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Die Jungfrau von Zesh

Titel: Die Jungfrau von Zesh
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Halevi, »wir glauben nicht, dass Sie weiterhin uns gegenüber so empfinden werden. Wir hatten soeben eine Revolution.«
    »Sim?«
    »Pois sim. Wir haben den Tyrannen entthront, dessen blinder Fanatismus die Ursache für all den Ärger war. Hier haben Sie ihn. Machen Sie mit ihm, was Sie wollen. Unser neues Regime wird strikt demokratisch sein und für alle jene vollkommene persönliche Freiheit garantieren, die das Geburtsrecht des natürlichen Menschen ist. Jeder kann denken und sagen, was er will, vorausgesetzt natürlich, er stimmt mit mir überein. Die erste Änderung in unserer Politik – abgesehen davon, dass mit sofortiger Wirkung der Verzehr von Fleisch gestattet ist – wird darin bestehen, dass wir engere Beziehungen zu den Záva anstreben, damit auch Sie die Möglichkeit haben, von unseren hehren Idealen und Institutionen zu profitieren.«
    »Muito obrigado, Senhor«, sagte Yuruzh und fügte trocken hinzu: »Ob allerdings die Záva auf ihrem derzeitigen kulturellen Stand eine solche plötzliche Erleuchtung überhaupt verkraften können, bedarf sorgfältiger Überlegung. Und was Ihr Verhalten betrifft, so will ich von einer Bestrafung noch einmal absehen und mich statt dessen mit ihrem medizinischen Whisky-Vorrat begnügen. Bringen Sie ihn her, aber den ganzen!«
    »Sim, Senhor«, sagte Halevi und machte sich sofort auf den Weg. Kuroki ließ er zurück.
    »Was haben Sie mit ihm vor?« fragte Kirwan, wobei er mit dem Kinn auf Kuroki deutete.
    »Ich werde ihn wohl nach Novorecife zurückschicken«, antwortete Yuruzh. »Ihn zu töten, würde niemandem etwas nützen, aber ich will ihn auch auf keinen Fall auf Zá behalten. Normale Terraner sind ja schon schwierig, aber Qondyor bewahre mich vor einem terranischen utopischen Idealisten, der auch wirklich von seinen Grundsätzen überzeugt ist.«
    »Eine gar nicht so ungewöhnliche Neurose«, mischte sich Bahr ein. »In jeder Psyche existiert eine Kluft zwischen dem Teil, der bemüht ist, die Realität zu bewältigen, und dem Teil, der in eine bessere, imaginäre Welt flieht. Im Normalfall dient die letztere Neigung lediglich als ein durchaus sinnvolles und nützliches Sicherheitsventil. Erst wenn dieser Teil der Psyche die Vorherrschaft über das Denken erringt, geht der Bezug zur Realität verloren.«
    »Ich weiß«, sagte Yuruzh. »La Fontaine hat dasselbe ein wenig poetischer ausgedrückt:
    Quel esprit ne bat la campagne? Qui n’a fait chateaux en Espagne?
    Picrochole, Pyrrhus, la laitiere, enfin tous, Autant les sages que les fous. Chacun songe en veillant; il n’est rien de plus doux. Une flatteuse erreur empörte alors nos ames; Tout le bien du monde est a nous, Tous les honneurs, toutes les femmes. Quand je suis seul f je fais au plus brave und defi, Je m’ecarte, je vais detroner le sophi.
    On m’elit roi, mon peuple m’aime; Les diademes vont sur ma tete pleuvant; Quelque accident faitil que je rentre en moimeme,
    Je suis gros Jean comme devant.«
    »Sie können wohl auch alles!« sagte Althea in atemlosem Erstaunen.
    Yuruzh lächelte. »Alles wäre wohl ein bisschen übertrieben. Ich habe das eine oder andere mitbekommen in den zwei Jahren, in denen ich am Institut in Princeton war.«
    »Entschuldigen Sie, aber sind Sie von derselben Gattung wie die anderen Záva?« fragte Bahr.
    »Nicht ganz. Ich bin ein Mischling aus der geschwänzten und der schwanzlosen Gattung.« Yuruzh hielt inne und schaute sich um. »Wo bleibt denn bloß der Whisky? Pychets!« Einer der Geschwänzten kam zu ihm gelaufen. Yuruzh sprach ein paar Worte mit ihm. Der Krishnaner nickte und lief den Pfad zur Siedlung hinauf.
    »Um noch einmal auf die Tests zurückzukommen«, begann Bahr, doch ein plötzlich anschwellendes Stimmengewirr lenkte ihre Aufmerksamkeit auf das Meer.
    Yuruzh sprang auf, um besser sehen zu können. Ein Handelsschiff war hinter den Wracks vor Anker gegangen. Gleich darauf löste sich ein Beiboot und näherte sich rasch dem Strand. Ein paar Minuten später schob es sich knirschend auf den Sand. Seine Insassen kletterten heraus. Zwei von ihnen marschierten geradewegs auf Althea zu.
    Einer von ihnen war ein kleiner dunkelbrauner Mann in der Reisekleidung eines Bischofs der Ökumenisch-Monotheistischen Kirche. Der andere war Afanasi Wassiljitsch Gorchakow.

 
10
     
    A lthea stieß einen erstickten Schrei aus. Sie schoss hoch und machte Anstalten wegzurennen, doch Gorchakows Brüllen ließ sie mitten in der Bewegung innehalten. Er hielt eine Pistole in der
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