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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian
Autoren: Heinz Bellen
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Arretium/Arezzo (Etrurien) sorgten mehr als 100 Firmen dafür, daß die rot gebrannten, mit Herstellerstempel versehenen
     Keramikgeräte in Italien marktbeherrschend waren und in viele Provinzen exportiert wurden.
    Italien war die Heimat der meisten in den 25 Legionen des Augustus dienenden Soldaten. Aber die Entwicklung ging dahin, daß
     neben die Italiker römische Bürger aus den Provinzen, d. h. aus den dortigen Kolonien, traten. Die Entwicklung war insofern
     zwangsläufig, als sich in Italien eine Wehrdienstverdrossenheit breitmachte, die ihren Höhepunkt nach der Schlacht im Teutoburger
     Wald (9 n. Chr.) erreichte (Cass. Dio 56, 23, 2   –   3). Sie bekümmerte Augustus um so mehr, als er die Heeresstärke so gering wie möglich bemessen hatte. Sie betrug ca. 150   000 Legionssoldaten und bedurfte im ‘Normalfall’ nur einer Ergänzung von jährlich ca. 6000 Mann (für die Abgänge). Die Legionen
     waren in der Nähe der großen Grenzflüsse massiert: 8 am Rhein, 7 an der Donau, 4 am Euphrat; die übrigen hatten ihre Standorte
     in Spanien (3), Ägypten (2) und Afrika (1). Den Legionen hatte Augustus Hilfstruppen
( auxilia
) aus den Provinzen beigegeben. Sie waren als
alae
(Reiterei) und
cohortes
(Fußtruppen) organisiert und kamen in ihrer Gesamtstärke den Legionen gleich (ca. 150   000 Mann).
    Legionen und Auxilien bildeten das stehende Heer, das Augustus geschaffen hatte. 20 Jahre betrug die Dienstzeit der Legionssoldaten,
     25 Jahre die der Auxiliartruppen – das Heer spiegelte die auf lange Zeit berechnete Prinzipatsordnung wider. Als Oberbefehlshaber
     des Heeres oder römisch gesprochen: als Inhaber der
auspicia
war Augustus einundzwanzigmal zum Imperator ausgerufen worden, fünfundfünfzigmal waren Dankfeste
( supplicationes
) für seine Siege beschlossen worden, dreimal hatte er einen Triumph gefeiert (Mon. Anc. c. 4). Das Recht zu triumphieren
     war allein auf ihn und die Angehörigen seines Hauses übergegangen. In seiner Person hatte die Sieghaftigkeit Gestalt angenommen:
     Als Victoria Augusta war sie in den Festkalender eingegangen (Fer. Cum., Inscr. It. XIII 2, S. 279).
    Neben das Heer hatte Augustus die Flotte gestellt. Das maritime |12| Machtinstrument des Princeps war ebenfalls auf Dauer konzipiert wie die Hafenanlagen in Misenum (bei Puteoli) und Ravenna
     (beim heutigen Stadtteil Classe) beweisen. Die beiden Flottenbasen beherrschten das Tyrrhenische und das Adriatische Meer.
     Sie wurden ergänzt durch große Flottenstationen in Forum Iulii (Colonia Octavanorum Pacensis Classica, heute Fréjus/Provence)
     und Alexandria in Ägypten. Den Dienst auf der Flotte versahen in der Regel Peregrine aus den Provinzen; ihre Dienstzeit war
     die längste im augusteischen Militärdienst: 26 Jahre.

Eine besondere Rolle in dem von Augustus neu geordneten Militärwesen spielten die Prätorianer. Die 9 durchweg in Italien angeworbenen
     Kohorten in einer Gesamtstärke von ca. 5000 Mann waren in Städten der Umgebung Roms (z. B. in Ostia) stationiert und dienten
     dem Princeps im Wechsel von jeweils 3 Kohorten als Schutzwache (Suet. Aug. 49, 1). Als Gardesoldaten hatte Augustus die Prätorianer
     gegenüber den Legionären nach Sold und Dienstzeit bevorzugt: Sie erhielten 750 Denare jährlich, die Legionäre 225; ihre Dienstzeit
     betrug 16 Jahre, die der Legionäre, wie schon erwähnt, 20 (die der
auxiliarii
25).
    Der Sicherheitsgürtel, den Augustus mit den Prätorianern um seine Person gelegt hatte, war ihm nicht eng genug. Schon als
     Triumvir hatte er eigentliche „Leibwächter“
( corporis custodes
) in seiner unmittelbaren Nähe gehabt (Spanier aus Calagurris). Als Princeps vertraute er diese Aufgabe Germanen, hauptsächlich
     Batavern, an (Suet. Aug. 49, 1). Die als
manus Germanorum
bezeichnete Leibwache des Augustus war paramilitärisch organisiert, gehörte also nicht dem Heer als solchem an, sondern bildete
     eine selbständige, dem Princeps direkt unterstellte und ihm treu ergebene Palasttruppe.
    Das damit in den Blick gerückte Hauswesen des Augustus stellte eine eigene Größe dar – als Gebäudekomplex und als ‘Haus’ im
     weiteren Sinne des Wortes. Die Residenz des Augustus auf dem Palatin wirkte auf den Betrachter durch den Kontrast zwischen
     dem „bescheidenen“ Wohnhaus (Suet. Aug. 72, 1) und dem (mit ihm verbundenen) großartigen Apollo-Tempel, in dessen Portiken
     sich u.a. die repräsentativen Räume der Bibliotheca Palatina befanden (Suet. Aug. 29, 3). Das
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