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0557 - Gehetzt, gejagt, getötet

0557 - Gehetzt, gejagt, getötet

Titel: 0557 - Gehetzt, gejagt, getötet
Autoren: Jason Dark
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Gesichtszüge nahmen einen clownhaften Ausdruck an. Er konnte einfach nicht fassen, was er da präsentiert bekam. Das war unmöglich.
    Die Fledermäuse mit den menschlichen Köpfen schraubten sich hoch. Sie selbst waren nicht sehr groß. Nur wenn sie ihre Schwingen ausgebreitet hatten, machten sie Eindruck. Und die aus dem Oberkiefer wachsenden Zähne blinkten wie blanke Messer.
    Zwei Sekunden dauerte das sich gegenseitige Anstarren. Dann erst griffen die beiden Monstren an.
    Sie stießen sich ab, waren schnell und deckten den Mann mit ihren Schwingen zu.
    Lorna Leyn bekam noch mit, wie der Polizist die Arme hochriß, um sich zu schützen. Dann sah sie nichts mehr, weil ihr die herabhängenden Schwingen die Sicht nahmen.
    Dafür hörte sie die erstickt klingenden Laute, das war fast noch schlimmer. Ächzen und Gurgeln wirkten wie Hilfeschreie. Die Schwingen bekamen von unten her Druck, wobei sie sich bewegten wie Teppiche, unter denen ein Tier herkroch, das den Stoff in ein Wellenmuster verformte.
    Ein letzter Schrei – Stille.
    Die Schwingen öffneten sich wie der Vorhang auf einer Bühne.
    Auch sie gaben eine Szene frei.
    Das Bild des Schreckens. Blut lief über das Gesicht des Polizisten.
    Die Wunden befanden sich an seiner Stirn und am Hals. Dort klafften sie wie Schnitte.
    Leblos hing er in ihren Krallen, die Beine schleiften noch über dem Beton.
    Die Vampirgesichter hatten sich ebenfalls verändert. Eine makabre Farbe war in sie hineingestrichen worden. Lorna mußte schon zweimal hinschauen, um erkennen zu können, daß es sich dabei um Blut handelte. Wahrscheinlich aus den Wunden des Polizisten.
    Das also war Milenas Hilfe…
    Lorna faßte es nicht. »Was… was habt ihr mit ihm vor?« flüsterte sie, wobei sie sich darüber wunderte, daß sie es schaffte, einen Satz zu sprechen.
    Sie bekam keine akustische Antwort. Dafür bewegten die beiden Monstren synchron ihre Schwingen. Sie rissen den Beamten mit in die Höhe und die Dunkelheit des frühen Morgens hinein.
    Lorna hob den rechten Arm. Eine winkende Geste, die aber abgebrochen wurde, denn diesem Polizisten einen letzten Gruß zu senden, hatte keinen Sinn. Sie stand auf dem Randstreifen, konnte sich kaum rühren und schaute dorthin, wo die Fledermäuse mit ihrer Beute verschwunden waren.
    Noch einmal vernahm sie etwas. Ein Schrei zitterte ihr langgezogen entgegen. Er war schräg über ihr geboren worden, vielleicht in den Wolken, der Finsternis oder schon im Jenseits? Das einsam am Rand der Bahn stehende Mädchen war völlig durcheinander. Einige Male huschte ein Lächeln über ihr Gesicht, ohne daß es dafür ein Motiv gegeben hätte.
    Sie war wieder da. Sie füllte ihr Gehirn aus. Zuerst mit einem leisen Lachen, dann mit der fragenden Stimme. ›Nun, Lorna. Habe ich dir nicht die beiden Helfer geschickt? Sie waren gut, nicht wahr?
    Wenn du unter meinem Schutz stehst, brauchst du keine Angst zu haben…‹
    »Was soll ich denn tun?«
    »Du setzt dich in den Wagen und fährst zu deinem Ziel. Das ist alles, Lorna. Denk an die Vergangenheit, an die Zeiten, die wir miteinander verbracht haben…«
    »Ja, Milena, ja«, flüsterte Lorna und nickte dabei. Sie schritt auf ihren älteren Mercedes zu, schloß die Heckklappe und warf dem Gefangenen noch einen Blick zu.
    Der Mann rührte sich nicht. Er hatte von der unheimlichen Szene überhaupt nichts mitbekommen.
    Lorna Leyn stieg ein. Sie schloß die Tür und dachte über Vampire nach.
    Soviel ihr bekannt war; besaßen die Blutsauger kein Spiegelbild.
    Lorna wollte es genau wissen. Sie schaute in den Innenspiegel und freute sich darüber, ihr Gesicht sehen zu können. Sie war keine Blutsaugerin. Sie wollte damit auch nichts zu tun haben, nie so werden wie die beiden fürchterlichen Monstren.
    Mit beiden Händen strich sie über die Wangen, knetete die Haut und freute sich über deren Wärme. Es war nicht die blutlose Pelle eines Vampirs, da zirkulierte noch das Blut, es gab Wärme und Leben.
    Wie mochte es wohl dem Polizisten ergangen sein? Sein Motorrad stand sichtbar am Rand des Motorways. An der Funksprechanlage blinkte eine Lampe permanent auf.
    Er würde sich nie mehr melden.
    Das Mädchen bekam für einen Moment ein schlechtes Gewissen.
    Sie hätte als einzige eine Erklärung geben können, aber wer hätte ihr schon geglaubt?
    Lorna hob die Schultern, drehte den Zündschlüssel und startete.
    Sehr langsam ließ sie den Wagen auf die Bahn rollen. Bis zum Hellwerden verging noch Zeit. Wie der Tag werden
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