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Die Kirschblueten aller vergangener Jahre

Die Kirschblueten aller vergangener Jahre

Titel: Die Kirschblueten aller vergangener Jahre
Autoren: Uwe Lanquillon , Klaus Leimann
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Szene Hotelzimmer
    Es sind leidenschaftliche Orgasmusgeräusche von einer Frau und einem Mann zu hören.  Langsam wird der rechte Teil der Bühne erleuchtet, der den Blick auf ein Schlafzimmer einer eleganten Hotelsuite frei gibt. In einem französischen Bett liegen noch atemlos Mara Belinda und ihr weitaus jüngerer Liebhaber.
     
    MEB
    Erschöpft und noch ein wenig atemlos
    Bento, mein Barbar, wenn du gleich wieder laufen kannst, dann hole mir doch mein Glas! Und bring meine Zigarillos und den Aschenbecher mit!
     
    BR
    Erhebt sich sportlich aus dem Bett und geht zum Tisch
    Kannst du mich nicht wenigstens im Bett bei meinem richtigen Namen nennen? – Ich heiße Robert!! – Cognac?
     
    MEB
    Nein, - jetzt nur noch Champagner! Ich muss doch in zwei Stunden diese idiotische Lesung für diese Landschnepfen halten! – Übrigens, alle meine Liebhaber heißen Bento - wenn sie denn ein zweites Mal in mein Bett dürfen! Eine Fabrikarbeiterin oder eine kleine Tippse, die bumst mit einem Robert, aber doch keine Bestseller-Autorin wie ich, der die Verlage und Leser zu Füßen liegen! Das wäre unter meinem Niveau! Robert, - nein, um Gottes Willen, - das hört sich so nach einem kleinen Angestellten an, der in der Kantine Spinat futtert und Überstunden macht!  Außerdem ist der  Name Bento eine Auszeichnung!
     
    BR
    Hat eingegossen und balanciert ein Tablett mit zwei Gläsern Champagner, Aschenbecher und Zigarillos.
                 
    Versteh’ ich nicht! Was soll an DIESEM Namen schon Auszeichnung sein?
     
     
     
     
    MEB
    Nimmt das Glas, nippt daran, stellt es auf dem Nachttisch ab und zündet sich einen Zigarillo an.
     
    Du musst wissen, ich bin auf einem ehemaligen Gutshof geboren und aufgewachsen. Dort gab es einen Zuchthengst namens Bento. Der musste alle Stuten im Landkreis decken!  Der Gutsherr hat ein Vermögen mit ihm verdient! Du kostest ein Vermögen, Bento, mein Hengst!
     
    BR
    Auf einem Gutshof? Dann bist du wohl mit einem goldenen Löffel im Mund geboren?
     
    MEB
    Schön wär’s! Der Gutshe rr soll zwar mein Erzeuger gewesen sein, aber er hat sich nie zu mir und meiner Mutter bekannt. Meine Mutter war Haushälterin auf dem Gut. Hat von  früh bis spät für die Herrschaften geschuftet. Und ich bin als unehelicher Bastard unter diesen Hinterwäldlern aufgewachsen. Auf dem Lande war das damals eine Schande. Für Mutter und Kind.
     
    BR
    Ich bin zwar in einer Großstadt aufgewachsen, aber in einer strengen katholischen Gemeinde. Da ist ein uneheliches Kind auch ein Makel. Obwohl – Jesus war auch unehelich. Maria war seine Mutter und der Heilige Geist sein Vater. Du hast es aber trotzdem weit gebracht, Mara...
     

MEB
    Allerdings, eine Karriere wie Aschenputtel! Jetzt bin ich die berühmte und reiche Mara Erzsébet Belinda. Aber geboren wurde ich als  uneheliche Tochter einer Haushälterin. Das ist nur eine nette Formulierung für eine Leibeigene, denn nichts anderes war meine Mutter zu dieser Zeit.  Und ich, die mondäne Schriftstellerin von internationalem Ruf wuchs als Landei auf. Darum spielen viele meiner Romane auch auf Gutshöfen, Schlössern und in Grafschaften. Ich kenne mich da aus.  Ich bastele in meinen Romanen eine idyllische Kulisse für die Leser. Doch ich selber wuchs mit dem Gestank von Schweine- und Pferdeställen auf. Unter Tagelöhnern und Analphabeten. Grauenhaft!
     
    BR
    Da hatte ich einen besseren Start. Ich wuchs in der Stadt auf, in einem Einfamilienhaus, zusammen mit zwei Geschwistern. Mein Vater war Bankangestellter. Kein hohes Tier, aber er hat ganz gut verdient, glaube ich. Meine Mutter hatte es jedenfalls nicht nötig zu arbeiten. Dafür hat sie sich viel um andere Menschen in der Kirchengemeinde gekümmert, hauptsächlich um Ältere und Kranke.
     
    MEB
    I n einer Stadt kannst du selbst als Kind noch etwas unternehmen, wenn die dunkle Jahreszeit kommt. Doch auf dem Lande, und dann noch auf einem abgelegenen Gutshof war im Herbst schon am Nachmittag die Vorstellung zu Ende und der Vorhang ging zu. Doch meine Mutter versorgte mich aus der Bücherei des Gutes mit Weltliteratur. Ich las und las. Ich schuf mir eine eigene Welt jenseits der Schweineställe und des Donnerbalkens. Ja, es gab noch nicht einmal Wasserklosetts für die Bediensteten in dieser Zeit. Das kam erst viel, viel später. Meine einzigen Trümpfe waren meine Intelligenz und das gefällige Aussehen,

das mir meine Mutter vererbt hatte und ihr selber zur Falle wurde. Denn der Gutsherr war
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