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Die Knochen der Goetter

Die Knochen der Goetter

Titel: Die Knochen der Goetter
Autoren: Boris Pfeiffer
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Jetzt hob sie einen Arm. »Diese Katze darf nicht zerstört werden«, befahl Anchetcheprure. »Sie wird meine Begleiterin sein, wenn du die Wahrheit sprichst, nubischer Junge. Doch du musst es mir beweisen, ohne sie zu zerstören.«
    Mit einem Aufschrei wandte sich Suleiman an die Pharaonin. »Das geht nicht. Ihr wisst, das ist unmöglich.«
    »Aber natürlich geht das«, sagte No, der die Szene atemlos verfolgt hatte. »Das ist ganz leicht, das haben wir doch bei Meister Zachus gelernt.«
    »Aber No!«, Rufus zeigte auf Suleiman und Nauri. »Sie können das archimedische Prinzip nicht kennen. Archimedes wurde erst 285 vor Christus geboren. Bis dahin sind es noch über tausend Jahre.«
    »Ja, wie soll mein Vater das beweisen?«, gellte plötzlich Nauris Ruf durch den Thronsaal. Wütend sah er Mahu an.
    »Ich habe euch gewarnt«, erwiderte der Priester leise. »Die Göttin ist stark. Man geht nicht einfach zu ihr.«
    »Göttin!«, rief Nauri und warf sich vor der Pharaonin auf den Boden. »Was sollen wir tun?«
    Anchetcheprure beugte den Kopf. »Wiegt die Katze und wiegt dann dasselbe Gewicht vom weißen Metall dagegen.«
    »Aber Göttin«, stammelte Suleiman. »Woher werden wir dann wissen, ob es gleich viel Knochen der Götter auf beiden Waagschalen sind? Wäre Sand in der Katze und bräuchten wir als Gegengewicht auf der Waage drei Maß Metall, ihr hättet noch keinen Beweis, was in der Katze ist.«
    Die Pharaonin sah Suleiman traurig an. »Du bist ein ehrlicher Mann. Doch ohne den Beweis wird diese Katze mich nicht begleiten, und ihr werdet das Licht der Sonne nie wieder erblicken. Beweist es mir also, Nubier, es ist eure einzige Wahl.« In Anchetcheprures Augen standen all die Jahrtausende, die die Pharaonen geherrscht hatten. Sie waren nicht grausam, aber sie waren gewohnt, Wunder zu sehen.
    »Zeigt es mir.«
     
    Tränen traten in Suleimans Augen. »Ja, Göttin«, flüsterte er.
    Er wandte sich Nauri zu und umarmte ihn.
    »Nauri, mein Sohn. Wir werden unsere Reise hier beenden. Und wie es aussieht, werden wir es nicht als freie Männer tun. Aber wisse, dass ich dich liebe. Denn du hast ein Kunstwerk aus deinem freien Geist geschaffen. Und ich habe dank deiner Tat ein Kunstwerk geschaffen, das uns beide an unsere Heimat erinnern kann. Die Ohrringe, die meine Katze trägt, sind wie die Ohrringe, die deine Mutter trug, als ich sie das letzte Mal sah. Knie nieder mein Sohn und lass uns beten.«
    Nauri sah seinen Vater an. Seine Lippen zitterten. Suleiman griff nach seinen Händen.
    Anchetcheprures Blick lag dunkel auf den beiden.
    In diesem Moment trat Filine vor.
    Sie beugte sich zu Anchetcheprure und flüsterte ihr leise Worte ins Ohr. Mit einem Mal wurden die Augen der Pharaonin weit.
    Sie hob die Hand und winkte Suleiman zu sich. »Nubier«, sagte sie zu ihm. »Nimm ein Gefäß bis zum Rande voll mit Wasser. Wirf die Katze hinein. Achte nicht auf das Wasser, das überläuft. Nimm die Katze wieder heraus. Mache im Inneren des Gefäßes einen Strich in der Höhe, bis zu der das Wasser nun noch reicht. Dann fülle die Schale erneut bis zum Rand. Nimm nun eine Waage und wiege genau das Gewicht an Knochen der Götter ab, wie die Katze es hat. Wirf diese Menge an weißem Metall in die Schale mit Wasser. Nimm das Metall wieder heraus. Und nun vergleiche vor aller Augen: Steht jetzt das Wasser genau wieder an deinem Strich, dann ist auch deine Katze aus den Knochen der Götter.«
    »Aber Göttin«, protestierte Mahu, »was redet ihr da?«
    Doch Anchetcheprure befahl ihm mit einem Blick zu schweigen. »Ich bin die Göttin, und dies ist der Weg. Kann der Nubier ihn gehen, wird er frei sein, und die Katze geht mit mir. Du kannst es prüfen, Mahu. Sooft du willst. Du kannst dasselbe Gewicht an Gold und an Sand in die Schale werfen, und jedes Mal wird eine andere Menge Wasser überfließen.«
    »Das sind ketzerische Gedanken«, flüsterte Mahu beklommen.
    »Das ist die neue Welt«, sagte die Pharaonin. »Und ich bin die Göttin, und dies ist der Weg«, wiederholte sie. »Kann der Nubier ihn gehen, wird er frei sein, und die Katze geht mit mir. Und das Maat wird herrschen.«
    Filine wandte sich von Anchetcheprure ab und trat zurück. Ihre grünen Augen leuchteten verschwörerisch.
    »Fili!«, rief No. »Du hast mit ihr gesprochen!«
    Filine nickte.
    »Und du hast ihr das archimedische Prinzip verraten«, flüsterte Rufus. »Weißt du, wohin das führen kann? Vielleicht erfinden sie jetzt Waffen, mit denen sie die ganze Welt
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