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Die Kirschblueten aller vergangener Jahre

Die Kirschblueten aller vergangener Jahre

Titel: Die Kirschblueten aller vergangener Jahre
Autoren: Uwe Lanquillon , Klaus Leimann
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darum, dass für andere Gefühle gar kein Platz mehr blieb. Aber irgendwann, Bento,  musst du doch  auch in ein Alter gekommen sein, wo dich der Anblick einer nackten Frau erregt hat. Und sei es nur auf einer Fotografie. In einer Großstadt sind doch die Versuchungen und Möglichkeiten viel größer. Oder bist du etwa heimlich in den Puff gegangen?
     
    BR
    Gott bewahre! Dazu fehlte mir der Mut. Nicht einmal in Gedanken habe ich damit gespielt. Natürlich hatte ich ein bisschen darüber gelesen, wie das mit dem Sex abläuft. In der Schule, und die war auch katholisch, kamen die Lehrer meist mit den Bienen und dem Bestäuben an. Und Zuhause davon reden? Lag nicht drin. Meine Eltern und Geschwister mieden das Thema wie die Pest. Dann geschah auch noch die Sache mit dem Beichten.
     
    MEB:
    Wieso das? Wer nicht bumst, hat doch nichts zu beichten!
     
    BR
    Es begann damit, dass mir einer meiner Klassenkameraden wohl zum Spaß ein Pornoheft in meine Schultasche gesteckt hat. Ich entdeckte es erst Zuhause, als ich die Schularbeiten machen wollte. Die Abbildungen faszinierten und stießen mich gleichzeitig ab.  Kurz darauf hat mich meine Mutter mit dem Heft beim Onanieren erwischt. Eine Welt brach für sie zusammen! Ihr Sohn in den Fängen des Satans! Sie hat mich dann zum Pfarrer geschickt. Ich musste es beichten! Mein Gott, war mir das peinlich! Ich war inzwischen doch Messdiener! Ich saß im Beichtstuhl und sagte, ich hätte an mir gespielt. Der Pfarrer wusste sofort, was ich meinte. Er wollte wissen, warum ich so etwas tue. So ’ne blöde Frage! Weil mir keine bessere Ausrede einfiel, sagte ich, mir sei langweilig gewesen. Er redete mir ins Gewissen, sprach von Sodom und Gomorrha und Gottes Strafen. Er verdonnerte mich zu fünf Rosenkränzen.
     
    MEB
    Nur ein Narr kommt auf solche Einfälle! Fünf Rosenkränze beten gegen die Leidenschaft des Blutes.
     

BR
    Ich habe aufrichtig versucht, es mir abzugewöhnen.
     
    MEB
    Das Herunterleiern der Rosenkränze?
     
    BR
    Das Onanieren ! Doch umsonst! Ich wurde natürlich rückfällig. Mit schlechtem Gewissen zwar, aber ich kam nicht dagegen an. Mein Gott, immer dieses schlechte Gewissen! Gott, der Herr im Himmel, bekam alles mit und meine Mutter irgendwann auch wieder. Also musste ich erneut zum Pfarrer. Diesmal musste ich länger warten, bis ich mit dem Beichten an die Reihe kam. Es war langweilig. Schließlich bin ich heimlich weg und auf den Kirmes gegangen. Es kam natürlich heraus. DAS gab ein Theater Zuhause! Meine Mutter hatte jetzt auch meinen Vater eingeweiht. Er prügelte mich zum Beichtstuhl! Zu meiner sexuellen Sünde war ja jetzt noch die Lüge hinzugekommen. Der Pfarrer fragte mich, warum ich vor der Beichte davongelaufen war. Ich sagte, mir wurde vom langen Warten langweilig! Na, und da hat er allen Ernstes gesagt: Wenn dir langweilig war, warum hast du nicht wieder an dir gespielt. Kannst du dir vorstellen, was für ein Schock das für mich war? Aber ich hatte langsam begriffen, welche Heuchelei hinter allem steckte.
     
    MEB
    Immerhin, der Anfang mit dem Sex war gemacht. Du musst schon damals ein hübscher Junge gewesen sein. Aus dem Fohlen  wurde also langsam ein Hengst.
     

BR
    Nein! So schnell ging das leider nicht. Mir hat dieses Schuldgefühl mit Sex und Sünde noch lange zu schaffen gemacht. Denn auch mein Herz wollte dabei sein. Du kannst eine Erziehung wie meine nicht mal eben so über Bord werfen. Außerdem - ich war kein Frühentwickler so wie du. Wie ging’s denn mit deinem Dorflehrer weiter?
     
    MEB
    Johannes war vom Hochstand begeistert. Bald war er es, der im Hohlweg auf mich wartete. Doch für mich war es die ersten Male mit ihm eher eine Enttäuschung. Er konnte mich zuerst nicht befriedigen, weil er zu aufgeregt war. Aber der Anfang war gemacht. Er selber hat sich nach dieser Erfahrung mit mir sehr prächtig entwickelt. Er wurde ein anderer Mensch, offen und unbeschwert. Alle dachten, es läge an der frischen Landluft.  Er wurde bald der Lieblingslehrer der Schüler. Er gründete einen Schülerchor.  Bald spielte die Gutsherrin Boogie-Woogie am Klavier. Das war schon eher zu ertragen als ihr klassisches Geklimpere. Ich denke, ich habe Johannes davor bewahrt, ein schlechter Lehrer und Ehemann zu werden. Denn bald schon darauf bändelte er auf dem Erntedankfest mit der drallen Tochter eines reichen Bauern aus dem Nachbardorf an.
     
    BR
    Kein Wunder bei DEINER Schulung.
     
    MEB
    Du sagst es, mein Hengst. Heute ist er ein gütiger
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