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Die Klinge

Titel: Die Klinge
Autoren: Colin Forbes
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gegen die Fensterscheiben. Paula, die ebenfalls hinter ihrem Schreibtisch saß, sprach als Erste.
    »Gratuliere, Tweed. Sie haben’s wieder einmal geschafft.«
    »Das war der schwierigste Fall, mit dem ich es jemals zu tun hatte«, sagte Tweed und wiegte dabei den Kopf. »Aber die Lorbeeren gebühren Ihnen. Sie haben die Mörderin schließlich gestellt - und zwar unter Einsatz Ihres Lebens.«
    Er wartete, bis alle Paula noch einmal beglückwünscht hatten. Paula blickte betreten auf ihre Schreibtischplatte. Die Komplimente waren ihr sichtlich peinlich. Dann ergriff
sie leise wieder das Wort, weil sie glaubte, etwas sagen zu müssen.
    »Beinahe hätte Marienetta in dem alten Bergwerksstollen auch mich enthauptet. Aber es ist wirklich seltsam: Ich wusste, dass sie es war, noch bevor Tweed ihr den Hut vom Gesicht zog. Ich hatte mich nämlich an die Worte erinnert, die jemand zu mir gesagt, die ich aber wieder vergessen hatte. Ich hätte für mein Leben gern ein eigenes Museum. Das hat Marienetta gesagt, als sie uns ihr Atelier gezeigt hat. Wir haben uns die ganze Zeit gefragt, was wohl mit den verschwundenen Köpfen passiert ist. Jetzt wissen wir es: Marienetta hat sie für ihr Kopfmuseum gebraucht. Aber das ist noch nicht alles: Bevor wir den Stollen wieder verlassen haben, bin ich noch ein Stück weiter hineingegangen und habe dabei ein komplett eingerichtetes Bildhaueratelier gefunden. Marienetta hat die abgeschnittenen Köpfe ihrer Opfer als Modelle für grausig realistische Plastiken verwendet.«
    »Und Beck hat mir das Geheimnis des Richtblocks erklärt«, sagte nun Tweed. »Er war in der Kunststofffabrik in Vevey und hat herausgefunden, dass Marienetta einen Nachschlüssel zu Sophies Privatlabor hatte, in dem sie diesen neuen, äußerst flexiblen und extrem leichten Kunststoff entwickelte, von dem sie uns einmal erzählt hat. In einer Ecke war eine Gussform aus Metall, die genau dem Kunststoffblock entsprach, den wir in dem Tunnel gefunden haben. Marienetta hat in Sophies Laborbuch gelesen, wie man den Kunststoff herstellt, und sich daraus einen Richtblock für ihre grauenvollen Verbrechen gegossen. Der Block war extrem hart, gleichzeitig aber sehr leicht und damit gut zu transportieren. In dem Bergwerksstollen bei Airolo hat Beck übrigens noch zwei weitere dieser Blöcke gefunden.«
    »Aber wie hat sie bloß die Köpfe transportiert?«, fragte Nield.

    »In einem großen Schrankkoffer, dessen Inneres mit Leder ausgeschlagen war. Dort konnte Marienetta sowohl ein Laborgefäß mit dem Kopf als auch die Axt transportieren. Davor hingen Kleidungsstücke, um den wahren Inhalt des Koffers zu verbergen. Beck hat auch diesen Koffer im Stollen gefunden.«
    »Eines verstehe ich noch immer nicht«, sagte Paula. »Eigentlich muss es ja Marienetta gewesen sein, die mich in Chiasso vor den Güterwagen gestoßen hat. Aber sie kam erst später mit dem Schnellzug aus Lugano an.«
    »Das war einer ihrer ältesten Tricks«, antwortete Tweed. »Sie sagte zwar ihrer Familie im Splendide Royal, dass sie nicht mitkommen wolle und lieber auf ihr Zimmer gehe, in Wirklichkeit aber hat sie sich zum Bahnhof begeben und einen früheren Zug genommen. Sie war also schon längst in Chiasso, als wir dort eintrafen. Marienetta hat sich auf dem Bahnhof versteckt gehalten, bis sich eine günstige Gelegenheit für sie ergab, Sie auf die Schienen zu stoßen. Danach ist sie hinüber zum anderen Bahnsteig gerannt und dort sofort, als der Schnellzug hielt, in diesen eingestiegen. Im Zug ist sie ein paar Türen weitergelaufen, wieder ausgestiegen und hat mich dann umarmt, als wäre sie eben erst angekommen.«
    Paula deutete auf die Zeitung auf Tweeds Schreibtisch. »In seinem Kommentar schreibt Bob, dass er sichere Beweise dafür hat, dass Marienetta die Kusine von Straub war. Was sind das denn für Beweise?«
    »Als wir von Airolo wieder nach Zürich zurückgekehrt sind, habe ich gleich Roy Buchanan angerufen«, erklärte Tweed. »Er hat sich einen Durchsuchungsbefehl besorgt und im ACTIL-Gebäude eine gründliche Hausdurchsuchung veranstaltet. In einem Stahlschrank fanden seine Leute schließlich Marienettas Geburtsurkunde. Ihr Vater war ein Bruder von Straubs Vater Vito, ihre Mutter eine
Engländerin. Das macht sie zu Russell Straubs Kusine ersten Grades. Ich habe Ihnen doch erklärt, dass Macht das Motiv für die Morde war. Und das stimmt auch: Straub war gierig nach der Macht und wollte um jeden Preis Präsident der USA werden. Aber um in dieses
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