich ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Meine lieben Lehrlinge, das ist eine kleine Sensation. Eine Doppelflut, das hatten wir …«
    »1876, kurz vor der Schlacht am Little Bighorn«, rief No.
    »Stimmt!«, bestätigte Saurini erstaunt. »Drei Punkte für dieses exquisite fachliche Wissen, Norbert!«
    No verzog den Mund.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte der Direktor.
    »No!«, erklärte die Magistra Bibliothecaria schnell. »Er möchte No genannt werden.«
    »No? Ach so!« Direktor Saurini nickte. »Also, No, drei Erkenntnispunkte auf dein Konto.«
    Wieder sah er die silberne Katze an. »Ein solches Kunstwerk aus dieser Zeit war der Menschheit bisher nicht bekannt.«
    »Das hat ein junger nubischer Künstler für die Pharaonin Anchetcheprure gemacht«, platzte No heraus. »Erst aus Wachs modelliert und dann aus den Knochen der Götter gegossen. Dabei haben wir auch einiges über die damaligen Gusstechniken, die Goldfärbung mittels Pflanzenwurzeln und noch so ein paar
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