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Die Jungfrau von Zesh

Titel: Die Jungfrau von Zesh
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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jetzt immer rascher heran …
    Krach!
    Das Flaggschiff erbebte, schlingerte und legte sich auf die Seite. Das Offiziersknäuel im Bug ging in schöner Einmütigkeit zu Boden und kollerte in einem Wirrwarr von Gliedmaßen über das Deck; ein lautes Platsch verriet, dass mindestens einer über Bord gegangen war. Ruderer kippten von ihren Bänken oder wurden von ihren Riemen zu Boden gefegt.
    In Sekundenschnelle war das Flaggschiff ein schrilles Chaos. Krishnaner rollten über- und nebeneinander, rappelten sich fluchend auf die Beine und bellten Kommandos. Über die Schreie hinweg hörte Althea ein Knarren, Mahlen und Knirschen wie von splitterndem Holz und dann das Gurgeln von hereinbrechendem Wasser. Offenbar hatte Yuruzh das Schiff auf ein verdecktes Felsenriff gelockt. Jegliche Vorwärtsbewegung war zum Stillstand gekommen.
    Eine Sekunde, nachdem das Schiff aufgelaufen war, stieß Mirán, ihr Bewacher, einen lauten Schrei aus und schwang sein Schwert nach ihrem schlanken Hals, aber die plötzliche Seitenneigung des Schiffs ließ ihn ins Taumeln geraten. Die Klinge pfiff wirkungslos einen halben Meter an ihrem Kopf vorbei, und Mirán verschwand zappelnd im allgemeinen Durcheinander.
    Lautes Krachen von allen Seiten, gefolgt von spitzen Schreien, verkündete im selben Moment, dass die anderen Schiffe das gleiche Schicksal ereilt hatte.
    Die Lautstärke der Schreie schwoll an und verdoppelte sich, als gleich darauf Yuruzhs Geschwänzte wie Ameisen über die Ruder und Bordwände des Flaggschiffs geschwärmt kamen. Sie sahen seltsam maskiert aus, und Althea brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass sie eine Art Atemgerät oder Tauchermaske trugen, die mit einem kleinen Luftsack auf ihrem Rücken verbunden war. Wie ein Heuschreckenschwarm fielen sie über die entsetzten Daryava her. Stahl klirrte, Flüche und Schreie hallten über das Deck.
    Als das Flaggschiff sich endgültig festgelaufen hatte und zur Ruhe gekommen war, sah Althea, wie der Dasht von Darya sich aus dem Knäuel von Leibern befreite und sich nach achtern durchkämpfte. In der Rechten schwang er sein Schwert, mit der freien Linken stützte und hielt er sich im Gehen an der Reling, um auf dem schräg geneigten Deck nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Als der Herrscher von Darya Althea erblickte, riss er das Schwert hoch, stieß einen wütenden Schrei aus und stampfte auf sie zu. Mit gebleckten Zähnen, das Gesicht zu einer wilden Grimasse verzerrt, packte er sie mit der freien Hand bei den Haaren, bog ihr den Kopf in den Nacken und holte mit dem Schwert aus, um ihr die Kehle durchzutrennen.
    Plumps!
    Ein heiseres, gurgelndes Krächzen entrang sich der Kehle des Dasht. Althea, die in Erwartung des Todesstoßes die Augen geschlossen hatte, schlug sie wieder auf. Quer durch den Kopf des Krishnaners hatte sich ein Pfeil gebohrt. Der Dasht ließ sein Schwert fallen und torkelte zur Reling. Während er mit der freien Hand nach dem Pfeil griff, versuchte er verzweifelt, Befehle zu brüllen.
    Althea schaute nach vorn und sah Yuruzh, der mit dem Bogen in der Hand auf sie zugelaufen kam. Er war mit einem Satz beim Dasht, der schwankend, mit schmerzverzerrtem Gesicht an der Reling stand. Mit einem fürchterlichen Hieb mit dem Bogen streckte der Häuptling der Záva ihn zu Boden. Danach sprang Yuruzh zu Althea und schnitt ihr mit dem Schwert die Fesseln durch.
    »Schnell über Bord und ans Ufer!« schrie er. Dann rannte er zurück zum Hauptmast.
    Ein Daryau versuchte, ihn aufzuhalten. Yuruzh sprang hoch und schlug zu. Der Kopf des Krishnaners fiel herunter und rollte über die Deckplanken, während der Körper zusammenbrach. Im Laufen kappte Yuruzh die Flaggenleinen, die die persönliche Flagge des Dasht an der Spitze des Hauptmasts festhielten, und zog mit einem kräftigen Ruck an einem der losen Enden. Das Reep sauste durch die Flasche, die Flagge löste sich und fiel über die Seite ins Wasser.
    Erneut aufbrandender Kampfeslärm von See her ließ Althea herumfahren. Die Flotte von Zá, die inzwischen von ihrer Insel ausgelaufen war, hatte die kleineren Schiffe der Daryava umzingelt und angegriffen, die es durch wildes Rückwärtsrudern gerade noch geschafft hatten, eine Kollision mit den größeren Schiffen vor ihnen zu vermeiden.
    Der Kampf auf dem Flaggschiff war mittlerweile entschieden. Die Mehrzahl der Daryava hatte sich ergeben und kniete mit erhobenen Armen auf dem Deck. Andere sprangen, gejagt von Geschwänzten mit blutigen Klingen, über Bord. Yuruzh
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