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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition)
Autoren: Royce Buckingham
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während ich mich um ihren Stiefel gekümmert habe, und ich hatte nicht die Absicht, über ihren Hintern zu reden.«
    Die Tatsache, dass Cud sich am Kopf kratzte, hatte nicht viel zu bedeuten. Als Dümmstem von den generell nicht besonders hellen Hoxxels war eine gewisse Verwirrung bei ihm ein ganz normaler Zustand. Doch als Osi und Denni sich ebenso verständnislos anblickten, begriff Wex, welch fürchterlichen Fehler er begangen hatte: Brynn hatte gar nichts gesagt. Sie hatten es nicht auf Befehl ihres Onkels hin auf ihn abgesehen, sondern nur so zum Spaß.
    »Ge-kümm-ert?«, wiederholte Cud langsam und versuchte dahinterzukommen, was Wex meinen könnte.
    »Sachte, sachte. Gaaanz sachte«, mischte Denni sich ein. »Da sin’ wir über was Interessantes gestolpert hier. Der Steineschmeißer macht sich mit dem anständigsten Mädel im ganzen Dorf zu schaff’n.«
    »Un’ Onkel Gavel hat schon ’ne ganze Weile ’n Auge auf sie«, fügte Osi hinzu.
    »Wenn das mal keine Belohnung gibt, wenn wir ’ne saftige Entschuldigung aus ihm rausprüg’ln, oder?«, fragte sich Denni laut, und seine Brüder nickten.
    »Aber ich habe mich doch schon entschuldigt«, protestierte Wex. »Gerade eben.«
    »Ohne ’n paar blaue Flecken wirste das nich beweisen könn’«, erwiderte Denni.
    »Oder wenigstens ’n Zahn weniger«, fügte Osi hinzu und zeigte lächelnd seine eigene löchrige Zahnleiste.
    Osmunds Fixiertheit auf dieses Thema brachte Wex zu der Annahme, der jüngste Hoxxel würde alles und jeden beneiden, der noch ein vollständiges Gebiss hatte. Aber der Verlauf der Unterhaltung ließ sich jetzt nicht mehr umkehren. Die drei hatten schon schlechte Laune gehabt, als er ihnen über den Weg gelaufen war, und jetzt hatten sie sich so richtig in Schlägerstimmung geredet. Wex hatte sein kleines Messer dabei, aber wenn er es hervorholte, würden sie vielleicht auch Waffen ziehen, und das Ganze würde womöglich tödlich enden. Aller Wahrscheinlichkeit nach für ihn. Der ungeschriebene Ehrenkodex für Dorfraufereien schrieb vor, dass die Kämpfenden sich ausschließlich nichttödlicher Waffen bedienten, die gerade greifbar waren. Steine oder Stöcke zum Beispiel.
    Denni und Osi kamen bereits auf ihn zu, und Cud sprang von dem Karren herunter, eine Peitsche in der Hand.
    Wex bückte sich und hob zwei eiergroße Steine von der Straße auf. Die Zeit würde gerade noch reichen, sie zu werfen, bevor die drei ihn erreichten. Wex hob den Arm und hoffte, die Hoxxels würden kurz hinter ihrem Karren in Deckung gehen, was ihm mehr Zeit verschafft hätte davonzulaufen, aber sie gingen weiter unbeirrt auf ihn zu. Wex’ Zögern hatte ihn lediglich um die letzte Gelegenheit zur Flucht gebracht. Also zielte er. Osis letzter Zahn im Oberkiefer war ein verlockendes Ziel, doch Cud hatte die Peitsche. Letztlich entschied Wex sich für Denni, der der Älteste der drei war und wahrscheinlich auch ihr Anführer.
    Wex’ Arm schoss nach vorn. Er war ein guter Werfer. Jeden Tag übte er in dem Kiefernwäldchen auf dem Hügel, auf dem er immer zeichnete; einmal hatte er sogar ein rennendes Eichhörnchen getroffen. Der Stein flog an dem heranstürmenden Osi vorbei und traf Denni mitten ins wütende Gesicht. Eine rote Fontäne schoss aus seiner Nase, und er kam taumelnd zum Stehen.
    »Gott verdammt noch mal!«, schnaubte er durch Blut und Schleim. »Ich bin schon wieder getroff’n!«
    »Hol’n wir ihn uns!«, rief Osi. Er selbst zögerte wegen des Steins, den Wex noch in der Hand hatte, und überließ die Vorhut lieber dem weniger schlauen Cud.
    Mit erhobener Peitsche stürmte Cudbert los.
    »Hilfe. Ich sterbe!«, brüllte Denni hinter ihnen her und versuchte, das Blut mit den Händen aufzufangen. »Mein Hirn läuf’ mir bei der Nase raus!«
    Wex holte aus, aber es war zu spät. Cud ließ die Peitsche fliegen und verpasste ihm einen roten Striemen quer über die Wange. Wex wurde herumgerissen, dann packte Osi ihn von hinten und riss ihn zu Boden. Während sie im Schlamm miteinander rangen, konnte Wex mit dem Stein in der Hand einen Treffer landen, aber noch bevor er den kurzzeitigen Vorteil nutzen konnte, fuhr die Peitsche schon wieder auf ihn herab. Wex kauerte sich zusammen, um seine Augen zu schützen.
    Cud stand da und schlug wie wild weiter. Diesmal erwischte er beide, hauptsächlich aber Wex, der immer noch mit Osi beschäftigt war, der nun seinerseits die Gelegenheit nutzte, um sich auf ihn zu rollen und Wex’ Kopf in eine stinkende Pfütze
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