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Die Jungfrau von Zesh

Titel: Die Jungfrau von Zesh
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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inneren Ruck. Die beiden mochten zwar noch weniger vertrauenswürdig als andere Männer sein, aber sie waren die einzigen, an die sie sich wenden konnte. Sie schöpfte noch einmal tief Luft und erzählte dann die Geschichte von ihrer angeblichen Heirat mit Gorchakow und deren fatalen Folgen. Sie endete mit den Worten: »… und da ihr morgen abreist, habe ich mir gedacht, dass ich euch frage, ob ihr es vielleicht irgendwie bewerkstelligen könnt, mich aus Novorecife rauszuholen und mitzunehmen.«
    »Soll das heißen, dass du jetzt doch mit Trauben im Haar am Strand herumtanzen willst?« fragte Kirwan mit frohlockender Miene. »Ich verstehe. Und jetzt hast du schon mal damit angefangen, dich in den Praktiken des freien Lebens zu üben.«
    Althea schleuderte dem feisten Poeten einen wütenden Blick zu. »Das ganz bestimmt nicht. Aber ich traue mich nicht, hier in der Stadt zu bleiben, bis Bischof Raman zurückkommt. Gorchakow hat so viel Macht …«
    »Sie will sagen, mein Freund«, schaltete sich Bahr ein, »dass sie mit uns gehen will, und wenn sie in Zesh ankommt, will sie sich zwischen deinem Kult und meiner Wissenschaft entscheiden. Ist es nicht so, Althea?«
    Althea warf Bahr einen dankbaren Blick zu. Der Psychologe redete wenigstens vernünftig. »Nun, ich muss leben, und hier kann ich nicht leben. Wenn Sie mich einstellen könnten …«
    Bahr zupfte an seiner Lippe. »Hmmm. Das ist nicht so einfach. Ich bin nicht befugt, eine volle Hilfskraft in Weltföderations-Dollars zu bezahlen.«
    »Verfluchter Pedant!« fuhr ihn Kirwan an. »Du könntest sie doch ohne Probleme in deinem Spesenkonto unterbringen, wenn du das Ganze ein bisschen geschickt frisierst.«
    »J-ja, schon. Aber ich bin nicht sicher, ob sie ausreichende Qualifikationen besitzt, um als vollwertige Mitarbeiterin zu fungieren. Außerdem würde ich hier fürchterliche Scherereien bekommen, wenn herauskommt, dass ich Gorchakows Ehefrau entführt habe.«
    »Hast du denn gar keinen Funken Ritterlichkeit im Leib, du verfluchte Memme?« brüllte Kirwan. »Bist du ein Mann oder ein wandelndes Mikroskop?«
    »Ist ja gut; ich mach’s ja, ich mach’s ja«, sagte Bahr mit kläglichem Blick. »Aber wie kriegen wir sie aus Novorecife heraus?« Der Psychologe wandte sich an Althea. »Haben Sie Ihre Papiere schon für die Ausreise abstempeln lassen?«
    »Nein. Ich wollte ja erst aufbrechen, sobald ich meinen Auftrag vom Bischof bekommen hätte.«
    »Das kompliziert die Sache natürlich ungemein«, sagte Bahr mit hoffnungsfroher Stimme, »weil Sie nicht raus können, wenn Ihre Ausreisegenehmigung nicht vom Sicherheitsoffizier unterschrieben ist.«
    »Ich hab’s!« sagte Kirwan. »Wir rufen diesen Castanhoso an und sagen ihm …«
    Er griff zum Telefonhörer, aber Bahr sprang mit einem erschreckten Warnschrei zu ihm und legte ihm die Hand auf den Arm. »Nicht! Nicht so schnell, mein Freund! Überleg, was du tust. Er ist der unmittelbare Untergebene von Gorchakow!«
    »Ich weiß, ich weiß, aber er kann den feisten Russki auf den Tod nicht ausstehen.«
    »Warum nicht?« fragte Bahr.
    Kirwan erklärte es ihm. »Castanhoso war Stellvertretender Sicherheitschef unter Gorchakows Vorgänger, Cristovao Abreu Gorchakow – mögen ihm die Zähne im Maul verfaulen – war damals Hauptzollinspektor. Als Kennedy und Abreu als Comandante beziehungsweise Sicherheitschef ausschieden, hätte eigentlich Castanhoso Abreus Posten bekommen müssen. Aber Boris Glumelin wurde hierher versetzt und zum Comandante ernannt, und der, erfüllt von mystischen Gedanken über die edle slawische Seele, gab statt dessen seinem Landsmann Gorchakow den Vorzug und setzte ihn Castanhoso vor die Nase. Seitdem würde Castanhoso Gorchakow am liebsten erwürgen und wartet auf eine Chance, sich zu rächen. Du kennst ja diese Südländer mit ihrem Rachetick.«
    »Aber wieso lässt Glumelin solche Frechheiten bei Gorchakow durchgehen? Hat sich denn noch keiner beschwert?« fragte Althea.
    »Wenn es um sein russisches Briederchen geht, dann ist Glumelin nur noch eine einzige riesige Schüssel Gefühlsmatsch«, sagte Kirwan.
    »Ich bin ihm schon mal begegnet«, sagte Bahr. »Er ist persönlich ganz angenehm und umgänglich, aber er hat Probleme mit dem Trinken. Manchmal schließt er sich ein und lässt sich eine ganze Zehn-Nacht lang hier nicht blicken. Und da außerdem alle seine Termine über Gorchakows Schreibtisch laufen, besteht wenig Aussicht, dass er uns irgendwie von Hilfe sein könnte.«
    »Herculeu
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