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Die Jungfrau von Zesh

Titel: Die Jungfrau von Zesh
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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der Záva – waren verstummt. Die Geschwänzten standen reglos da und starrten auf Gorchakow. Nur das Tosen und Zischen der Brandung schnitt durch die Stille.
    »Mister Gorchakow!« hörte Althea plötzlich Yuruzhs Stimme rufen.
    »Was ist?«
    »Finden Sie es nicht ein wenig seltsam, dass Sie als Sicherheitsoffizier von Novorecife gegen Ihre eigenen Vorschriften verstoßen, indem Sie eine Waffe mit aus der Stadt herausnehmen?«
    »Was Vorschrift ist und was nicht, bestimme ich, Afanasi Gorchakow. Sie kümmern sich besser um Ihre eigenen Angelegenheiten, sonst erschieße ich Sie auch. Beeil dich, Althea!«
    »Kann ich nicht wenigstens vorher ein paar Sachen anziehen?«
    »Das lohnt nicht; die würden ohnehin nicht lange halten. Los, ins Boot mit dir!«
    »Mister Gorchakow«, meldete sich zaghaft protestierend der Bischof zu Wort. »In dem Boot ist aber nicht genug Platz für drei Passagiere.«
    »Okay, dann bleiben Sie eben da.«
    »Aber mein guter Mann«, blökte der Bischof, »ich kann doch unmöglich …«
    »Wollen Sie auch erschossen werden! Nein? Schön, dann halten Sie gefälligst die Klappe!«
    »Sie könnten wenigstens das Boot noch einmal zurückkommen lassen und mich abholen …«, jammerte Raman.
    Ohne sich weiter um ihn zu kümmern, bugsierte Gorchakow Althea in das Boot. Wie in einem Alptraum nahm Althea wahr, wie die beiden krishnanischen Ruderer das Boot vom Strand abstießen und hinausruderten. Die Gestalten am Strand schrumpften zusammen, bis sie schließlich hinter den Wracks verschwanden. Wenig später hielt das Boot neben dem Rumpf des Handelsschiffes an. Gorchakow fuchtelte mit der Pistole und bedeutete Althea, die Strickleiter hinaufzuklettern. Die Leute auf dem Schiff gafften sie ungeniert an, als sie über die Reling stieg.
    »Komm mit mir!« befahl Gorchakow, der ihr auf den Fersen gefolgt war.
    Er gab dem Kapitän den Befehl loszusegeln und führte Althea nach achtern. Das Beiboot wurde an Bord gezogen, und die Segel füllten sich.
    Gorchakow bugsierte Althea eine kurze Treppe hinunter, wobei er sich bücken musste, um sich nicht den Kopf zu stoßen, und stieß sie unsanft in eine Heckkabine. Er zog die Tür hinter sich zu und verriegelte sie.
    »Was haben Sie vor?« fragte Althea.
    »Das wirst du gleich sehen.« Gorchakow warf einen kurzen Blick durch das Fenster im Heck. An dem leichten Schwanken unter ihren Füßen spürte Althea, dass das Schiff bereits Fahrt aufgenommen hatte. »Wenn der Wind so anhält«, sagte Gorchakow, »müssten wir spätestens morgen früh in Ulvanagh sein. Das heißt, ich müsste dort sein. Du nicht.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    Gorchakow nahm ein Stück Tau aus einem Wandschrank, packte Althea und fesselte sie an einen der Stützpfosten der Koje in der Ecke. Sie versuchte verzweifelt, sich ihm zu entwinden, aber bei einem Bären wie Gorchakow war das natürlich ein aussichtsloses Unterfangen.
    »Dass du dann schon tot sein wirst.« Gorchakow kontrollierte einen seiner Knoten und erneuerte ihn. »Ich habe die Absicht, dich zu töten.«
    Er legte seine Pistole auf den Wandschrank und zog sein Hemd aus. Dann nahm er eine Flasche Kvad aus dem Schrank, setzte sich und nahm einen tiefen, gurgelnden Zug aus der Flasche.
    »Aber warum?« Althea versuchte, die Tränen zurückzuhalten. »Ich habe Ihnen doch nichts getan!«
    »Was für dumme Fragen du stellst!« Ein erneuter kräftiger Schluck. »Ich habe dir schon einmal gesagt, du würdest den russischen Hass noch kennen lernen.
    Aber jetzt hast du noch viel mehr Grund, ihn kennen zu lernen. Nicht nur, dass du weggelaufen bist; du hast mich auch noch zum Gespött gemacht mit den beiden Kerlen.
    So, und jetzt kommt die Stunde der Abrechnung. Ich werde dich töten, aber nicht schnell, sondern schön langsam Stückchen für Stückchen.« Gorchakow schob das Gesicht vor und entblößte die Zähne zu einem teuflischen Grinsen. »Zuerst werde ich dich schlagen. Dann reiße ich dir die Haare aus. Danach schlage ich dich wieder ein bisschen. Dann breche ich dir ein paar Knochen, oder vielleicht steche ich dir auch ein Auge aus. Danach schlage ich dich wieder ein bisschen. Danach beiße ich ein paar Stücke aus dir heraus, oder vielleicht enthäute ich dich auch ein bisschen mit meinem Messer. Dann schlage ich dich wieder ein bisschen, und so weiter, bis du tot bist.«
    Er nahm abermals einen kräftigen Schluck aus der Flasche, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und fuhr fort: »Wenn ich es richtig anstelle,
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