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0557 - Gehetzt, gejagt, getötet

0557 - Gehetzt, gejagt, getötet

Titel: 0557 - Gehetzt, gejagt, getötet
Autoren: Jason Dark
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krochen über sie hinweg, wurden vom Wind erfaßt, um sich in der Dunkelheit zu verteilen.
    Die Zwanzigjährige schaute auf die Uhr. Die vierte Morgenstunde war noch nicht angebrochen. Sie kannte den Weg in die Umgebung von Talley und rechnete damit, ungefähr zwei Stunden unterwegs zu sein. In den frühen Morgenstunden würde sie eintreffen, ihre Fracht abladen und wieder zurückfahren, als wäre nichts gewesen.
    Lorna dachte wieder an ihre erste Begegnung mit Milena, der Vampirin. Sie lag drei Jahre zurück. Lorna war in der Nähe von Talley zu Besuch bei Verwandten gewesen und hatte natürlich die Umgebung erkundet. Lange Spaziergänge hinein in die Waliser Einsamkeit.
    An einem Abend war sie auf Milena getroffen. Plötzlich hatten sich beide auf einem Waldweg gegenübergestanden. Was dann gefolgt war, kam Lorna noch heute vor wie ein Traum.
    Sie waren aufeinander zugegangen und sich in die Arme gefallen.
    Die eine fühlte sich von der anderen angezogen, und Milena hatte ihr, der neuen Freundin, ein Geheimnis mitgeteilt und Lorna zu ihrer Komplizin gemacht, denn Milena besaß große, übergreifende Pläne.
    Die Jüngere war sofort von dieser Person fasziniert gewesen. Milena hatte nicht einmal viel zu sagen brauchen. Ihr Streicheln war mehr als tausend Worte gewesen, und Lorna war dahingeschmolzen wie Eis in der Sonne.
    »Wenn du mir hilfst, werde ich dir später helfen!« hatte ihr Milena oft genug zugeflüstert.
    Es war ein Versprechen gewesen, das Lorna gegeben hatte. Am Ende des Urlaubs hatte sie geweint, war nach Hause zurückgekehrt und hatte Milena in den ersten Wochen nicht vergessen können.
    Sie hatte ihr geschrieben, aber nie mehr Antwort bekommen. Zeit war vergangen, die ersten Wunden waren verheilt, und Lorna führte wieder ein anderes Leben.
    Bis zu dem Tag, als sich Milena meldete. Nicht auf dem normalen Weg. Sie war plötzlich in Lornas Gedanken eingedrungen und hatte sie an das Versprechen erinnert.
    Wieder waren die glücklichen Wochen der Vergangenheit vor Lornas Augen entstanden. Jubelnd hatte sie zugestimmt.
    Nun befand sich die junge Frau auf dem Weg zu ihrer Freundin.
    Sie ahnte, daß Milena nicht mehr die gleiche war wie früher, nein, sie wußte es sogar, und in ihr wechselten Spannung und Furcht.
    Der Motorway kam ihr vor wie eine gerade Linie. Zumeist schwarz, bis auf den helleren Mittelstreifen.
    Sie steigerte das Tempo noch mehr, geriet in einen Rausch, denn sie konnte es nicht erwarten, endlich zu Milena zu gelangen. Die Straße schien endlos zu werden, wie ein Tunnel, der einfach nicht aufhörte. Nur ab und zu unterbrochen von vorbeihuschenden Lichtstreifen, wenn ihr auf der anderen Seite Fahrzeuge entgegenkamen.
    Vereinzelt tauchten die Hinweisschilder auf Orte und Abfahrten auf: Port Talbot, Skewen, dann Swansea.
    Als sie diesen Hinweis sah, huschte ein Lächeln über Lornas Gesicht. Kurz hinter dem Ort endete die Autobahn. Von dort aus ging es ab in die Einsamkeit von Wales.
    Hinter ihr schimmerte seit einiger Zeit ein Licht, das einfach nicht größer werden wollte. Es nahm auch nicht ab. Wer immer da fuhr, befand sich mit ihr auf der gleichen Spur und behielt auch sein Tempo bei.
    Lorna Leyn war bisher zu stark mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt gewesen, um nervös werden zu können. Nun allerdings behielt sie das Licht im Auge.
    Es näherte sich.
    Nur ein heller Fleck. Jemand auf einem Motorrad. Das Mädchen dachte sofort an die Motorway Police. Die Beamten machten auf ihren schnellen Motorrädern Jagd auf Verkehrssünder.
    Gehörte sie dazu?
    Das Geräusch des heranfahrenden Zweirads übertönte den Klang des Diesel. Es war tatsächlich ein Polizist auf einem Zweirad. Er überholte. Am Heck der Maschine leuchtete rot das Schild.
    Follow me!
    Lornas Kehle trocknete aus. Was sollte sie tun? Fliehen hatte keinen Sinn. Also anhalten und sich seinen Fragen stellen. Was war, wenn er den Mann hinten auf der Ladefläche entdeckte?
    Ihr fiel die Beutewaffe ein. Der Drang, Milena zu erreichen, war so stark, daß sie daran dachte, die Pistole einzusetzen. Der Mercedes rollte langsam aus.
    Im Licht der Scheinwerfer wirkte der Polizist neben seinem Motorrad wie ein Gemälde. Er war bereits abgestiegen, die Maschine war aufgebockt, und Lorna tat plötzlich das einzig Richtige in ihrer Lage.
    Sie stieg aus und ging dem Mann entgegen.
    Auf halber Strecke trafen sie zusammen. Lorna nahm den freundlichen Gruß des Beamten entgegen und versuchte es mit einem Lächeln. »Sir, was habe ich
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