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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian
Autoren: Heinz Bellen
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Horaz war von Augustus ausersehen worden, das
carmen
für die Säkularfeier zu dichten. Ovid dagegen hatte den Haß des Augustus auf sich gezogen, der freilich die Wirkung seiner
     Werke nicht beeinträchtigte.
    Von den Dichtern befand Vergil sich in größtmöglicher Übereinstimmung mit den Anliegen des Augustus. Dies galt nicht nur für
     die ›Aeneis‹, die den augusteischen Prinzipat aus dem Mythos herleitete, sondern auch für das Gedicht über den Landbau (›Georgi ca ‹). Es stellte Italien als Inbegriff der Mutter Erde und als Heimat eines Heldengeschlechts dar (2, 136   –   176) – wie später das berühmte Tellus-Relief der Ara Pacis Augustae. Augustus fühlte sich mit Italien eng verbunden: Vater
     und Mutter stammten aus italischen Landstädten (Velitrae bzw. Aricia), und er selbst war in einer dieser Städte (Velitrae)
     aufgewachsen. Im Jahre 32 v. Chr. hatte ihm „ganz Italien“ einen Treueid geschworen (Mon. Anc. c. 25) und war damit zu seiner
     militärisch-politischen Gefolgschaft geworden. In einer besonders nahen Beziehung zu Augustus standen die 28 von ihm in Italien
     gegründeten Kolonien (Suet. Aug. 46), aber auch die übrigen Kolonien und Munizipien Italiens waren sich bewußt, daß sie ihm
     viel zu verdanken hatten (vgl. Mon. Anc. c. 21).

Unter Augustus hatte die Munizipalisierung Italiens ihren Höhepunkt erreicht. Die Transpadana, erst seit Caesar Bürgergebiet,
     war |10| systematisch vermessen und die
centuriatio
auf weitere, bisher nicht ‘urbanisierte’ Gebiete Italiens erstreckt worden. Die Einteilung der gesamten Halbinsel in 11 Regionen
     hatte Italien überschaubar gemacht (Plin. nat. hist. 3, 38   –   75. 95   –   131). Der Bedeutung des italischen Straßennetzes war durch die Einsetzung neuer Beamter für die Überlandstraßen
( curatores viarum
) Rechnung getragen worden. Die Verkehrssicherheit hatte durch Einrichtung von Militärposten
( stationes
) in ganz Italien gewonnen; den Räubern war das Handwerk gelegt worden (Suet. Aug. 32, 1). Die Pax Augusta hatte in Italien
     Einzug gehalten, und zwar in durchaus persönlicher Form: Augustus drang als Wiederhersteller des Friedens in den Kultbetrieb
     der italischen Städte ein. Das hatte schon 36 v. Chr. nach dem Sieg über Sex. Pompeius begonnen (App. bell. civ. 5, 132) und
     setzte sich im augusteischen Prinzipat mit einer Bewegung fort, die sich in festen Kollegien – Augustales und Seviri Augustales
     – manifestierte. Es gab Städte, die mit dem Tag, an dem Augustus sie besucht hatte, ihr kultisches Jahr begannen (Suet. Aug.
     59)!
    Das Aufkommen der Augustalenkollegien hatte eine Entwicklung in Gang gesetzt, die in den Städten Italiens dazu führte, daß
     sich eine neue Schicht bildete, die, aus der
plebs
herausgelöst, zwischen diese und den die Geschicke der Stadt bestimmenden Dekurionenstand
( ordo decurionum
) trat. In sie konnten alle die gelangen, welchen der Aufstieg in die munizipale Elite verwehrt wurde, Freigeborene und Freigelassene
     gleicherweise, wenn auch mit regional verschiedenem Anteil entsprechend der Größe und sozialen Struktur der betreffenden Stadt.
     In den Städten des Nordens war das Reservoir der
ingenui
für die neue Mittelschicht relativ groß, im Süden bildeten fast ausschließlich
liberti
die Anwärter.
    Stadt und Land waren in Italien eng verbunden, da zu jeder Stadt ein mehr oder weniger großes Territorium gehörte, das landwirtschaftlich
     genutzt wurde, auf dem es also eine bestimmte Anzahl von Bauerngütern gab. Der Landbesitz korrespondierte mit dem Ansehen
     in der Stadt. Umgekehrt erforderte die aktive Beteiligung an den städtischen Angelegenheiten den agrarischen Rückhalt. Weil
     die „Verwüstung Italiens“ in den Bürgerkriegen (Asinius Pollio: Cic. ad fam.10, 33, 1) diesen Zusammenhang gestört hatte,
     mußte Augustus bei seiner Munizipalisierungspolitik dieser Komponente, d. h. der Gesundung der Bauerngüter, seine besondere
     Aufmerksamkeit schenken. Eines der Mittel, die er anwandte, war neu: Er vergab von Zeit zu Zeit zinslose Staatsdarlehen mit
     bestimmter Laufzeit gegen Verpfändung von Land in doppelter |11| Höhe (Suet. Aug. 41, 1). Mit diesen Agrarkrediten wies er einen Weg, wie der Landwirtschaft geholfen und dem seit langem in
     Gang befindlichen Latifundisierungsprozeß entgegengewirkt werden konnte.

Aus der gewerblichen Produktion Italiens ragten in augusteischer Zeit die arretinischen Terra-sigillata-Erzeugnisse heraus.
     In
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