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Die Kälte in dir (German Edition)

Die Kälte in dir (German Edition)

Titel: Die Kälte in dir (German Edition)
Autoren: Oliver Kern
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antwortete Kristina.
    »Karl wird sterben«, erklärte Doreen Mezger aus der Dunkelheit.
    Warum schickte Schwarz die Frau? Hätte nicht jeder andere den Bauern an die Front gesandt, wenn es darum ging, bewaffnete Polizisten aufzuhalten?
    »Was ist passiert, Doreen?«
    »Er stand plötzlich in der Tür, mit einer Pistole. Er hat Karl gezwungen, mit ihm diese Frau und den Mann hierher zu holen. Ich will, dass es vorbeigeht!«
    »Wir sind gekommen, um Ihnen zu helfen«, versicherte Kristina.
    Ein gewaltiger Donnerschlag verschluckte die Hälfte ihres Satzes.
    »Sie machen es nur schlimmer«, widersprach Doreen.
    Erneut flammte blaues Leuchten durch das Haus und verstärkte die Konturen der Frau mit der Axt auf surreale, erschreckende Weise. Eine eiskalte Hand legte sich um Kristinas wild pochendes Herz.
    »Können Sie das denn, jemanden mit einer Axt erschlagen?«, fragte sie.
    »Es wird einfacher, je öfter man es macht.«
    Daniel musste kriechen, wollte er auf irgendeine Weise vorwärtskommen. Auch wenn die Distanz keine drei Meter betrug, war er nicht schneller als eine Schnecke. Jeder Zentimeter kostete Willenskraft. Es befand sich lediglich Pudding zwischen Haut und Knochen.
    Achterberg reagierte nicht auf sein Unterfangen, sondern schnarchte unbeeindruckt weiter. Der Mann hatte sich aufgegeben. Schon lange, bevor er in dieses Verlies deportiert worden war. Von ihm war keine Hilfe zu erwarten.
    An der Tür angekommen setzte sich Daniel auf die Unterschenkel und lehnte die Stirn gegen die verwitterte Oberfläche, um nicht zur Seite zu kippen. Der bröckelnde Lack kratzte auf der Haut. Es musste ihm gelingen, die Hand über den Kopf zu heben und auf den Türgriff zu legen. Das war der schwerste Teil des Unterfangens.
    Unendlich langsam und ungelenk drehte er sich um. Sein Rücken scheuerte am rauen Holz. Sobald Zeus einen Blitz auf die Erde schleuderte, konnte er das Kellerloch in seiner Gänze überblicken.
    An der Wand rechts von ihm stapelten sich Kartons und Kisten für Obst und Gemüse, gefüllt mit Gerümpel. Ihm gegenüber, von dort, wo die Blitze kamen, stand unter dem winzigen Fenster eine Werkbank. Weiter entfernt als der Gipfel des Mount Everest. Es war an der Zeit, diesen schrecklichen Ort zu verlassen, bevor ihm die Luft ausging.
    Mit einem lauten Stöhnen hob er den Arm. Seine Finger fanden das kühle Metall rechts über dem Ohr und umklammerten es. Er konnte den Griff nach unten ziehen. Im selben Moment schlug die Tür hart gegen seinen Rücken.
    Jemand wollte in den Keller.
    Die Furcht kehrte zurück. Rasiermesserscharf schnitt die Angst seinen Willen in zwei Hälften. Drängte von draußen die Rettung oder der Tod zu ihm? Sollte er zur Seite rutschen oder sich mit all seiner verbliebenen Kraft gegen die Tür pressen?
    Die Stimme mit Akzent, die durch den schmalen Spalt drang, beseitigte die Ungewissheit. »Helfen Sie mir! Bitte!«
    Daniel kippte zur Seite und schob umständlich die Hüfte nach vorn, Zentimeter für Zentimeter, bis sein Oberkörper die Tür nicht mehr am Aufgehen hinderte.
    Die Türkante traf sein Gesäß, während Louise Osswald über ihn hinweg in den Raum stolperte.
    Kristina rutschte mit dem Kopf voran nach unten. Jede Stufe stieß hart gegen ihre Wirbelsäule. Es war unmöglich zu hören, ob Doreen Mezger ihr folgte.
    Irgendwo muss doch diese beschissene Knarre sein!
    Der nächste Blitz offenbarte einen leeren Treppenaufgang. Die Frau mit der Axt hatte ihren Standort gewechselt. Der Vorteil lag bei der Hausherrin, die hier jeden Winkel kannte, während Kristina blind in die Dunkelheit schlitterte. Direkt in die Hände des Teufels, der schon von der Bäuerin Besitz ergriffen hatte …
    Was wurde einfacher, je öfter Doreen es machte? Hühnern den Kopf abschlagen?
    Kristina gelangte ans Ende der Treppe, ohne dass ein Beil auf sie herabsauste. Der Boden war aus Stein. Sie musste aufstehen, weg aus dieser hilflosen, liegenden Position. Die Pistole finden. Wohin war die Frau verschwunden? Und Schwarz? Die Vermutung lag nahe, dass der Killer sich hier unten verschanzte.
    Keuchend rollte sich Kristina auf den Bauch. Sie ertastete nur grobe Steinfliesen. Das Unwetter war zu einem dumpfen Hintergrundgeräusch zusammengeschmolzen.
    »Die Hölle ist ein sehr kalter Ort …«, flüsterte eine unbekannte Stimme aus der Finsternis.
    Die Frau bückte sich zu Daniel herunter, wie um zu prüfen, ob er ihr auf irgendeine Weise von Nutzen sein konnte.
    »Können Sie mir hochhelfen?«, fragte er
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