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Die Kirschblueten aller vergangener Jahre

Die Kirschblueten aller vergangener Jahre

Titel: Die Kirschblueten aller vergangener Jahre
Autoren: Uwe Lanquillon , Klaus Leimann
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Patriarch und Vater von vier Kindern. Und Direktor des Gymnasiums in der Kreisstadt. Er hat dabei einige Kilos zugelegt, der magere Johannes Maria.
     

BR
    Hattest d u überhaupt keine Gewissensbisse, deinen Lehrer zu verführen? Immerhin warst du minderjährig. Er hätte doch in Teufels Küche kommen können.
     
    MEB
    Natürlich hatte ich keine Gewissensbisse. Ich kenne überhaupt keine Gewissensbisse! Warum auch? Johannes ist richtig aufgeblüht. Er hat mich nur entjungfert, aber ich habe aus ihm einen Mann gemacht, der in die Welt passt. Wenn es denn deinen Gott gibt, - es hätte ihm gefallen. Mein nächster Liebhaber hatte dann aber die richtige Klasse, mit ihm wurde ich zu einer richtigen Frau.
     
    BR
    Du hast wohl überhaupt nichts anbrennen lassen? Ach, das hätte ich mir für meine Jugend auch gewünscht.  So unbeschwert!!
     
    MEB
    Ich habe es einfach nicht mehr zugelassen, dass die se kleinkarierten Hinterwäldler über mein Leben bestimmen. – Bento, schenke doch noch einmal nach!
     
    BR holt die Flasche vom Tisch und schenkt im Glas auf der Frisierkommode nach.
     
    Also,...mein nächster Liebhaber  hatte da schon ein anderes Format im Bett. Bei ihm kam ich jetzt richtig auf Touren! Der Gutsherr hatte inzwischen damit begonnen, sich politisch im Landkreis zu betätigen. Die Leute im Dorf nannten ihn den Baron. Früher, in einem anderen

Jahrhundert hat das Gut nämlich einmal einem Baron gehört.  Der Name passte ganz gut zu ihm, denn er gab sich immer so ein wenig wie Graf Koks. Zum Wohle aller Bürger wollte er jetzt in die Politik, damit die Sachen mal richtig Hand und Fuß bekommen, erzählte er in der Dorfkneipe und schmiss ein paar Runden. >Die im Landratsamt,  das sind alles Verwaltungsfritzen, die wissen doch gar nicht, wo unsereins der Schuh drückt!< Es ging ihm jedoch nur darum, seinen Einfluss zu vergrößern, schließlich hatte er jede Menge Grundbesitz. Und wenn es einem dann gelingt, aus diesen sauren Wiesen Bauland zu machen, dann klingelt es aber richtig in der Kasse. Er wollte mit einigen anderen Halunken aus der Politik eine Art Feriendorf mit Vergnügungspark bauen. >Das schafft jede Menge Arbeitsplätze bei uns, Leute!< Auf seinen Wahlplakaten ließ er sich mit Joppe und Gummistiefeln abbilden. So nach dem Motto: einer von uns. In Wirklichkeit hat er nie eine Forke angefasst. Gummistiefel trug er nur zum Angeln. Aber eins musste man ihm lassen: er wusste, wie man es anstellt.
     
    BR
    Ja, ja, solche Leute kenne ic h auch. Natürlich nicht persönlich, aber meine Kundinnen erzählen mir oft von ihren Männern. Die schütten regelrecht ihr Herz bei mir aus. Ach, was sind das doch für wichtige Kerle in der Wirtschaft  und in der Politik. So richtige Managertypen. Aber wenn du ihre Frauen hörst...oh Gott, oh Gott. In Wahrheit alles nur heiße Luft.
     
    MEB
    Dann hat der Baron eine Verbindung zur Presse angeleiert. Um drei Ecken ist es ihm dann gelungen, dass ein Frauenmagazin eine Reportage über ihn machte. Sie blieben eine Woche und hatten sogar einen Fotografen mit dabei. Ralf. Ich zeigte ihm die Gegend und den Hochstand natürlich auch. 
     

BR
    Natürlich! Abe r vermutlich wohl nicht nur den
     
    MEB
    Ich zeigte ihm die gesamte Gegend. Mehrmals und gründlich. Als sie mit der Reportage durch waren, wollte er mich mit nach München nehmen.  >Ich bringe dich bei mir im Verlag unter. Du kannst dich dort zur Redakteurin hocharbeiten. Du hast Talent dazu, das ist mir gleich klar gewesen!< Er wollte mich nicht verlieren, ich hatte ihn auf dem Hochstand überzeugt. Er musste beim Fotografieren anschließend ein Stativ benutzen, weil er einen Flattermann hatte. Ich wollte und konnte immer! Ganz im Gegensatz zu seiner Frau! Ich habe sie später einmal auf einem Fest kennen gelernt. So eine trockene Intellektuelle, die dich mit allem möglichen theoretischen Müll tot sabbelt. Wenn ein Mann mit ihr ins Bett will, dann hat sie meistens Kopfschmerzen. Und wenn nicht, dann macht sie vorher eine Zeichnung und legt eine Bauplane über das Bett, damit es keine Flecken in der Bettwäsche gibt.
     
    BR
    Ich habe häufig intelligente Frauen als Kundinnen gehabt, mit denen habe ich mich über alles Mögliche unterhalten. Nachdem sie ihren Frust abgeladen und sich über ihre Männer ausgeweint hatten, waren sie einfach wunderbar. Sie haben von der  Oper, dem Theater und Rilke geschwärmt. Nicht, dass ich viel davon verstehe. Diese Frauen hatten nie Kopfschmerzen, vielleicht hinterher,
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