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087 - Bei Vollmond kommt der Tod

087 - Bei Vollmond kommt der Tod

Titel: 087 - Bei Vollmond kommt der Tod
Autoren: A.F.Morland
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Zum erstenmal hatte Pasquanell mit seiner Gewohnheit gebrochen, allein in die Wildnis zu gehen. Er hatte Simon Doyle mitgenommen, einen jungen, mutigen Mann, den er in Montreal kennengelernt hatte.
    Pasquanell war ein bekannter Mann. Viele hielten ihn für einen eigenwilligen Spinner, und sie waren der Ansicht, sein Eremiten-Dasein hätte ihm nicht gutgetan.
    Doch es gab genug Leute, die wußten, daß sich Pasquanell in den Dienst der Menschen gestellt hatte.
    Dieser Mann mit dem struppigen Vollbart, der von grauen Strähnen durchzogen war wie sein Haar, hatte schon zahlreichen Menschen geholfen, hatte sie vor Angst, Grauen und Tod bewahrt.
    Wer ihn bezahlen konnte, der tat es. Aber auch ohne Geld, wurde Pasquanell aktiv, denn ihm ging es in erster Linie darum, den Vormarsch der Werwölfe in Kanada zu stoppen.
    Sobald er von einem der Monster erfuhr, zog er los, um sich an seine Fersen zu heften, und in den seltensten Fällen überlebte das die gefährliche Bestie.
    Nur ab und zu gelang es einem schlauen Wolf, die Konfrontation zu vermeiden und sich in Sicherheit zu bringen.
    Diese Monster waren dann besonders gefährlich. Erstens, weil sie es nicht verhindern konnten, daß sie hatten fliehen müssen, und zweitens, weil sie, bevor Pasquanell aktiv wurde, Blut geleckt hatten.
    Sie wollten wieder töten!
    Ein ganz besonders gefährliches Exemplar war Eliot Oakland. Wie der Mann zum Wolf geworden war, wußte Pasquanell nicht, aber es war ihm bekannt, was Oakland getan hatte.
    Seine ganze Familie hatte Eliot Oakland im Blutrausch ausgerottet. Vater, Mutter, zwei Geschwister, und das alles in einer einzigen Vollmondnacht.
    Die Nachbarsfamilie war nur deshalb mit dem Leben davongekommen, weil der Morgen angebrochen war und die verderbende Kraft des Mondes Oakland nicht mehr hatte stärken können.
    Als Simon Doyle hörte, daß Pasquanell den Wolf jagen wollte, hatte er ihn gebeten, ihn mitzunehmen.
    »Das geht nicht«, hatte Pasquanell erwidert. »Wie stellen Sie sich das vor? Eine Werwolfjagd ist kein Spaziergang durch einen friedlichen Wald, mein Lieber. Oakland ist eine grausame Bestie, die nur eines im Sinn hat, sobald sie Sie sieht: Er will Sie töten.«
    Der blonde, blauäugige Doyle sagte: »Man sieht es mir nicht an, Sir, aber ich kann mich meiner Haut sehr gut wehren.«
    »Haben Sie schon einmal gegen einen Werwolf gekämpft?«
    »Nein, aber…«
    »Im Kampf gegen diese reißenden Ungeheuer gelten andere Gesetze, mein Bester. Da reicht Kampfgeist allein meist nicht aus.«
    »Ich bin wißbegierig und lerne sehr schnell. Ich möchte eines Tages so sein wie Sie. Sie werden nicht ewig leben, und ich bin jung. Soll es, wenn Sie einmal nicht mehr sind, keinen Werwolfjäger mehr geben? Wer nimmt sich dann der gefährlichen Bestien an?«
    Damit hatte Doyle etwas gesagt, was Pasquanell schon seit längerem beschäftigte.
    Was würde sein, wenn er nicht mehr lebte? Er war ein außergewöhnlicher Mensch, aber eben doch nur ein Mensch. Er würde tatsächlich nicht ewig leben.
    Aber es würde weiterhin Menschen geben, die sich in Vollmondnächten in reißende Ungeheuer verwandelten und alles töteten, was ihnen vor die Fangzähne kam.
    War es der Menschheit gegenüber nicht unverantwortlich, das Wissen, das sich Pasquanell angeeignet hatte, mit ins Grab zu nehmen?
    Er war jetzt fünfzig und noch in bester Form, wie er behauptete, doch manchmal spürte er schon, daß er nicht mehr ganz so schnell und stark wie früher war.
    Ihm halfen heute mehr denn je sein Mut und seine Erfahrung, doch irgendwann würden sie nicht mehr ausreichen, um einen Werwolf zu besiegen.
    Es war an der Zeit, an einen Nachfolger zu denken. An einen jungen Mann, der so tapfer und unerschrocken war wie Terence Pasquanell in seiner besten Zeit.
    Wenn der all das Wissen mitbekam, das sich Pasquanell mühsam angeeignet hatte, müßte aus ihm ein noch viel besserer Werwolfjäger werden, als es Pasquanell jemals gewesen war.
    Pasquanell testete Simon Doyle sehr gewissenhaft. Als er davon überzeugt war, daß sich der junge Mann bestens als Nachfolger eignete, sagte er zu diesem: »Also gut, dann habe ich von nun an einen Schüler. Sie werden viel lernen müssen.«
    »Ich brenne darauf.«
    »Sie werden viele Entbehrungen auf sich nehmen müssen.«
    »Das macht mir nichts aus. Man hat mich im Waisenhaus nicht gerade sehr verwöhnt.«
    »Und Sie werden mich duzen müssen.«
    Doyle strahlte über das ganze Gesicht. »Es… es wird mir eine Ehre sein«, stammelte er
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