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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition)
Autoren: Royce Buckingham
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verbringen?«
    Elger sah immer noch nicht überzeugt aus. »Es ist ein finsterer Wald, von dem Ihr da sprecht«, entgegnete er.
    »Vater …«, flüsterte Wex.
    Mehr musste er nicht sagen. Der Eifer in seinen Augen und seiner Stimme entging Elger nicht. Mit Zeichnen meinen Lebensunterhalt verdienen! , dachte Wex. Eine kostbare Gelegenheit. Etwas, von dem er nie zu träumen gewagt hätte. Ganz ähnlich wie Brynn von Zornflecks nackten Fuß zu halten, nur dass er diesmal nicht seine Zähne dafür riskieren musste.
    Elger zögerte noch immer.
    »Wir werden ihn wohlbehalten zurückbringen«, versprach Fretter. »Du hast mein Wort als Offizier der Palastwache.«
    Elger blinzelte und blickte zur Seite. Er schniefte kurz und rieb sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. »Er kann gut zeichnen, nicht wahr?«, sagte er leise.
    »Ja, das kann er in der Tat«, erwiderte Lothario mit sanfter Stimme. »Und wir haben vor, sein Talent zu ehren. Die Zeichnungen, die er dieser kostbaren Karte hinzufügt« – er klopfte auf die Lederröhre auf Fretters Rücken – »werden im Palast von Skye hängen. Mit dergleichen können diese dämlichen Hoxxels nicht aufwarten, hab ich recht?«
    Nun waren es drei Reiter, und einer davon war Wex. Mit wehendem Haar ritt er mit Lothario und Fretter durch Zornfleck, den Rücken gerade wie ein stolzer Gardeoffizier.
    Hampten stand vor seiner Taverne, starrte die Dreiergruppe an und leerte seinen metallbeschlagenen Holzbecher in einem Zug.
    Grinsend winkte Wex ihm zu. Hampten würde die Nachricht schnell verbreiten, und schon am nächsten Tag würde jeder in Zornfleck wissen, dass Wexford Stoli von der Palastwache angeheuert worden war. Sogar Brynn , dachte Wex. Solchermaßen abgelenkt, lehnte er sich ein Stück zu weit nach hinten, als sein Pferd gerade einer Pfütze auswich, und er musste wie verrückt mit den Armen rudern, um nicht herunterzufallen.
    Hampten lachte schallend.
    Sie erreichten die Hügel nördlich der Stadt. Die Pferde liefen in kurzem Galopp, schnell, aber nicht überhastet.
    Auf der Kuppe des Hügels vor ihnen stand eine Frau. Als sie die drei Reiter näher kommen sah, strich sie ihr grünes Kleid glatt und rückte die elegante weiße Kopfbedeckung zurecht. Dann zog sie einen Münzbeutel. Als wollte sie nicht, dass die Reiter bemerkten, wie sehnsüchtig sie ihre Ankunft erwartete, tat sie so, als würde sie das Geld darin zählen.
    Das machte sie so gut, dass Wex als Einziger in ihre Richtung schaute, und er staunte nicht schlecht: Es war Brynn. Wortlos ritten sie an ihr vorbei.
    Nachdem sie vorüber waren, hob Brynn den Blick und starrte ihnen hinterher, als könne sie nicht fassen, dass sie tatsächlich ignoriert worden war. Von einem Moment auf den anderen ließ sie alle Schauspielerei fahren. »Wexford!«, schrie sie und winkte ihm zu.
    Wex zog an den Zügeln und rief seinen Begleitern zu, sie sollten die Pferde wenden.
    Einen Moment lang blickten sie ihn fragend an, folgten aber seiner Bitte.
    Je näher sie kamen, desto mehr wurde Wex von Zweifeln geplagt. Seine letzte Begegnung mit Brynn war nicht allzu glücklich verlaufen. Vielleicht hatte sie vor, ihn zu beschimpfen, was wohl keinen guten Eindruck auf seine neuen Arbeitgeber machen würde. Er hätte so tun können, als hätte er sie nicht gehört. Aber sie hatte laut nach ihm gerufen, hatte sogar seinen Namen benutzt. Er konnte sie einfach nicht übergehen.
    Brynns Blick wanderte zu den beiden Soldaten, und Wex runzelte die Stirn. Sie waren breit und muskelbepackt, nicht schmächtig wie er, und mindestens zehn Jahre älter. Ihre scharf geschnittenen Gesichter hatten Bartschatten. Sie waren erwachsene Männer. Neben denen seh ich ja aus wie ein kleiner Junge , dachte Wex.
    Fretter wartete ab, angespannt und bereit. Er war auf der Hut, wie es schien. Die Lippen zusammengepresst und die Augen todernst, hatte sein Gesicht etwas von einem Jagdfalken. Aber es war Lothario, der Brynns Aufmerksamkeit auf sich zog. Hoch aufgerichtet saß er im Sattel. Strotzend vor Selbstbewusstsein bewegte er sich im Rhythmus seines prächtigen Hengstes, als wäre er ein Teil von ihm, das wehende Haar genauso pechschwarz wie die Mähne des muskulösen Tiers.
    Brynn setzte ein freundliches Lächeln auf. »Seid gegrüßt.«
    »Bist du in Schwierigkeiten?«, fragte Wex.
    »Nein.«
    »Aber du hast so hastig gewinkt …«
    »Und wer ist die Dame?«, fragte Lothario mit tiefer, melodischer Stimme. Er ritt einmal im Kreis um Brynn herum und
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