Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kälte in dir (German Edition)

Die Kälte in dir (German Edition)

Titel: Die Kälte in dir (German Edition)
Autoren: Oliver Kern
Vom Netzwerk:
Lust am Töten gepackt.«
    Kristina sah, dass er schwankte.
    Es kostete ihn Kraft, die Arme weiter ausgestreckt zu halten. Dessen ungeachtet reichte seine Energie noch für ein zynisches Grinsen. Anscheinend hatte er den Schrei, der aus den Tiefen des Kellergewölbes gekommen war, vergessen.
    »Da ist die Frau Kommissarin wohl der Meinung, wenn wir schon so schön dem Sündenerlass frönen, könnte ich auch meine zum Besten geben. Vielleicht würde ich Sie damit nur enttäuschen?«, kündigte er an. »Wäre es nicht bedauerlich, wenn Sie mit dem Gedanken sterben, dass ich nicht das Monster bin, zu dem Sie mich in den letzten beiden Wochen stigmatisiert haben?«
    »Ich kann mit Enttäuschungen umgehen«, forderte sie ihn heraus.
    »Was meinen Sie? Soll ich Sie vorher in den Bauch schießen, und wir hoffen darauf, dass Sie das Ende meiner Zusammenfassung noch erleben? Oder würde Ihre Aufmerksamkeit dann zu sehr darunter leiden, dass Sie in sich hineinhorchen, wie die Wärme des Lebens aus Ihnen entweicht?«
    Auch wenn seine Augen tief im Schatten lagen, war sie sich mit einem Mal sicher, dass er seine Drohung nicht in die Tat umsetzen würde. »Ihre Entscheidung, Herr Schwarz.«
    Der Mörder taumelte. Unerwartet. Fing sich wieder, ehe er mit der Kellerwand kollidierte. Er lehnte sich an. Mit einem Mal musste sie vielmehr befürchten, dass er zusammenklappte, bevor er sein Geständnis abgelegt hatte.
    »Der Gärtner hat mich dabei erwischt, wie ich mir Egons Fett holte«, murmelte er. »Oh ja, er war äußerst entsetzt über das, was er beobachten durfte. Er vergaß nie, es mir bei unseren darauffolgenden Treffen in detaillierter Ausführlichkeit unter die Nase zu reiben. Eigentlich war er nur gekommen, um den Dreck wegzumachen, den die beiden Frauen angerichtet hatten. Wollte wohl auf Nummer sicher gehen, dass man seiner Frau nichts anlasten konnte. Oder um sich zu vergewissern, dass das Geld verloren war. Seine Frau hatte nämlich nach der Tötung ihres Arbeitgebers die Beute wieder zurück in den Safe gelegt. Sie fragen sich sicher, wie es überhaupt dazu kam, dass die Putzfrau das Kuvert an sich nehmen konnte. Ich kann nur die Vermutung anstellen, dass Egon in seiner Altersverwirrtheit einfach vergessen hatte, den Safe zu schließen. An das Geld kam der Pole jedenfalls nicht mehr ran, die Tresortür hatte seine Gattin sorgsam verschlossen. Trotzdem wurde sein Ausflug zum Osswald-Anwesen belohnt. Wie bereits erwähnt, beobachtete er mich heimlich bei meinem Schaffen. Ich habe nicht hinterfragt, auf welche Weise er mich später ausfindig gemacht hat. Er wollte Kompensation von mir, für das Vermögen, das ihm wegen der Dummheit seiner Frau durch die Lappen gegangen war.«
    »Deshalb haben Sie Jakub Piecek letztlich getötet!«
    »Ich würde behaupten, er ist unglücklich gefallen«, gab Schwarz zurück.
    Kristina robbte sich zentimeterweise in Richtung ihrer Waffe. Soweit sie es im Zwielicht erkennen konnte, zielte Schwarz nicht mehr auf sie. Vielleicht schwächte ihn sein Leiden mittlerweile so sehr, dass er nicht einmal klar sehen konnte. Er glitt hinüber ins Delirium. Seine Schilddrüse kollabierte.
    »Wie kam es zu dem Treffen am Wertstoffhof?«
    Sie sah, wie Schwarz an der Wand zu Boden sackte. Nachdem er saß, fiel sein Kopf gegen die Steine. Diese Haltung behielt er bei, während er im Flüsterton antwortete.
    »Jakub hat den Übergabeort bestimmt. In seiner Dreistigkeit verlangte er, dass ich ihm zur Hand gehe und ihm dabei helfe, Computermonitore über den Zaun zu schaffen. Er war nicht schlecht überrascht, als ich ihm Egons Spielzeug unter die Nase hielt. Ich scheuchte ihn damit auf seine wacklige Konstruktion, mit der er über Hecke und Stacheldraht hinweg auf den Recyclinghof gelangte. Dabei ist er letztlich gestolpert und aus drei Metern Höhe kopfüber auf den Asphalt geknallt. Ich bin kein Arzt, aber danach kam er mir reichlich tot vor. Also habe ich mir genommen, was er ohnehin nicht mehr brauchte, und ihn verbrannt.« Seine Stimme war sehr leise geworden. Erneut drehte Schwarz die Sache zu seinen Gunsten.
    So konnte es nicht gewesen sein.
    »Wir hätten Blutspuren finden müssen, wo Jakub Piecek Ihrer Aussage nach zu Tode gestürzt ist«, erklärte Kristina. »Auch auf dem Gabelstapler, mit dem Sie ihn in den Container bugsiert haben.«
    Der Architekt behielt sich vor, darauf zu antworten, doch sie glaubte, ihn lächeln zu sehen.
    Der Teufel lügt, das liegt in seiner Natur.
    Konnte es sein, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher