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0227 - Stellas Rattenkeller

0227 - Stellas Rattenkeller

Titel: 0227 - Stellas Rattenkeller
Autoren: Jason Dark
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»Fliegende Leichen gibt's ja wohl noch nicht«, meinte Suko und verzog die Lippen zu einem Grinsen.
    »Kaum«, erwiderte ich.
    Suko stieß den Wagenschlag auf. Er stieg allerdings nicht aus, sondern drehte den Kopf und schaute mich an. »Nachsehen schadet nicht.«
    Auch ich verließ den Bentley. Vor der Kühlerschnauze trafen wir zusammen.
    »Wo ungefähr war es?« fragte ich.
    »Vielleicht fünfzig, sechzig Yards zurück.«
    »Bist du sicher?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    Ich grinste. »Hoffentlich war das keine Falle oder irgendein übler Scherz.« Ich schaute mich dabei um. »Weißt du, Suko, mir gefällt die Friedhofsnähe nicht.«
    »Und weshalb nicht?«
    »Nur so.«
    Ich war sowieso noch angeschlagen vom letzten Fall. Er war verdammt unbefriedigend gewesen. Wir hatten Shao zurückholen können, aber den Dämon Susanoo hatten wir nicht geschafft. Und auch der Goldene Samurai turnte noch in der Gegend herum. Ihn zu stellen, war für uns ein Ding der Unmöglichkeit. Der letzte Fall hatte noch mehr Fragen aufgeworfen und uns einen winzigen Einblick in die japanische Mythologie verschafft.
    Ich wollte mal ein paar Tage Ruhe haben, damit ich alles überdenken konnte, und jetzt flog uns so ein Ding auf die Kühlerhaube. Wie gesagt, es hätte mich nicht beunruhigt, aber es war vom Friedhof gekommen, und das machte mich stutzig.
    Wir kamen von den Conollys. Dort hatten wir den Fall noch einmal durchgesprochen. Vor allen Dingen auch mit Shao, die allerdings bei Sheila geblieben war, weil die beiden Frauen am nächsten Tag einkaufen gehen wollten, um dann für zwei, drei Tage mit dem kleinen Johnny an die See zu fahren. Shao sollte sich erholen.
    Irgendwelche Eindrücke von ihrer Entführung hatte sie nicht mitbekommen. Sie wußte nicht einmal, wie haarscharf sie dem Tod entronnen war. Susanoo, der Dämon, hatte sie mit Tokatas Schwert umbringen wollen. [1]
    Eine schlimme Sache, die mir im nachhinein noch einen Schauer über den Rücken trieb.
    Als wir die ungefähre Stelle erreicht hatten, wo das unbekannte Ding über die Mauer geflogen war, blieben wir stehen und schauten uns um. Es war die Nacht zum Sonntag auf den Montag.
    Viel Verkehr herrschte nicht, und in einer Stunde begann die Tageswende. Ich hatte eigentlich vor Mitternacht im Bett liegen wollen. Wie es aussah, konnte ich mir das abschminken.
    Das schlimme, schwüle Wetter hatte sich ein wenig gebessert. Ein relativ kühler Wind kam aus Richtung Westen und fuhr uns in den Nacken. Ein paar Fahrzeuge huschten vorbei, deren Lichtkegel uns für Bruchteile von Sekunden einfingen, um dann wieder zu verschwinden.
    »Ich finde nichts«, erklärte Suko. »Such weiter, denn ich habe mich nicht getäuscht.«
    »Wir hätten nachschauen sollen, ob der Wagen eine Beule hat«, meinte der Chinese ein wenig vorwurfsvoll.
    »Das habe ich.«
    »Und?«
    »Schlecht zu sehen.«
    Wir trennten uns jetzt. Suko suchte am gegenüberliegenden Rand der Straße weiter, die näher zum Friedhof hin lag. Wir wollten alle Möglichkeiten einbeziehen.
    Ich wurde schließlich fündig. Zwar sah ich den Gegenstand nicht direkt, aber ich stolperte über ihn. Meine Fußspitze kickte gegen etwas Weiches, das auch nachgab.
    Sofort blieb ich stehen, bückte mich und sah einen dunklen Körper halb auf dem Gehsteig und halb im Rinnstein liegen. Beim ersten Hinsehen erinnerte er mich an eine Katze, aber Katzen sind zumeist größer, deshalb bückte ich mich noch tiefer und konnte genauer nachschauen.
    Nein, das war keine Katze, sondern eine Ratte!
    Unwillkürlich zuckte ich zurück. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Eine Ratte war uns auf die Kühlerhaube gefallen. Nur — seit wann können Ratten fliegen?
    »Hast du was gefunden?« hörte ich Suko fragen.
    »Ja, komm mal rüber.«
    Als Suko neben mir stand, stieß er zischend den Atem durch die Zähne. »Verdammt, eine Ratte.«
    »Genau.«
    »Und wo kommt die her?«
    Ich drehte mich und deutete auf die Mauer, die an dieser Stelle den Friedhof abgrenzte. »Von da.«
    »Ob die gesprungen ist?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht glauben. Nein, die hat jemand rübergeschleudert. Wahrscheinlich in einem Anfall von Wut.«
    »Ist sie denn tot?«
    »Toter geht's nicht.« Ich zeigte auf das Tier. »Aber nicht durch den Aufprall, die hat schon vorher einer erledigt. Da, das Fell ist ganz naß. Dieser Jemand hat das Tierchen köpfen wollen, wahrscheinlich mit einem scharfen Gegenstand, was er nicht ganz geschafft hat. Der Kopf hängt noch
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