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Die Kirschblueten aller vergangener Jahre

Die Kirschblueten aller vergangener Jahre

Titel: Die Kirschblueten aller vergangener Jahre
Autoren: Uwe Lanquillon , Klaus Leimann
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zurück zur französischen Liege und legt sich hin.
     
    MEB
    Nicht ganz, es war wohl mehr die Zeugung, eine künstliche Befruchtung im Reagenzglas. Wieder zurück in München musste ich irgendwann zum Zahnarzt. Mein Liebhaber, der Schauspieler, verschaffte mir einen Termin bei dem Prominenten-Zahnarzt  Dr. Istvan Sztany. Als gewöhnlicher Kassenpatient kommst du gar nicht in seine Praxis. Er verschafft den Prominenten und da vorrangig den Schauspielern diese Filmgebisse, die aussehen wie Klaviertasten. Ich bekam also durch meinen Liebhaber  einen Termin bei ihm.
     
    MEB entblößt mit einem Lachen ihr Gebiss.
     
    Ja, das ist etwas fürs Leben! Istvan war ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle, einer von  der alten Klasse, weißt du. Ein Mittsechziger, schon ein wenig hinfällig und senil, aber dennoch auf seine Art attraktiv. Elegant und vermögend. Graue Schläfen und eisgrauer Oberlippenbart. Ich will es kurz machen, ich wurde mit dem neuen Gebiss seine Geliebte und ein halbes Jahr später seine Ehefrau.
     

Einschub Szene Buchhandlung
     
     
    Buchhändlerin
    Sie tritt vor den Schreibtisch und wendet sich an das imaginäre Publikum.
     
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Gäste. Ich bin eben von dem Agenten unserer verehrten Mara Erzébet Belinda aus Italien angerufen worden. Er hat mir mitgeteilt, dass sich der Start ihres Privatjets in Mailand wegen eines Unwetters etwas verzögert hat. Doch sie ist jetzt bereits gelandet und befindet sich mit ihrem Chauffeur auf dem Weg zu uns. Ich muss Sie bitten, sich noch eine Winzigkeit zu gedulden!  Mara Erzébet Belinda hat bereits über Handy zugesagt, dass sie die vorgesehene Zeit für das Signieren ihres Romans verlängern wird. Ich danke Ihnen für Ihre Geduld!
     

Weiterführung Szene Hotelzimmer
     
    BR
    richtet sich im Bett auf
    Du und geheiratet? Du, eine Nymphomanin? Ich lach mich krank! Du bedeutest doch den nervlichen und körperlichen Ruin für jeden Mann. Wer wäre deiner Unersättlichkeit schon gewachsen? Und außerdem: Ich glaube kaum, dass du für die Ehe mit all ihren Pflichten und Alltagsgewohnheiten geeignet bist. Da liege ich wohl kaum falsch, oder? Aber lass hören, wie es dem hinfälligen Istvan erging. Er war dir bestimmt treu! Du ihm auch?
     
    MEB
    Treu?  Die ersten Wochen schon. Die Umstände, verstehst du?
     
    BR
    Wohl kaum andere Umstände.
     
    MEB
    Das  hätte mir noch gefehlt! Es waren ernste Umstände. Er litt unter dem Tod seiner Frau, die ein Jahr zuvor gestorben war. Er brauchte wieder ein weibliches Wesen um sich, das er als seine Ehefrau ausgeben konnte. Die erste Zeit habe ich es einfach nicht übers Herz gebracht, ihn zu betrügen. Ich gestand ihm schließlich mein Temperament. Er war ein lebenskluger Mann.  Es kam zu einer Abmachung. Es war geradezu rührend: seine einzige Bedingung war, ihn nicht lächerlich zu machen, sondern Diskretion zu wahren. Und ich als Frau Sztany begann jetzt endlich im Luxus zu leben! Wir besaßen ein weiteres Haus am Starnberger See mit einem eigenen Bootssteg.
     

BR
    Ich kenne die Gegend. Da leben  viele prominente Leute. Ich hatte auch einmal eine Kundin, die dort residierte. Sie ist in deinem Alter und wohnt schon lange dort, wie sie sagte.
     
    MEB
    Wie ist ihr Name?
     
    BR
    Selbst wenn ich ihn wüsste - Bankgeheimnis! Deinen Namen erfährt auch niemand von mir!
     
    MEB
    Jedenfalls führte mich mein Dottore Istvan in die Gesellschaft ein und ich lernte rasch, mich unter seiner Führung in diesen Kreisen  zu bewegen. Ich  war inzwischen freie Mitarbeiterin des Magazins und lieferte aufgrund meines neuen Umfelds weitere Interviews mit Prominenten, jetzt auch aus Wirtschaft, Politik und den Upper-Ten. Ich erzählte Istvan meine Erlebnisse mit Isolde Collins und  von meiner Absicht, in ihre Fußstapfen zu treten. Er besorgte mir auf der Stelle einen Termin bei einem befreundeten Verleger, der mich mit seinem Lektor gründlich beriet. Der Verleger war Istvan einen Gefallen schuldig. Ich sah es an seinem tadellosen Gebiss.
     
    BR
    Und so stieg dein Stern am Firmament der schöngeistigen Literatur empor. Mara Erzsébet Belinda wurde kreiert. Deine Karriere  klingt wirklich wie ein Märchen. Oder besser: wie einer deiner Romane. Nur dass du keine Comtesse warst, dein Mann kein Adliger und der Verleger kein Milliardär aus Paraguay.
     

MEB
    Kein Stern stieg empor!! Und mit dem Adel sei dir nicht so sicher, Bento! Doch erst einmal wurde der Lektor mein Liebhaber.
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