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Die Jungfrau von Zesh

Titel: Die Jungfrau von Zesh
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Interplanetarias – in Block Zwölf. Bahr und Kirwan teilten sich, wie Althea wusste, ein Zimmer im Gästequartier in Block Elf. Wie ein elfenbeinfarbener Blitz im Mondschein flitzte Althea aus dem Hof von Block Zwölf, über die Straße und in Block Elf.
    Die einzigen Personen, die Zeugen ihrer wilden Flucht wurden, waren Oswaldo Guerra, ein Sekretär der terranischen Botschaft, und Kristina Brunius, Stenotypistin im Viagens-Büro. Senhor Guerra war gerade damit beschäftigt, Jungfrau Brunius in dem Korridor, der in den Trakt führte, welcher Bahr und Kirwan beherbergte, einen Gute-Nacht-Kuss zu verabreichen, als Althea Merrick um die Ecke geschossen kam, atemlos »Entschuldigen Sie bitte!« keuchte und sich an dem innig ineinander verkeilten Liebespaar vorbeiquetschte. Sie blieb in der Vorhalle stehen, um die Namensschilder neben den Klingelknöpfen zu überfliegen, und verschwand dann im Gebäude.
    »Hast du das auch gesehen, was ich gerade gesehen habe?« fragte Oswaldo Guerra verdutzt.
    »Das wollte ich dich auch gerade fragen«, antwortete Kristina Brunius. »Ich könnte fast schwören, dass es diese amerikanische Missionarin war, Senhorita Merrick.«
    »Aber das ist natürlich völlig unmöglich«, sagte Guerra kopfschüttelnd. »Versuch dir doch bloß mal diese prüde Miss Merrick nackt vorzustellen …«
    »Du hast recht, Oswaldo. Klar ist es unmöglich. Wo waren wir eigentlich?« Und sie machten da weiter, wo sie aufgehört hatten: Guerra stellte sich wieder auf die Zehenspitzen und reckte sich liebevoll zu seinem stämmigen schwedischen Liebchen hoch. Althea Merrick hetzte inzwischen die Treppe zum zweiten Stock hinauf. Sie fand die Tür zu Bahrs und Kirwans Zimmer und platzte hinein.
    Das Licht brannte noch. Das Zimmer enthielt zwei Betten. In einem davon lag, bekleidet mit einem Schlafanzug mit Drachen, Rosen und Sonnen, Gottfried Bahr, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, zwei – sein eigenes und Kirwans – Kissen im Nacken. Auf dem Nachttischchen zwischen den zwei Betten stand ein halbvolles Glas. Das andere Bett war leer.
    Brian Kirwan saß im Unterzeug auf einem der beiden Stühle des Zimmers an dem kleinen Schreibtisch und schrieb. Zwei Heftpflaster markierten die Stellen, an denen Gorchakows Faust sein Gesicht getroffen hatte. Neben seinem Schreibblock stand ein halbvolles Glas.
    Althea zog die Tür hinter sich zu und lehnte sich schweratmend mit dem Rücken dagegen. Die beiden Männer starrten sie mit einem Ausdruck höchster Verblüffung an.
    »Ich …«, setzte Althea an, musste jedoch innehalten, um Atem zu holen.
    Kirwan wandte schließlich seinen verdutzten Blick von Althea zu Bahr und sagte: »Ob sie vielleicht einen Mann will? Wenn ja, dann scheint’s ja ganz schön dringend zu sein.«
    »Ich …«, begann Althea erneut und brach erneut ab, um nach Luft zu ringen.
    »Man kann nie wissen«, sagte Bahr. »Wenn diese verklemmten Typen erst einmal Blut geleckt haben …«
    Althea, die noch immer derart außer Atem war, dass sie kein Wort herausbekam, ging hinüber zu dem leeren Bett, ließ sich matt hineinfallen und zog sich die Decke über. »Aha, sie hat dich auserkoren, mein Freund«, sagte Bahr. »Das muss dein allgegenwärtiger irischer Charme machen.«
    »Tja«, meinte Kirwan. »Sie muss aber leider warten, bis ich hiermit fertig bin.«
    »Ich …«, versuchte es Althea abermals.
    »Was wird das?« fragte Bahr. »Ein Gedicht?«
    »Nein, ein Brief an meine Großmutter in Dublin. Ich muss mich mit der alten Schachtel gut stellen, damit sie mir, wenn sie eines Tages abkratzt, genügend hinterlässt, dass ich wie ein Gentleman leben kann.« Kirwan schaute zu Althea hinüber, die die Hände zu Fäusten geballt hatte und in deren Augen Tränen der Wut und der Enttäuschung standen. »Ist ja schon gut, Althea-Herzchen. Komm, sei lieb, reiß dich zusammen und erzähl uns, was passiert ist.«
    »Wenn ihr … wenn ihr zwei … wenn ihr zwei gottlosen Lüstlinge mal für eine Sekunde aufhören könntet, euch über mich lustig zu machen und mir statt dessen mal zuhören würdet …«
    Sie brach in Tränen aus. Kirwan stand auf, kramte ein Taschentuch aus einem Häuflein persönlicher Habe, das auf dem Schreibtisch lag, und brachte es Althea, die sich die Tränen aus den Augen wischte und sich schnäuzte.
    »Du hättest ihr auch ein sauberes geben können«, spöttelte Bahr.
    »Ich glaube nicht an Bazillen«, sagte Kirwan trocken. »So, Althea, dann erzähl mal.«
    Althea gab sich einen
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