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Die Kirschblueten aller vergangener Jahre

Die Kirschblueten aller vergangener Jahre

Titel: Die Kirschblueten aller vergangener Jahre
Autoren: Uwe Lanquillon , Klaus Leimann
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die Liebhaber standen weiterhin Schlange bei mir wie die Patienten beim Orthopäden. Doch langsam kam auch ich  in die reiferen Jahre, es war nicht zu übersehen. Die Liebhaber meines Alters wurden mir zu zahm und langweilig. Ich nahm mir jüngere Liebhaber, die ich als meine Sekretäre mit Probezeit anstellte. Der Geschmack der Leserinnen

änderte sich auch. Es war eine Generation selbstbewusster junger Frauen herangewachsen, die die Dinge beim Namen genannt haben wollten. Das pochende Herz war antiquiert. In diesen Romanen wurde jetzt wirklich gefickt. Ich lese diese Romane übrigens mit großem Vergnügen. Ich schrieb jetzt immer noch in der ersten Liga, aber nicht mehr an der Tabellenspitze. Bei meinen Lesungen musste ich von nun an  auch über die Dörfer. So wie jetzt. Die Lesung  heute findet  in einer Scheune statt, weil die Buchhandlung zu klein ist. Ich bin immer noch ein Reißer, aber ich rieche förmlich wieder den Kuhmist. Schließt sich etwa der Kreis? - So und jetzt die Schuhe!
     
    MEB zieht geschmackvolle halbhohe Schuhe an. Setzt eine etwas mondäne Brille auf. Und zieht lange Handschuhe an.
     
    BR
    Ich wusste gar nicht, dass du eine Brille trägst!
     
    MEB
    Denke daran, ich bin aus ungarischem Adel, ich trage vor meinem Publikum keine Kontaktlinsen! Meine Leserinnen sind mir dankbar für diese Brille, schließlich sind sie auch nicht mehr die Jüngsten. Sie sind mit mir älter geworden. Sie haben es sich redlich verdient, dass ich eine Brille trage. Die Lesung ist so gegen neun Uhr zu Ende.
    Dann signiere ich noch eine halbe Stunde meine Bücher, aber so um halb zehn kannst du mit einem Taxi vor der Scheune auf mich warten. Ich habe der Buchhändlerin gesagt, dass ich spätestens dann gehen muss, um noch den Flieger nach Mailand zu bekommen. Wir beide, Bento, fahren dann in ein exquisites Nachtlokal, 20 Kilometer von hier entfernt.  Ich habe einen Tisch für uns reservieren lassen. So, Bento, nun reiche mir mal die Hutschachtel.
     

Bento bringt die Hutschachtel. MEB öffnet sie und holt einen großen schwarzen Hut aus der Schachtel wie Frauen ihn beim Derby tragen. Sie setzt ihn auf.
     
    MEB
    Liebe! – Es ist immer der gleiche Etikettenschwindel. Eine Mogelpackung, die vorgibt zu geben und doch immer nimmt!
     
    BR
    Großer Gott…….
     
    MEB stellt sich mit Handtasche vor dem Spiegel in Position und überprüft ihre Erscheinung.
     
    MEB
    Wie sehe ich aus?
     
    BR
    Wie die große Schwester des Teufels!
     
    MEB geht zur Tür und öffnet sie. Sie wirft BR noch einen Handkuss zu, ehe sie aus dem Zimmer geht.
     
     

Einschub Szene Buchhandlung
     
    Die Buchhändlerin steht seitwärts von dem Schreibtisch. Beifall brandet von dem imaginären Publikum auf. Dann erscheint Mara Erzébet Belinda. Sie schreitet langsam auf den Schreibtisch zu. Sie nickt und lächelt ins Publikum. Die Buchhändlerin überreicht ihr einen gewaltigen Strauß langstieliger Rosen. Nach einer Weile nimmt ihr die Buchhändlerin die Rosen wieder ab und stellt sie in eine bereitgestellte Vase. Mara Erzébet Belinda setzt sich an den Schreibtisch und holt aus ihrer Handtasche ihre Brille, die sich ein wenig umständlich kokett aufsetzt. Die Buchhändlerin öffnet die Champagnerflasche und schenkt ihr ein  Glas ein.
     
    MEB
    Sie spricht jetzt mit einem leichten ungarischen Akzent.
     
    Einen schönen guten Abend Ihnen allen zusammen, meine Lieben! Ich danke Ihnen für Ihren überhaus warmherzigen Empfang, trotz meiner kleinen Verspätung.  Doch das Wetter in Mailand war für meinen Piloten diesmal nicht so schön wie hier in Ihrer wunderbaren Landschaft.  Doch nun will ich uns nicht mit langen Vorreden aufhalten. Ich bin Ihnen unendlich dankbar, dass Sie mir die Gelegenheit geben,  Ihnen zwei Kapitel aus meinem neuesten Werk „Die Kirschblüten aller vergangenen Jahre“  vorzulesen.
     
     
     
     
     
     
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