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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition)
Autoren: Royce Buckingham
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zu drücken. Bestimmt würde auch Denni sich jeden Moment auf ihn stürzen, um Rache für die zerschmetterte Nase zu nehmen.
    Während Wex so mit dem Gesicht nach unten im Dreck lag und die Peitsche wieder und wieder auf ihn niederfuhr, dachte er über seine Zukunft in Zornfleck nach. Sie hatte nie aus mehr bestanden als aus dem kleinen Bauernhäuschen und dem Gestank der Schweine, doch jetzt kamen noch drei Peiniger hinzu, die ihm bis weit ins Erwachsenenalter erhalten bleiben würden. Zornflecks mächtigster Kaufmann würde bald sein erbitterter Feind sein, und, vielleicht am schlimmsten von allem: Er hatte das schönste Mädchen im Dorf vor den Kopf gestoßen, um dann zu merken, wie sehr er sich zu ihr hingezogen fühlte. Die Zukunft sah also düster aus, und aller Wahrscheinlichkeit nach würde Wex sie auch noch ohne Zähne bewältigen müssen. Umso überraschter war er, als die Peitschenhiebe plötzlich aufhörten.
    Osi gab seinen Kopf frei, und Wex spähte aus dem Graben.
    Zwei Männer starrten von prächtigen Schlachtrössern auf sie herunter. Sie trugen filigran geschmiedete Kettenhemden, die sich perfekt anschmiegten und bei jeder Bewegung in der Sonne schimmerten. Das Haar des einen wirkte wie aus Obsidian gemeißelt, der Unterkiefer war breit und kantig. Er sah aus, als könnte selbst der härteste Treffer des berüchtigtsten Schlägers zwischen Zornfleck und Furtheim ihm nichts anhaben.
    »Guten Morgen«, sagte er mit einer tiefen, befehlsgewohnten Stimme, die keinen Zweifel daran ließ, dass die Rauferei erst einmal würde warten müssen. »Ist irgendeiner von euch Schweinezüchter?«
    »Schweinehändler«, korrigierte Cud. Denni stand daneben und nickte, das rot verschmierte Hemd nach oben gezogen, um seine gebrochene Nase zu verbergen.
    »Der lallende Schnapsbrauer Hampten sagte ausdrücklich ›Schweinezüchter‹«, erklärte der zweite Reiter beflissen. Im krassen Gegensatz zu seinem Kameraden hatte er flachsblondes Haar und ein schmales, zerbrechlich wirkendes Kinn, das aussah, als würde er prinzipiell jede Form der körperlichen Auseinandersetzung meiden. Die Art jedoch, wie seine Hand ganz entspannt auf dem Knauf seines blitzenden Schwertes ruhte, schien anzudeuten, dass er das nicht unbedingt musste.
    »Wir suchen den Zeichner«, verdeutlichte der erste.
    Die Hoxxel-Brüder starrten einander ausdruckslos an, und Wex reckte neugierig den schmerzenden Kopf.
    »Zeig ihnen das Pergament«, schlug der Flachsblonde vor.
    Der Obsidianschädel entrollte ein kreisrundes Stück Papier.
    Wex’ Nackenhaare richteten sich auf.
    Der Soldat hielt das Bild hoch, damit alle es sehen konnten, und Wex war überrascht, darin eine seiner eigenen Zeichnungen der Zornberge zu erkennen.
    »Wisst ihr, wer dies gezeichnet hat?«
    Osi und Denni blickten einander an, dann Wex, der immer noch bäuchlings im Straßengraben lag. »Gibts ’afür so was wie ’ne Belohnung oder so?«, murmelte Denni durch sein Hemd.
    Cud trat vor und begutachtete die Zeichnung. »Is’ das nich …«
    »Maul!«, bellte Denni seinen debilen Halbbruder an.
    »Die Belohnung bestünde darin, eurem Fürsten einen Dienst erwiesen zu haben«, erklärte der Flachskopf.
    »Und dem Umstand, dass wir die Information nicht aus euch herauskitzeln müssen«, fügte Obsidianschädel mit einem Fingerzeig auf sein Schwert hinzu.
    Denni schüttelte den Kopf. Dann packte er seine Brüder bei den Schultern und schüttelte sie ebenfalls, damit sie ja nichts Falsches sagten.
    »Nee«, antwortete Osi schließlich für alle drei. »Wir kenn’ kein’ solch’n Zeichner.«
    Die Reiter wandten sich Wex zu, als hätten sie ihn eben erst bemerkt.
    »Und du, Ackersmann?«, fragte Flachs ohne viel Hoffnung in der Stimme.
    Wex nickte und rappelte sich hoch. »Ja, Herr«, antwortete er mit einem Stöhnen. »Ich kenne ihn.«

3
    »Fürst Kryst hat uns beauftragt, die Lande am Rand des Schleiers zu kartographieren«, erklärte der Hauptmann.
    Die beiden Palastsoldaten beehrten Wex’ bescheidenes Heim mit ihrer Gegenwart. Der dunkelhaarige hieß Lothario. Ganz entspannt saß er auf derselben einfachen Holzbank, auf der ein paar Tage zuvor Brynn gesessen hatte, die Arme auf den runden Erlenholztisch in der Mitte des Raums gestützt. Fretter, sein zweiter Hauptmann, stand steif im Türrahmen. Elger saß Lothario gegenüber und war gebührend beeindruckt. Er hatte die Hände bedächtig gefaltet und dachte nach.
    »Der Schleier?«, rief Wex und sprang von seinem quadratischen
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