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Die Jungfrau von Zesh

Titel: Die Jungfrau von Zesh
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Hand.
    Yuruzh hatte sein Schwert schon zur Hälfte aus der Scheide, aber beim Anblick der Waffe ließ er es langsam wieder zurückgleiten. Gorchakow schwenkte die Mündung langsam von einem zum anderen.
    »Ihr wisst hoffentlich, was das ist, oder?« fragte er mit einem unmissverständlichen Unterton in der Stimme. »Schön brav, alle miteinander, dann passiert euch nichts. Althea, du kommst mit!«
    »Das werde ich nicht.«
    »Dann muss ich dich erschießen.« Gorchakow richtete die Mündung auf sie.
    Althea schaute sich verzweifelt um. Bahr hatte sich davongemacht; Yuruzh und Kirwan standen hilflos da. Sie wandte sich mit flehender Stimme an den Kirchenmann. »Sind Sie Bischof Harichand Raman?«
    Der kleine Mann antwortete in einem fließenden, jedoch von einem harten Akzent geprägten Englisch: »Ja, mein Kind. Ich war gerade unterwegs auf einer Rundreise durch die Hafenstädte der Sabadao-See. Als ich von Mister Gorchakow hörte, dass Sie sich zur Zeit auf Zesh aufhielten, fuhr ich mit ihm hierher, um nach Ihnen zu sehen.«
    »Aber können Sie ihn denn nicht von seinem Vorhaben abbringen? Ich hasse und verabscheue ihn!«
    »Es tut mir leid, mein Kind, aber ich wüsste nicht, was ich für Sie tun könnte. Ich fürchte, wir können Sie ohnehin nicht mehr als Missionarin bei uns gebrauchen.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil Sie es seit Ihrem Eintreffen auf Krishna mehrfach geschafft haben, sich in ein – nun, sehr kompromittierendes Licht zu rücken. Erst betrinken Sie sich und heiraten im Vollrausch Mister Gorchakow, dann …«
    »Aber er war es doch, der mich …« schrie Althea.
    »Gewiss, die Situation war sicherlich so, dass man gewisse mildernde Umstände geltend machen könnte, aber die Tatsache an sich bleibt nun einmal bestehen. Als nächstes laufen Sie mit Mister Kirwan und Doktor Bahr weg und erzählen den Leuten, die Herren seien Ihre Liebhaber.«
    »Aber das habe ich doch nur gesagt, damit wir mit der Fähre übersetzen konnten …«
    »Das glaube ich Ihnen sogar, aber die Geschichte macht noch immer die Runde, und wir müssen selbst den geringsten Anschein von Sündhaftigkeit bei unserem Personal vermeiden. Und nun, zu guter Letzt, finde ich Sie hier auf Zesh vor, in einem äußeren Zustand, der wohl kaum im Einklang mit den moralischen Prinzipien unserer Kirche steht.«
    Althea hatte vollkommen vergessen, dass sie unbekleidet war, da der Großteil der am Strand Versammelten ebenfalls nackt war. Für einen kurzen Moment kam in ihr der Wunsch auf, dem Bischof die näheren Umstände zu erklären, doch sofort wurde ihr die Sinnlosigkeit eines solchen Unterfangens klar.
    »Und deshalb«, schloss der Bischof mit einem öligen Lächeln, »ist es besser für Sie, wenn Sie zu Ihrem rechtmäßigen Ehegatten zurückkehren. Zumindest ist Ihr Lebensunterhalt damit gesichert, und zweifelsohne werden Sie mit der Zeit schon lernen, Ihre Persönlichkeit der seinen anzupassen.«
    »Genau«, pflichtete Gorchakow ihm brummend bei. »Und jetzt komm, Bjednjaschka.«
    »Den Teufel wird sie tun!« brüllte Kirwan. »Glaubt ihr, der große Brian Kirwan schaut tatenlos zu, wie unsere kleine amerikanische Rose von einem russischen Steppengorilla weggeschleppt wird, unterstützt von einem mickrigen, kleinmütigen Arschkriecher von einem Bischof? Macht, dass ihr wegkommt, ihr Karikaturen!«
    Er bückte sich und hob eine große Safq-Muschel auf, die von der Größe und dem Gewicht her etwa einer irdischen Kokosnuss entsprach. Als er den Arm zum Wurf erhob, brüllte Gorchakows Waffe auf.
    Kirwan taumelte zurück wie von einem gewaltigen Schlag getroffen, die Brust eine einzige klaffende Wunde.
    Althea war wie die anderen bei der Explosion erschreckt zurückgesprungen. Instinktiv spannte sie den Körper, um wegzurennen, aber ein barscher Ruf von Gorchakow ließ sie innehalten. Der Sicherheitsoffizier war nach wie vor Herr der Lage.
    »Ist sich gut«, knurrte er mit einem Blick auf Kirwans Leiche. »Ich hätte den anderen auch getötet, aber er ist gleich in Wald gerannt, als er mich aus dem Boot steigen sah. Komm jetzt, Frau, aber schnell!«
    Typisch für Bahr, dachte Althea und machte sich resigniert auf den Weg zum Boot. Doch andererseits, wenn er nicht weggelaufen wäre, dann wäre er höchstwahrscheinlich jetzt ebenfalls eine Leiche. Sie drehte sich um und warf einen letzten verzweifelten Blick auf Yuruzh, der immer noch wie angewurzelt dastand, die Hand am Griff seines Schwerts. Alle Geräusche – das Hämmern und das Schwatzen
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