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Die Jungfrau von Zesh

Titel: Die Jungfrau von Zesh
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Castanhoso scheint mir ein ganz netter Kerl zu sein«, sagte Althea.
    »Netter Kerl oder nicht, er ist der Mann, der dir aus diesem Schlamassel heraushelfen kann.« Kirwan nahm den Hörer ab und tippte Castanhosos Nummer. »Hallo, Senhor Dom Herculeu? Hier spricht Brian Kirwan, der irische Homer. Tut mir leid, dass ich Sie zu so später Stunde noch aus dem Bett klingeln muss, aber es geht um Leben und Tod. Können Sie mal eben rübergewankt kommen zu dem winzigen Spalt in der Mauer, den Sie als Gästequartier bezeichnen? Ja, richtig, 2-F, Block Elf … und ob es wichtig ist! Moment mal. Althea, hast du deinen Schlüssel dabei? Dumme Frage. Herculeu, bringen Sie einen Hauptschlüssel mit, damit wir in Miss Merricks Zimmer können. Deine Zimmernummer, Althea. Eins-Q? Aber ja … aber sicher doch. Und keine brasilianische Lahmarschigkeit, mein Freund! Volldampf, wenn ich bitten darf!«
    Kirwan legte den Hörer auf und wandte sich wieder den beiden zu. »Tja, Kameraden, jetzt wird der Abend doch ein bisschen anders, als ich mir das ausgemalt hatte, bevor unser Herzchen hier hereingestürmt kam wie Deirdre mit Conchobar auf den Fersen. Obwohl ich nicht gerade behaupten kann, dass mir das fürchterlich unangenehm ist; ich bin nämlich überzeugt, dass der Mann, der dieses Mädel zureiten will, genügend zu tun kriegt.«
    »Können Sie eigentlich an nichts anderes als an Sex denken?« fragte Althea bissig.
    »Manchmal denke ich auch an Whisky«, sagte Kirwan. »Wenn du einen Schluck willst …«
    Bahr, der mit sorgenumwölkter Stirn dastand, fragte: »Was hast du vor, Brian?«
    »Mit dem Schlüssel holen wir ihre Papiere und ihre nötigsten Habseligkeiten aus ihrem Zimmer. Dann bringen wir diesen Sack Castanhoso dazu, Gorchakows Unterschrift auf den Ausreisepapieren zu fälschen …«
    »He! Woher willst du wissen, ob er sich dazu breitschlagen lässt?«
    »Das kann ich eben nur rausbekommen, indem ich ihn frage. Und wenn es gar nicht anders geht, dann müssen wir ihn eben bestechen. Wenn die Sache geregelt ist, holen wir unseren Kutscher aus dem Bett, lassen ihn die Ayas anspannen, und wenn alles klappt, sind wir schon ein gutes Stück den Flußweg hinunter, bevor Roqir seine hässliche Nase über den Horizont, schiebt.«
    »Ein feiner Plan«, sagte Bahr. »Wenn du ihn durchführen kannst.«
    »Was, du glaubst, der große Brian Kirwan wäre nicht in der Lage, einen solch läppischen Plan durchzuführen? Welchen Unsinn du wieder daherredest! Althea, hast du feste Reisekleidung – ich meine nicht dieses trostlose schwarze Novizinnenzeug, in das dich deine ketzerische so genannte Kirche gesteckt hat, sondern Hemd und Hose?«
    »Nein. Ich sollte bloß meine Uniformen von der Erde mitbringen; alles andere sollte ich mir notfalls in Novorecife kaufen.«
    Kirwan blickte zuerst an sich und dann an Bahr herunter. »Ich befürchte, dass deine Sachen ihr zu lang und meine ihr zu weit sind, Gottfried. Aber bei deinen braucht sie lediglich Hosenbeine und Ärmel aufzurollen.«
    Er schnürte Bahrs Seesack auf, verstreute den Inhalt auf dem Fußboden, suchte ein Khakihemd und eine lange Hose aus dem Haufen heraus und warf sie Althea hin.
    »So, raus aus dem Bett und rein in die Sachen! Du auch, Gottfried.« Gleichzeitig begann er, seine eigene Überkleidung anzuziehen. Bahr stieg mit gequälter Miene aus dem Bett und fing an, seine Sachen wieder in den Sack zu stopfen.
    »Dreht euch um«, sagte Althea. »Ich stehe nicht eher auf, bis ihr euch umgedreht habt.«
    Als Castanhoso ein paar Minuten später an die Tür klopfte, war die erweiterte Expedition nach Zesh bereits dabei, sich zu kämmen und ihr Gepäck zur Abreise aufeinanderzustapeln.

 
3
     
    D er viersitzige Landauer ratterte durch den östlich von Novorecife gelegenen Hamdá, eine kleine Ansiedlung, in der Lebewesen von einem Dutzend Planeten in malerischem Schmutz zusammenlebten. Der Kutscher machte einen Schlenker, um einem Trio Betrunkener, einem Erdenmenschen, einem Krishnaner und einem Reptilmenschen von Osiris – auszuweichen, die, weinselig ineinander verschlungen, die Straße heruntergetorkelt kamen und lauthals ein Lied von einem längst verblichenen englischen König grölten.
    Kurz darauf erreichte die Kutsche offenes Land, und der Kutscher trieb sein Gespann zum Galopp an. Der Landauer preschte mit ratternden Rädern und unter dem wilden Getrommel der zwölf Hufe seiner zwei Ayas die Fluss-Straße entlang. Am Himmel über ihnen stand Karrim, doppelt so groß und
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