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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition)
Autoren: Royce Buckingham
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arrangiert.«
    Wex wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Dabei kann ich ihn niemals lieben«, sprach sie weiter, als unterhalte sie sich mit sich selbst.
    Wex blieb weiter stumm. Es wollte ihm nicht in den Sinn, weshalb die Tochter des Grafen ihm solche Dinge erzählte. Außerdem machte es ihn nervös. Er tauchte den Stiefel in die Wanne, und das Blut verteilte sich, färbte sein Badewasser rosarot.
    »Es ist Gavel.«
    Wex runzelte die Stirn. Gavel gehörten die Hufschmiede und die Sattlerei, außerdem handelte er mit Pferden. Und er war so alt wie Wex’ Vater. Sein Doppelkinn hing durch wie ein nasser Getreidesack.
    Brynn bemerkte Wex’ Gesichtsausdruck. »Er gibt meinem Vater zwei Säcke Silber für mich«, erklärte sie. »Und sein bestes Pferd.«
    »So was wie eine Mitgift, nur umgekehrt? Aber deine Familie hat doch Geld. Sogar eine Menge.« Wex wusste, dass das Gegenteil der Fall war, zog es aber vor, so zu tun, als würden die Geldtruhen in ihrem Haus nach wie vor überquellen. Er wollte nicht preisgeben, dass ihre wirtschaftliche Misere in aller Munde war.
    »Du sagst das, als wäre dieses Angebot eine Beleidigung. Ich erziele einen ziemlich hohen Preis.«
    Sie stand auf und warf ihr Haar zurück in dem Versuch, erhaben auszusehen – was ihr sehr gut gelang, wie Wex sich eingestehen musste. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Stiefel zu und hoffte, dass sie nicht doch noch wütend auf ihn werden würde.
    »Gut«, entgegnete er. »Dann bist du also glücklich.«
    Brynn fing an, auf und ab zu gehen. Ganz offenbar nicht glücklich. »Ich habe gehört, wie Gavel zu einem Stallburschen sagte, ich hätte ein gesundes Hinterteil.«
    Wex konnte gar nicht anders, als einen verstohlenen Blick auf ihren Po zu werfen. Die Backen wölbten sich in einer wohlgeformten Kurve vom unteren Rücken weg. Sie waren nicht mehr flach wie bei einem jungen Mädchen, jetzt da sie siebzehn war. Zwei schöne Rundungen, und auch wenn sie von ihrem Kleid verdeckt waren, so konnte Wex doch deutlich erkennen, dass sie nicht durchhingen wie Gavels Kinn. »Gesund« war zwar nicht das Wort, mit dem er Brynn von Zornflecks Hinterteil beschrieben hätte, aber es passte. Ungesund sah es zumindest nicht aus.
    »Vielleicht ein Kompliment?«, meinte er, um sie zu besänftigen.
    »Ich wünsche keine solchen Komplimente. Nicht von ihm. Bin ich etwa ein Stück Vieh auf einem Pferdemarkt?!«
    Wex wusste nicht recht, wie er in die Situation geraten war, mit der Tochter eines Grafen über ihren Po zu diskutieren. Was er jedoch wusste, war, dass er das Gespräch möglichst schnell beenden sollte. Gavel war ein erwachsener Mann, schlimmer noch, ein reicher Kaufmann, und konnte Wex für ein paar Kupfermünzen – so viel wie ein Becher von Hamptens Selbstgebrautem kostete – zusammenschlagen lassen. Gavels Neffen, die Hoxxel-Brüder von der rivalisierenden Schweinezucht ein Stück die Straße hinauf, würden es wahrscheinlich sogar umsonst machen. Die drei, einer jünger, einer älter und einer ziemlich genau in Wex’ Alter, tyrannisierten ihn schon, seit die Hoxxels vor drei Jahren aus dem Süden nach Zornfleck gekommen waren. Außerdem stahlen sie einen nach dem anderen Elgers Kunden. Ihre Lieblingsbeschäftigung war, getrocknete Kuhfladen nach Wex zu werfen, wann immer er an ihrem Hof vorbeikam, was er jedoch kaum noch tat, nachdem sie ihn einmal mit einem am Kopf erwischt hatten, der in der Mitte noch frisch gewesen war. Dummerweise hatte er die Fäkalien-Attacke mit einem Steinwurf erwidert und den ältesten Hoxxel am Knie getroffen, woraufhin sie ihn an den Füßen mehrere Furchenlängen weit über einen Schotterweg den Hügel hinaufgeschleift hatten. Mit dem Gesicht nach unten. Von dieser Begegnung fehlte ihm, für jedermann gut sichtbar, bis heute ein dreieckiges Stück vom Schneidezahn. Die Hoxxels waren zwar nicht größer als er, aber sie waren zu dritt, und Prügel von Erwachsenen würden noch um einiges heftiger ausfallen als die Abreibungen, die er bisher von den Brüdern bekommen hatte.
    »Du wirst reich sein. So wie jetzt.«
    Brynn schnaubte. »Aber ich werde nicht so leben . Gavel ist ein Geizhals. Er verkauft Pferde, aber er reitet sie nicht. Er verdient viel Geld, aber er gibt es nicht aus. Er lebt in dem alten Haus seines Vaters und weigert sich, es herrichten zu lassen.«
    Wex warf einen Blick auf Elgers Haus, das Haus, das er eines Tages erben würde. Es war gerade einmal halb so groß wie Gavels. Plötzlich schämte er sich
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