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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition)
Autoren: Royce Buckingham
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ihrem Abgang aus dieser Welt fünf Paar davon angefertigt. Aus vier war er mittlerweile herausgewachsen.
    Wex sah den liegen gebliebenen Wagen, gerade als er auf die zerfurchte Zweite Straße einbog. Eine große Kiste voll Brennholz hing mit bedrohlicher Schlagseite über den Rand des von Wind und Wetter ergrauten Karrens. Eins der Räder war gebrochen. Der bullige schwarze Ochse, der zappelnd im Straßengraben lag, war vom Weg abgekommen und hatte den Karren mitgerissen. Wex wollte losrennen, um den Leuten zu helfen, blieb aber wie angewurzelt stehen, als er erkannte, wer da in Schwierigkeiten steckte.
    Dunston Hoxxel stand gegen den Wagen gelehnt und inspizierte das gebrochene Rad, fluchend wie ein räudiger Straßenköter, während sein jüngerer Bruder Cudbert stumm auf dem Kutschbock saß. Osmund, der jüngste, war in den Straßengraben gesprungen und trat auf den glücklosen Ochsen ein, der sich offensichtlich das Fesselgelenk verrenkt hatte und nirgendwo mehr hingehen würde, ob mit oder ohne Osmunds Tritte.
    »Was musste auch abbiegen, wenn ich sag ›nee, grade, gradaus‹, du Trottel?«, sagte Dunston in seinem starken Süd-Abrogan-Dialekt zu Cudbert.
    »Häng gefälligst nich so faul da ob’n rum, Denni!«, brüllte Osmund aus dem Graben herauf. »Kannst schon ’n bisschen mehr tun, als mit der Hand in die Hose blöd zu grins’n!«
    »Haltet verdammt noch mal die Klappe, ihr beid’n!«, schrie Cudbert mit rotem Gesicht. »Paps wird nich lang überlegen, wer von uns schuld war, und uns alle drei verprüg’ln!«
    »Aber Cud weiß genau, dasser als Erster drankommt, so beschiss’n, wie er fährt«, sagte Denni mit einem Zwinkern zu Osi.
    »Klar«, stimmte Osi zu. »Paps’ Prügelhand is’ sicher schon ganz lahm, bis wir an der Reihe sin’.« Beide prusteten laut los.
    »Klappe jetz’, sag ich!«, jammerte Cud. Dann hörte er hinter sich das Scharren von Füßen und blickte sich um.
    Wex hatte versucht, sich unter dem Lärm des lauten Gezänks heimlich zurückzuziehen, aber er war wohl nicht leise genug gewesen.
    »Na, wen ham wir denn da?«, meinte Cud. Sein gepeinigtes Gesicht verzog sich zu einem hämischen Grinsen.
    Als seine Brüder die Veränderung in Cuds Stimme hörten, drehten auch sie sich um und erblickten Wex. Die Ähnlichkeit in den funkelnden, schlitzartigen Augen der beiden war verblüffend. Es sah fast so aus, als würden sich darin die gleichen bösartigen Gedanken spiegeln. Cuds Augen hingegen waren rund und trüb. Man munkelte, dass die Brüder von verschiedenen Vätern waren.
    »Der, der so gern mit Stein’n wirft«, sagte Denni und rieb sich das Knie. »Weißte noch, wie er sich ’n Zahn ausgebroch’n hat?«
    Alle drei lachten. Anscheinend war die Erinnerung an die Rutschpartie über den Feldweg für sie ein Quell ständiger Erheiterung.
    »Er hat ja noch ’ne ganze Menge übrig …«, erklärte Osi.
    Trotz ihres jungen Alters fehlten den Hoxxel-Brüdern bereits einige Zähne, entweder von Kämpfen untereinander oder durch Prügel von ihrem Vater Dunhard, der in ganz Zornfleck für sein cholerisches Temperament berüchtigt war. Als jüngster und somit auf der Verliererseite bei den meisten Familienstreitigkeiten hatte Osi die wenigsten: einen einsamen, gelblichen Stumpf im Oberkiefer und ein paar schwarze Ruinen darunter.
    Wex schätzte seine Chancen ab. Bei einer direkten Auseinandersetzung drei gegen einen standen sie schlecht bis miserabel. Wenigstens hatten sie ihn noch nicht umzingelt, also war Weglaufen eine gute Alternative. Die andere Möglichkeit war, mit ihnen zu verhandeln und eine günstige Gelegenheit abzuwarten, um sich zu verdrücken. Es machte ihn zwar traurig, dass Brynn offenbar hinausposaunt hatte, wie er sich ihr gegenüber verhalten hatte, aber er war auch nicht überrascht. Die Tatsache, dass sie das Haus eines Bauernjungen betreten und er ihren nackten Fuß berührt hatte, war Grund genug für eine kräftige Abtreibung. Ganz zu schweigen davon, dass er sie, wenngleich unabsichtlich, auch noch kritisiert hatte. Ein Mädchen blauen Geblüts brauchte sich von einem Jungen niederen Standes keine ungebührlichen Worte gefallen zu lassen.
    »Ich wollte die Dame von Zornfleck nicht beleidigen«, erklärte er eilig. Wex benutzte ihren offiziellen Titel, um sein Gnadengesuch möglichst demütig klingen zu lassen. »Und auch nicht euren Onkel Gavel. Und ich möchte mich dafür entschuldigen, ehrlich. Ich versichere euch, ich war nur ganz kurz mit ihr allein,
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