Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Jungfrau von Zesh

Titel: Die Jungfrau von Zesh
Autoren: Lyon Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
Záva-Häuptling es irgendwie, die Waffe so nah an sich heranzubekommen, dass er sie mit einem raschen Griff aufheben konnte. Er tastete mit der Spitze über Gorchakows Rippen, bis er eine geeignete Stelle gefunden hatte, und schob die Klinge langsam, Zentimeter um Zentimeter, in den Rücken des Russen.
    Gorchakow brüllte vor Schmerz.
    Yuruzh stieß die Klinge weiter. Gorchakow hustete blutigen Schaum. Als die Klinge bis zum Heft versunken war, zog Yuruzh sie mit einem Ruck heraus“ setzte die Spitze erneut an, diesmal direkt über den Nieren, und stieß zu.
    Gorchakows Körper bäumte sich noch einmal auf und erschlaffte dann. Als Yuruzh losließ, sackte der Russe auf den Boden und rollte auf die Seite. Er verdrehte die Augen, röchelte leise und zuckte noch einmal mit den Gliedern.
    Yuruzh drehte den Körper auf den Rücken, setzte die Spitze des Dolches genau auf das Herz und stieß noch einmal zu. Ein letztes Zucken lief durch Gorchakows Körper, dann war er tot.
    Yuruzh schaute zu Althea hoch und sagte grinsend: »Es wird schon langsam zur Gewohnheit: Ich scheine Ihnen immer dann zu begegnen, wenn Sie gerade an einen Pfosten gebunden sind und irgendein Unhold Sie um die Ecke bringen will. Sind Sie verletzt?«
    »Nein«, sagte Althea. »Jedenfalls nichts Ernstes. Und Sie?«
    »Nur ein paar Prellungen und Schürfwunden.«
    Er schnitt sie los. Althea war noch nie in ihrem Leben ohnmächtig geworden, doch jetzt war sie nahe daran. Sie wankte und fiel Yuruzh benommen in die Arme. Er drückte ihren Kopf sanft an seine breite behaarte Brust. Als sie zu ihm aufblickte, beugte er sich über sie und küsste sie. Nicht wild und brutal wie Kirwan, sondern ganz zärtlich und sanft.
    »Sie stecken wirklich voller Überraschungen«, hauchte Althea atemlos und sank benommen aufs Bett.
    Yuruzh ging hinüber zum Waschtisch und wusch sich das Blut ab, mit dem er beschmiert war. Ein großer Teil davon stammte von seinen eigenen Schnitt- und Kratz wunden. »Wie konnten Sie so plötzlich hier auftauchen?« fragte Althea.
    Yuruzh lächelte. »Sobald Sie an Bord der Ta’zu waren, fuhr ich mit einer meiner Galeeren hinterher und hängte mich hinter dieses Schiff. Als der Kapitän fragte, was wir wollten, ließ ich zurückflaggen, er solle weitersegeln und sich nicht weiter um uns kümmern. Als er unseren Katapult erblickte, der genau auf seine Wasserlinie zielte, kam er unserem Wunsch gern nach.
    Da niemand auf uns schoss, folgerte ich, dass Gorchakow Sie unter Deck gebracht hatte. Ich hatte nämlich von Bischof Raman, den ich unter dem Vorwand, ihn auf sein Schiff bringen zu wollen, mitgenommen hatte, erfahren, dass er und Gorchakow die beiden Passagierkabinen im Heck gebucht hatten. Der gute Bischof wusste natürlich nicht, dass Gorchakow ihn überhaupt nicht an Bord haben wollte, weil er keinen terranischen Zeugen für seine Mordtat wünschte.
    Ich manövrierte also meine Galeere so dicht wie möglich an die Ta’zu heran, warf eine Dragge über die Reling und schwang mich hinüber auf den Vorsprung unter den beiden Heckfenstern. Die Idee hatte ich aus einem Kinofilm, den ich mal auf Terra gesehen hatte – irgendwas mit Piraten.
    Ich wagte nicht einzugreifen, solange Gorchakow die Pistole bei sich hatte. Gegen eine Kugel bin auch ich machtlos. Ich hatte ursprünglich vor, durch Ramans Fenster einzusteigen, aber dann warf Gorchakow die Flasche raus – sie hätte mich übrigens um ein Haar getroffen – und ließ das Fenster offen stehen. Den Rest kennen Sie.«
    Yuruzh wischte sich mit dem blutverschmierten Handtuch ab und warf einen Blick auf Gorchakow. »Was sollen wir mit ihm tun?« fragte Althea.
    Yuruzh zeigte mit dem Daumen auf das Heckfenster. »Rauswerfen.«
    »Genau das hatte er mit mir vor.«
    »Tja, wie das Leben manchmal so spielt! Hoffentlich passt er auch durch das Fenster.«
    Noch wenige Wochen zuvor hätte Althea sich nicht einmal im Traum vorstellen können, dass sie einmal mithelfen würde, eine Leiche aus einem Fenster zu werfen – noch dazu die Leiche ihres eigenen Ehemannes. Der bloße Gedanke hätte ihr Übelkeit verursacht. Und jetzt packte sie Gorchakow beim Hand- und Fußgelenk und empfand dabei nicht mehr Ekel oder Widerwillen, als hätte sie einen Hähnchenschenkel aufgehoben. Gemeinsam wuchteten sie den schweren Körper hoch, schoben ihn durch das Fenster und ließen ihn los.
    Platsch!
    Sie schaute dem Körper nach, wie er im Kielwasser verschwand, dann wandte sie den Blick vom Fenster ab. Yuruzh nahm
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher