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Die Knochen der Goetter

Die Knochen der Goetter

Titel: Die Knochen der Goetter
Autoren: Boris Pfeiffer
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der ersten freien Tage besuchen. Wenn er dann nicht gerade in einer Flut steckte.
    Plötzlich musste er lächeln. Schnell zeichnete Rufus die Katze mit energischen Strichen zu Ende. Dann machte er sich sofort an ein neues Bild.
    Als es fertig war, betrachtete er es. Es war ihm gelungen. Darauf saß Nauri in der Ecke des Hauses und formte seine wächserne Katze. Genauso, wie sie es gesehen hatten.
    Rufus löste das Blatt vorsichtig vom Zeichenblock, stand auf und ging auf den Flur.
    Nos Zimmer lag ein paar Schritte den Gang hinunter. Rufus klopfte an die Tür, aber No antwortete nicht. Er war wahrscheinlich immer noch Trigonwürfe üben.
    Rufus öffnete die Tür und sah hinein. Das Zimmer war größer als seins. Auf dem Bett und dem Schreibtisch lagen Nos Sachen verstreut, jede Menge Handwerkszeug und Krimskrams. Schnell legte er das Blatt mit der Zeichnung zuoberst auf einen Stapel seltsamer Metallteile und verließ das Zimmer wieder.
     
    Zwei Stunden später strömten Lehrlinge, Gesellen und Meister in der Aula zusammen.
    Direktor Saurini und Meisterin Iggle standen mit Filine, Rufus und No auf dem Podium. Vor ihnen lagen die beiden neu gewonnenen Artefakte auf dunklen Samtkissen.
    Coralia dagegen saß zwischen den anderen Lehrlingen unten im Saal. Meisterin Iggle hatte Direktor Saurini ausführlich von ihrem Verhalten berichtet, und dieser hatte Coralia daraufhin von der Rede auf dem Podium ausgeschlossen.
    Gino Saurini wandte sich Rufus, Filine und No zu. »Ihr wisst ja schon, dass wir die neu gewonnenen Artefakte für einige Monate in der Aula ausstellen, damit jeder sich ausführlich mit ihnen beschäftigen kann. Aber ihr wisst auch, dass die Aufgabe der Akademie nicht das Sammeln von Schätzen ist, sondern die Entdeckung und das Niederschreiben ihrer Geschichten. Deswegen werden wir die beiden Artefakte anschließend in eine öffentliche Sammlung geben. Wie wäre es mit dem Ägyptischen Museum in Kairo? Denkt bitte mit darüber nach. In jedem Fall dürfen wir nicht vergessen, den Kunstwerken einen Namen zu geben. Bei dem Armband wäre es vielleicht nicht verkehrt, da wir seine Geschichte nicht genau kennen und belegen können, lediglich von einem ›Armband mit fünf Gliedern in Form aneinandergeschmiegter Kätzchen, blaue Fayence auf Gold, Länge 150 Millimeter, gefunden am Arm einer Mumie, um 1300 vor Christus‹ zu sprechen. Was meinst du, Filine? Auch, wenn die euch bekannten Umstände etwas genauere Rückschlüsse zuließen. Aber man darf die Öffentlichkeit nicht mit Wissen überfüttern. Das auch im Hinblick auf die Akademie.«
    Filine sah den Direktor strahlend an und nickte.
    »Bei der Katze jedoch«, fuhr Saurini fort, »bin ich überzeugt, dass sie so einmalig ist, dass wir sie geschickt und auf entsprechend großer Bühne auftauchen lassen müssen. Sie sollte deswegen einen eigenen Namen bekommen. Und da es das dir anvertraute Fragment war, Rufus, würde ich dich um den ersten Vorschlag bitten.«
    Rufus überlegte. Wie sollte die Katze heißen? »Nubische Katze« oder »Katze aus den Knochen der Götter« oder »Katze des nubischen Jungen Nauri«?
    »Äh …«, Rufus sah sich unsicher um. Dabei fiel sein Blick plötzlich auf Filines Augen, in denen das ihm inzwischen so vertraute grüne Leuchten zu sehen war. »Was haltet ihr von ›Katze der Anchetcheprure‹?«, fragte er plötzlich.
    Bevor jemand etwas sagen konnte, klatschte Direktor Saurini in die Hände. »Sehr gut! Bestens! Sind alle einverstanden?«
    Filine lächelte und nickte. Ebenso wie No.
    Lediglich Coralia, die ein französisches Ballkleid aus dem 17. Jahrhundert trug, warf unten vor dem Podium hochmütig den Kopf in den Nacken. »Meiner Meinung nach hätte sie ›Generelles Nubisches Kunsthandwerk, Mitte 14. Jahrhundert vor Christus‹ heißen müssen«, verkündete sie. »Aber ich will niemandem mein unmaßgebliches Urteil aufdrängen. Zumal sich dieses Artefakt am Ende nicht mal als die hervorragende Arbeit aus Gold herausgestellt hat, die sich in ihr zu Beginn der Flut noch vermuten ließ.«
    Sie zuckte verächtlich mit den Schultern und wandte sich Saurini zu. »Was ich noch fragen wollte, Direktor. Was ist eigentlich mit meinem Punktestand? Ohne mich wären die Frischlinge in ihrer ersten Flut an einigen Stellen sicher gescheitert. Auch wenn es sich, wie sich allerdings lange vermuten ließ, nicht um eine von meinem Fragment ausgelöste Flut gehandelt hat.«
    Gino Saurini seufzte. »Ich gebe dir einen Punkt für die Entdeckung
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