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Die Klinge

Titel: Die Klinge
Autoren: Colin Forbes
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wie eine Wachsfigur bei Madame Tussaud.«
    »Dieser Fall unterliegt höchster Geheimhaltung«, blaffte Morgan. »Den kann ich unmöglich im Beisein Fremder mit Ihnen besprechen.«
    »Dann sollte ich Ihnen die Herrschaften vielleicht einmal vorstellen. Die Dame in der Ecke hier ist Miss Paula Grey, meine persönliche Assistentin. Sie war es übrigens, die die näheren Umstände von Holgates Ermordung aufgeklärt hat.«
    Morgan drehte sich um. Erst jetzt bemerkte er Paula, und sein Benehmen änderte sich schlagartig. Mit einem anzüglichen Grinsen ging er auf ihren Schreibtisch zu und streckte ihr seine prankenartige Hand entgegen.
    »Was für ein hübsches Kind. Bei einem solchen Anblick wird einem ja ganz warm ums Herz.«
    Paula starrte ihn gleichgültig an, zog eine Schublade heraus und hielt Morgan dann, ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen, eine kleine Flasche mit Desinfektionsmittel hin.
    »Damit sollten Sie sich vielleicht mal den Mund ausspülen.«
    Morgan verschlug es die Sprache. Er klappte den Mund auf und zu, ohne einen Laut von sich zu geben. Dann wirbelte
er herum und deutete mit einem seiner plumpen Finger auf Newman.
    »Sie kenne ich. Sie sind Robert Newman, der Journalist.« Aus seinem Mund hörte sich das wie eine Beleidigung an. Newman erwiderte schweigend und mit unbewegter Miene den Blick seines Gegenübers.
    Tweed übernahm die Antwort für ihn. »Mr. Newman genießt mein uneingeschränktes Vertrauen. Er hat nicht nur eine strenge Ausbildung in unserem Trainingscamp absolviert, sondern auch den SAS-Lehrgang, was nur wenige von sich behaupten können. Außerdem arbeitet er schon seit vielen Jahren für mich.« Mit lauter Stimme fügte er hinzu: »Und jetzt hören Sie in Gottes Namen auf, sich wie ein Idiot zu benehmen, und setzen sich erst einmal hin.«
    Morgans grimmige Miene wich einem unsicheren Grinsen. Er sah sich um, als wüsste er nicht so recht, was tun. Schließlich nahm er in einem der Sessel Platz.
    »Was wollen Sie eigentlich hier?«, fragte Tweed ungehalten. »Wieso verschwenden Sie Ihre und meine Zeit?« Er saß kerzengerade mit vor der Brust gefalteten Händen hinter seinem Schreibtisch und starrte Morgan herausfordernd an.
    Paula rechnete jeden Augenblick damit, dass Tweed vollends in die Luft ging. Normalerweise gab sich ihr Chef ruhig und besonnen, aber es gab auch Gelegenheiten, bei denen er richtiggehend explodierte. Das Ergebnis war jedes Mal verheerend. Morgan schlug seinen Trenchcoat auf und griff umständlich in die Innentasche seines Jacketts. In diesem Augenblick ging die Tür auf, und Marler kam herein.
    Marler war Ende dreißig, eins zweiundsiebzig groß, aschblond, glatt rasiert und wie immer ausgesucht elegant gekleidet. Heute trug er einen hellgrauen Anzug, ein weißes Hemd und eine italienische Krawatte. Außer seinem weltmännischen Auftreten besaß Marler noch viele
andere Talente - so konnte es beispielsweise als Schütze in ganz Westeuropa keiner mit ihm aufnehmen. Wortlos lehnte er sich neben Paulas Schreibtisch mit blasierter Miene an die Wand, nahm eine Kingsize-Zigarette aus einem goldenen Etui und zündete sie sich an.
    Morgan drehte sich zu ihm um und stierte ihn entgeistert an. »Das werden ja immer mehr«, bemerkte er entrüstet. »Und wer ist das, wenn man fragen darf?«
    »Marler, darf ich Ihnen Nathan Morgan, den frisch gebackenen Chef der Special Branch vorstellen?«, sagte Tweed. »Er ist einfach unangemeldet in unser Allerheiligstes gestürmt.«
    »Sieh mal einer an«, sagte Marler blasiert. »Was sich diese Jungfüchse alles herausnehmen.«
    Wieder klappte Morgan der Mund auf und zu, ohne dass ein Ton herauskam. Er nestelte noch immer in seiner Jacketttasche herum, an die er wegen des Trenchcoats nicht richtig herankam. Alle warteten schweigend, bis er endlich mit hochrotem Kopf einen Umschlag zum Vorschein gebracht und daraus ein Blatt Papier hervorgezogen hatte. Es trug den Briefkopf des Innenministeriums.
    Jetzt schlug Morgan einen offiziellen Ton an. »Von höchster Stelle wurde beschlossen, dass die Special Branch und der SIS in Zukunft eng zusammenarbeiten sollen. Wir werden deshalb einen unserer Mitarbeiter als Verbindungsmann permanent hier vor Ort installieren. Ich erwarte, dass Sie ihm ein Büro und alle nötigen Kommunikationsmittel zur Verfügung stellen.«
    Dann überreichte er Tweed das Schreiben, der es kurz überflog, in eine Schublade legte und schließlich zu Paula sagte: »Der Wisch kann mit dem übrigen Altpapier in den
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