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0557 - Gehetzt, gejagt, getötet

0557 - Gehetzt, gejagt, getötet

Titel: 0557 - Gehetzt, gejagt, getötet
Autoren: Jason Dark
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Kopf stimmte auch einiges nicht.
    Das lag nicht allein am Giftgas. Ich hatte vorher noch Schläge abbekommen. Von Tom, dem schwarzhaarigen, jungen Typen, der eine gewisse Ähnlichkeit mit Tom Jones, dem Sänger, besaß. Er hatte in mir einen Verräter gesehen und haßte mich so sehr, daß es ihm nichts ausgemacht hätte, mich zu erschießen.
    Die anderen hatten ihn davon abgehalten. Auch Hank, Anführer der Gruppe. Ein ebenfalls schon älterer Mann.
    Dazu gehörten außer Tom noch sein Bruder Wayne – kaum besser als er, aber blond – und Cockney, der Mann mit den wenigen Haaren, dem runden Gesicht und dem Hut, den er so gut wie nie abnahm. Selbst beim Niederfallen nach der Gas-Attacke war er ihm nicht vom Kopf gerutscht.
    Grealy schwankte auf mich zu. Er wollte nach draußen, ich gab den Weg frei. Beim Aussteigen wäre er fast gefallen. Ich konnte ihn festhalten, er bedankte sich und lehnte sich gegen die Außenwand des Wohnmobils. »Verdammt, Sir«, keuchte er. »Verdammt noch mal. Da haben wir uns reinlegen lassen. Jetzt ist es aus.«
    »Mal sehen.«
    Er lachte, mußte würgen und spie aus. »Weißt du, Sir, es ist schon beschissen. Da kommt dieser Kerl und holt sich die Urne. Jetzt ist der Weg für Milena frei.«
    »Weißt du genau Bescheid?«
    »Vielleicht…« Er hob die Schultern. »Vielleicht auch nicht. Es ist alles kompliziert.«
    »Ihr hättet euch selbst einig sein müssen, Grealy.«
    Der Mann mit der Schrotflinte hob den Kopf und starrte mich an.
    Sein Mund hatte einen Halbmond gebildet. »Du bist gut, Sinclair, sehr gut. Schau sie dir doch an. Glaubst du im Ernst, daß du in diesen Haufen Disziplin hineinbekommst?«
    »Man müßte es versuchen.«
    Er winkte ab. »Tom und Wayne sind Verrückte. Sie halten sich bei uns auf, weil ihnen die Gier nach Gewalt schon mit in die Wiege gelegt worden ist. Das sind Schläger, in Talley waren sie bekannt. Die Jagd nach Vampiren ist für sie eine Abwechslung, keine Berufung. Verstehst du?«
    »Ich bemühe mich.«
    »Du hast noch nie mit diesen Typen zu tun gehabt – oder?«
    »Wenig.«
    »Dann ist alles klar.« Er legte mir eine Hand auf die Schulter. »Tut mir leid, Sir, daß ich dir nicht helfen konnte. Aber ich erinnere mich, daß du Basil Kropec ziemlich skeptisch gegenübergestanden hast.«
    »Ich mochte ihn nicht.«
    »Weshalb?«
    »Grealy, ich bin zwar jünger als du, aber auch ich habe meine Lebenserfahrungen. Manchmal sieht man einen Menschen und weiß sofort, daß er nicht auf der gleichen Wellenlänge liegt wie unsereiner.«
    »Da hast du recht.«
    »Wie geht es weiter?«
    Grealy schaute mich an und lachte. »Ist dir nicht übel gewesen?«
    »Und wie.«
    »Hart im Nehmen, was? Aber schau dir die Herzchen mal an. Sie sind alle daneben, ich übrigens auch. Bin gespannt, wie die Erskine-Brüder reagieren. Du weißt ja, Tom und Wayne.«
    »Ja, meine Freunde. Vielleicht sind sie zur Vernunft gekommen.«
    »Die nicht, Sir.«
    Der nächste verließ den Wagen. Es war Hank. Seine Gesichtsfarbe hatte einen Stich ins Grünliche bekommen. Wir alle mußten aussehen wie Zombies.
    Er zwinkerte gegen die tiefstehende Morgensonne an und klammerte sich am Haltegriff fest. »Jetzt kommen sie nicht mehr«, sagte er rauh. »Sie hassen das Licht.«
    »Leider wird es schnell wieder dunkel«, murmelte Grealy. »Dann werden wir uns auf etwas gefaßt machen müssen.«
    Im Wagen würgte Tom. Ich hörte ihn dabei fluchen. »Wieso werden wir das?« fragte Hank.
    Grealy lachte schrill. »Hast du denn nicht gesehen, daß die verdammte Urne fehlt?«
    »Nein.«
    »Die hat Kropec mitgenommen.«
    »Scheiße!« fluchte Hank und schaute mich dabei an. Ich ahnte, was in seinem Kopf vorging. Er sprach es dann aus. »Sorry, wir haben dich wohl falsch eingeschätzt.«
    »Mich laß mal außen vor«, sagte Grealy. »Wer mir das Leben rettet, dem vertraue ich auch.«
    »Ich hätte es auch wissen müssen«, flüsterte Hank. »Kropec hat nie zu uns gehört. Er war einer der immer Freundlichen, verstehst du, Sinclair?«
    »Sicher.«
    »Nun ja, im Gasthaus war er auch bei uns. Wir haben zusammen getrunken und…«
    Tom erschien. Er schob Hank zur Seite, taumelte ins Freie und übergab sich.
    Sein Bruder kam auch. Mit zitternden Beinen und kalkweißem Gesicht verließ er den Wagen. Den Schluß machte Cockney. Er wirkte ebenfalls wie eine lebende Leiche. Sogar sein Hut saß schief auf dem runden Kopf.
    Wir alle fühlten uns mies. Das Gift hatte uns tatsächlich für einige Stunden umgehauen. Die zehnte
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