Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kirschblueten aller vergangener Jahre

Die Kirschblueten aller vergangener Jahre

Titel: Die Kirschblueten aller vergangener Jahre
Autoren: Uwe Lanquillon , Klaus Leimann
Vom Netzwerk:
ein alter Bock, der jedem Rock nachstieg. Seine Frau war ein herrisches Weib, das sich vergeblich auf dem Klavier als Pianistin versuchte und die Bediensteten gerne drangsalierte.
     
    BR
    Hausmusik? Das kenn ich auch. Meine Eltern bestanden darauf, dass wir Kinder jedes ein Musikinstrument lernten. Auf mich fiel die Blockflöte. Meine ältere Schwester hat uns was vorgegeigt. Das war natürlich schwieriger. Dafür musste ich auch noch im Kirchenchor singen. Schon bevor ich Messdiener wurde. Meine Mutter nannte mich manchmal stolz „kleines Domspätzchen“. So was Albernes. Überhaupt spielte sich unsere Freizeit viel im Kindergarten und Gemeindehaus der Kirche ab.
     
    MEB
    I ch musste meiner Mutter schon als Kind zur Hand gehen. Für Spielereien blieb da keine Zeit. So wuchs ich zwischen Pferdemist und Schweinestall zu einem hübschen jungen Mädchen heran. Ich war die beste Schülerin in der Dorfschule. Aufklären brauchte mich niemand, ich war oft genug Zeugin, wenn Pferdezüchter ihre Stuten zum Decken brachten. Doch ich wollte nichts mit diesen Bauerntölpeln bei uns zu tun haben. Ich suchte nach einer anderen Möglichkeit, einen Mann kennen zu lernen. Diese Gelegenheit ergab sich, als ein neuer Lehrer an unsere Dorfschule kam. Sein Hauptfach war eigentlich Musik. Doch bei uns auf dem Dorf musste er auch Unterricht in Sport, Erdkunde und Deutsch geben. Er wirkte wie ein schüchterner Jüngling, der gerade die Pubertät hinter sich hatte. Dabei war er schon Mitte Zwanzig.
     
    Robert Bento
    Und wie alt warst du?
     

MEB
    Alt genug und meinen Jahren weit voraus. Aber dennoch minderjährig. Es war eine heikle Sache.  Er  hieß Johannes Maria mit Vornamen. Die Schulkinder haben sich halb tot gelacht. Maria!!  Er war zum Einstieg genau der Richtige für mich. Er durfte dem zänkischen Weib des Gutsherrn Klavierstunden geben. Er kam immer mit dem Fahrrad zum Gut. Ich fing ihn eines Tages auf dem Rückweg ab.
     
    MEB erhebt sich aus dem Bett und geht mit Champagnerglas zur Frisierkommode. Sie äfft beim Gehen das verklemmte Gehabe von Johannes nach, wobei sie Champagner verschüttet. Dann stellt sie das Glas ab. 
     
    Er musste durch den Hohlweg am alten Hochstand vorbei. Er zuckte zusammen, als er mich dort warten sah und fiel fast von seinem Fahrrad. Er stotterte vor Verlegenheit. Ich nahm ihm sein Fahrrad ab und versteckte es im Farn. Dann nahm ich ihn bei der Hand und führte ihn zum Hochstand. Als wir nach einer halben Stunde wieder vom Hochstand herunter kletterten, war er wie verwandelt. Er kam von nun an fast jeden Nachmittag zum Gut, um seine Klavierstunden zu geben. Der Gutsherr war begeistert, da seine Frau jetzt was um die Ohren hatte und ihm nicht mehr so hinterher schnüffelte. Die Erfolge ihrer Klavierstunden mussten wir beim nächsten Schulfest über uns ergehen lassen, als sie drei Stücke herunter klimperte, dass einem das Blut in den anderen gerann.  Und du, Bento, mein Hengst, mit wie viel Jahren bist du auf den Hochstand gestiegen? Also, wenn Johannes nicht genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen wäre, dann hätte ich mich wohl an unseren Dorfpfarrer rangemacht….
     

BR
    (gespielt entsetzt)
     
    Oh Gott, Mara, das wäre wirklich Sünde gewesen! Aber, irgendwie beneide ich dich doch um deine Kindheit und Jugend. Natürlich hast du es nicht einfach gehabt und für deine Mutter muss es schrecklich gewesen sein. Aber du bist nicht so eingeengt gewesen wie ich und hast dir deinen Teil genommen. Das war bei mir völlig anders. Unsere Familie war sehr religiös, musst du wissen. Katholisch. Gott - das war für mich der alte Mann mit dem Rauschebart, der irgendwo im Himmel über uns wacht, der alles sieht, weiß und streng bestraft. Sex? Das Thema war in unserer Familie sowieso tabu. Niemand sprach übers Bumsen. Meine Eltern sprachen viel über Tugend und Moral, Sünde und Rosenkranz.
     
    MEB
    Ach, du armer Junge! Wie konntest du dann doch noch zum Hengst werden, mein Bento ?
     
    BR
    Ach, das ist eine lange Geschichte. Ehrlich , Mara. Liebe, das war für uns Kinder in erster Linie die Liebe zu Gott und Jesus. Und später, als ich mich für Mädchen zu interessieren begann, hat sich das mit eher romantischen Gefühlen gemischt.
     
    MEB
    Ich hatte nie einen Hang zur Romantik. Bei Johannes schon gar nicht, obwohl er ein musisch verklemmter Schöngeist und Tastenhauer war. Mir ging es von Anfang an um handfestere Dinge. Ich wollte bumsen, wie du es so treffend nennst. Es ging mir so sehr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher