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Die Jungfrau von Zesh

Titel: Die Jungfrau von Zesh
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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viermal so hell wie der irdische Mond, und beleuchtete die flache krishnanische Landschaft. Der etwas kleinere Golnaz, gerade halb voll, war eben erst aufgegangen, und Sheb, der kleinste der drei, war noch hinter dem Horizont verborgen.
    Der Kutscher, ein knorriger, wortkarger Gozashtandu, war bis auf sein grünliches Haar, die großen spitz zulaufenden Ohren und die äußeren Riechorgane von Humanoiden Äußeren. Letztere bestanden aus einem Paar federartiger Antennen, vergleichbar mit den Fühlern einer Motte, die zwischen seinen Brauen hervorsprossen. Er hielt die Zügel mit straffer Hand und lehnte sich bei jeder Kurve hart nach innen, wie der Schmiermaxe in einem Motorradbeiwagen. Die Straße folgte den Windungen des Pichide-Flusses, der sich auf seinem Weg zur Sabadao-See in gleichförmigen Serpentinen durch die Ebene von Gozashtand wälzte. Im Innern der Kutsche saßen Althea Merrick, Gottfried Bahr und Brian Kirwan. Ab und an warf der eine oder andere einen ängstlichen Blick nach hinten auf die Straße.
    Kirwans Stimme übertönte das Fahrgeräusch. »Ich sagte euch doch, dass es ganz leicht sein würde. Wenn der große Kirwan erst einmal in Fahrt kommt, dann kann ihn keiner mehr aufhalten. Ich will verdammt sein, wenn ich über diese Rettung kein Gedicht schreibe; am besten was in heroischen Heptametern.«
    »Ich betrachte mich eigentlich als recht belesen, Mister Kirwan«, sagte Althea Merrick. »Aber ich kann mich nicht erinnern, jemals irgendwo auf eines Ihrer Gedichte gestoßen zu sein. Was haben Sie bisher denn schon veröffentlicht?«
    »Keinen von diesen platten Bestsellern jedenfalls, wenn du darauf anspielst«, erwiderte Kirwan. »Meine Gedichte sind in einer fünfbändigen Sammlung von limitierter Auflage erschienen. Der erste Band kam im Jahre 2119 unter dem Titel Die sieben quadratischen Schlangen heraus, in weichem Lavendelleder gebunden und auf neunundneunzig Exemplare limitiert. Das, mein Kind, ist Kunst – im Gegensatz zu deinem böotischen Kommerzgeschmiere.«
    »Aber wovon leben Sie denn dann?« fragte Althea erstaunt.
    »Oh, ein paar meiner nichtswürdigen Vorfahren haben sich freundlicherweise auf der Fähre über den Styx eingeschifft, und Irland ist das einzige Land, wo man noch eine kleine Erbschaft machen kann, ohne dass einem gleich alles wieder vom Finanzamt abgeknöpft wird.«
    Gottfried Bahr ergriff das Wort. »Sehr interessant, aber wir sollten uns lieber Gedanken um Miss Merricks Zukunft machen. Wollen Sie wirklich den ganzen weiten Weg bis nach Zesh mit uns reisen?«
    »Was bleibt mir anderes übrig? Ich weiß nicht, wie ich in Majbur meinen Lebensunterhalt verdienen sollte.«
    »Das könnte sie auch nicht«, sagte Kirwan, »wo wir doch jetzt alle dieser verdammten Saint-Remy-Behandlung unterzogen werden, die uns die Zunge verknotet, wenn wir versuchen, den Krishnanern nützliche Informationen zu geben.«
    Ein tiefes, lang gezogenes Stöhnen hallte über die Ebene. Die Ayas richteten die Ohren auf und beschleunigten ihren Galopp.
    »Was war das?« fragte Althea mit einem Schaudern.
    »Das dürfte ein Yeki auf Jagd sein«, sagte Kirwan. »Du weißt schon, eines von diesen großen braunen Biestern, die aussehen wie eine Mischung aus Löwe, Bär und Otter mit sechs Beinen.«
    »Hoffen wir, dass er nicht gerade auf der Jagd nach uns ist«, sagte Bahr mit einem etwas gequält wirkenden Grinsen.
    »Ha, wir würden doch nicht zulassen, dass so ein krishnanisches Miezekätzchen unserem Herzchen auch nur einen Kratzer beibringt, oder?« tönte Kirwan. »Trotzdem kann es nicht schaden, wenn sie vorsichtshalber mal zu ihrem Ökumenischen Monotheistengott betet.«
    »Du hast gut scherzen«, sagte Bahr und zupfte den Kutscher am Ärmel. »Könnt Ihr nicht schneller fahren?« fragte er auf Gozashtando.
    »Noch schneller geht es bei diesen Kurven nicht, sonst kippen wir um, Herr!« rief der Kutscher über den Lärm der Hufe hinweg und lehnte sich hart zur Seite, während sie in halsbrecherischem Tempo auf zwei Rädern eine scharfe Linkskurve nahmen.
    »Wie sieht denn Ihr Programm aus, Doktor Bahr?« fragte Althea. »Sie sagten doch, sie wollten einen Stamm mit außerordentlich hoch entwickelter Intelligenz testen, der auf Zá aufgetaucht ist. Ist das eigentlich in der Nähe von Zesh?«
    »Die Krishnanthropi kolofti«, erklärte der Psychologe, »leben auf Zá, zwischen Jerud und Ulvanagh. Zesh ist eine vergleichsweise winzige Insel südwestlich von Zá.«
    »Aber all die anderen Inseln
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