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0557 - Gehetzt, gejagt, getötet

0557 - Gehetzt, gejagt, getötet

Titel: 0557 - Gehetzt, gejagt, getötet
Autoren: Jason Dark
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Lorna verließ auf leisen Sohlen das Zimmer. Ihre Eltern schliefen, sie hatten vom Treiben ihrer Tochter nichts mitbekommen. Im Dunkeln schritt Lorna den Flur entlang, bis sie kurz vor dem Ende an der Tür einer Kammer stehenblieb.
    Sie besaß den Schlüssel. Er steckte in der Tasche ihres hellen Bademantels. Sekunden später war die Tür offen. Lorna schlüpfte in die kleine Kammer, wo sie Licht machte.
    Dicht über der Tür brannte eine kleine Leuchte. In einem Regal stapelte sich Wäsche. Sie lag wohlgefaltet übereinander. Ein Stuhl paßte noch soeben zwischen die vier Wände. Auf ihm lagen Wintersachen.
    Lorna Leyn streifte den Bademantel ab. Bis auf einen knappen Slip war sie nackt. Ihre kleinen Brüste reckten sich stolz. Sie hätte alles eingesetzt, um den Reporter gefügig zu machen. Leider hatte er auf ihre Reize nicht reagiert.
    Hastig zog sie sich an.
    Die dicken Jeans, die hohen Schnürschuhe, den schwarzen Pullover, darüber die Jacke. Ihr blondes Haar versteckte sie unter einer ebenfalls dunklen Mütze.
    So eingekleidet verließ sie die Kammer, bewegte sich leise über den Flur zurück, bis sie das Zimmer des Reporters erreichte. Sie würde Schwierigkeiten bekommen, wenn sie den leblosen und schweren Körper nach unten schaffte.
    Sie schaffte es, ging aber nicht gerade sanft mit ihm um. Zuerst aus dem Raum, dann durch den Gang, und schließlich schleifte sie ihn über die Treppe.
    Als sie den leblosen Körper endlich durch den unteren Gang zur Rückseite des Gebäudes schleifen konnte, war sie schweißgebadet und gleichzeitig glücklich, weil sie abermals nicht von ihren Eltern gehört worden war.
    Der Rest war im Gegensatz zu den hinter ihr liegenden Strapazen fast ein Kinderspiel.
    Auf dem Hof parkte der Wagen. Seit einem Jahr besaß auch die Tochter des Hauses einen Führerschein. Von ihren Eltern wurde sie des öfteren zum Einkaufen auf den Markt geschickt. Um viele Waren aufnehmen zu können, hatte sich ihr Vater vor einiger Zeit einen Mercedes Kombi zugelegt, einen Diesel.
    Bill Conolly fand auf der Ladefläche seinen Platz. Als Lorna seine Beine »faltete« und ihn noch einmal auf die Seite legte, rutschte etwas aus seiner Jacke hervor.
    Eine Pistole!
    Lorna bekam große Augen. Fieber schoß in ihr hoch, so heiß war es ihr geworden. Die Pistole hypnotisierte sie. Mit zitternder Hand griff sie zu und steckte sie ein.
    Wenn sie noch jemand aufhalten wollte, würde sie schießen. Wie man das machte, hatte sie oft genug auf dem Bildschirm in entsprechenden Filmen gesehen.
    Vor einer Sache hatte sie trotzdem Furcht. Wenn sie den Diesel anließ, würde das Tuckern des Motors möglicherweise überlaut zu hören sein und ihre Eltern wecken. Den Fragen ihres Vaters sah sich Lorna nicht gern ausgesetzt. Er war manchmal ziemlich autoritär seiner erwachsenen Tochter gegenüber.
    Gemächlich drückte sie die Heckklappe in die Tiefe. Sie hörte kaum einen Laut, als sie einrastete. Rasch ging sie auf die rechte Seite, wo sie die Tür aufschloß.
    Bis zum Ziel, nach Talley, hatte sie einige Meilen zu fahren. Sie wollte von unterwegs anrufen und ihren Eltern Bescheid geben.
    Eine entsprechende Ausrede würde ihr schon einfallen. Nur erst einmal weg aus der Gefahr des Entdecktwerdens.
    Der Diesel mußte zunächst noch etwas vorglühen, dann aber kam er. Dennoch war er dem Mädchen viel zu laut. Lorna zitterte innerlich. Das mußte einfach zu hören sein.
    Langsam rollte sie vom Hof und schielte dabei an der Hauswand in die Höhe, wo das Schlafzimmer ihrer Eltern mit den beiden kleinen Fenstern lag.
    Hinter den Scheiben breitete sich plötzlich eine gelbe Helligkeit aus.
    Sie waren wach geworden.
    Lorna fuhr schneller.
    In dem Augenblick, als ihr Vater das Fenster aufriß und in den Hof schaute, bog sie um die Ecke, wo sie die Straße erreichte und endlich beschleunigen konnte.
    Weg aus Porthcawl, diesem kleinen Kaff an der Küste des Bristol Channel. Dann auf die Straße in Richtung Bridgend und dort auf den Motorway M4.
    Erst als Lorna Leyn die Schnellstraße erreicht hatte, atmete sie tief durch. Sie ging sofort auf die rechte, die Überholspur, drückte den Kopf zurück und lachte.
    Ihr eigenes Lachen schallte als Echo zurück. Der Mann auf der Ladefläche hörte es nicht. Er lag nach wie vor in einer tiefen Bewußtlosigkeit.
    Der Motorway war um diese frühe Morgenstunde fast leer. Lastwagen, beladen mit Lebensmitteln, überholte sie des öfteren. Von der Küste her stiegen Dunstwolken an den Klippen hoch,
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