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Die Jungfrau von Zesh

Titel: Die Jungfrau von Zesh
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Sofort herrschte in der ganzen Bar Totenstille. »Halten Sie gefälligst Ihre kleine fettige Nase da raus!«
    Durch Gorchakows Ton erst recht zum Widerspruch angestachelt, schnappte Castanhoso zurück: »Ich habe ihr lediglich etwas gesagt, das sie auch so hätte herausfinden können, wenn sie an der richtigen Stelle nachgefragt hätte. Ich habe das Recht …«
    »Welches Recht Sie haben, bestimme ganz allein ich, Afanasi Wassiljewitsch Gorchakow!« Der Sicherheitsoffizier drehte die kleinen Schweinsaugen wieder Althea zu. »Lassen Sie sich von ihm nicht irreführen, Senhorita. Es stimmt, dass der Comandante über diesen Fonds verfügt. Aber der Comandante ist Boris Glumelin, ein sehr guter Freund von mir. Er würde sich sicher an meine Empfehlung halten …«
    »He!« ließ sich Brian Kirwan vernehmen. »Sie zwingen also, wenn ich recht verstehe, der Dame Ihre ekelerregende Aufmerksamkeit durch schäbige Politik auf?«
    »Ich bin Boss hier!« polterte Gorchakow. »Sie halten Klappe, verstanden?« Er starrte seine Tischgenossen der Reihe nach mit wütend funkelnden Augen an.
    Bahr, der Wissenschaftler, wandte den Blick ab und zupfte nervös an der Unterlippe. Castanhoso, dessen heroische Aufwallung schon wieder verflogen war, blieb ebenfalls stumm. Doch Kirwan brüllte: »Verflucht noch mal! Ich lass’ mir doch von einem verdammten Bürohengst nicht den Mund verbieten …«
    Kirwan und Gorchakow schossen gleichzeitig von ihren Stühlen hoch. Der Sicherheitsoffizier packte sich einen leeren Humpen.
    »Bitte!« schrie Althea Merrick, während sie ebenfalls Anstalten machte, sich von ihrem Stuhl zu erheben, und die Arme zu einer beschwichtigenden Geste ausstreckte. »Ich möchte nicht …« – Inmitten des allgemeinen Stuhlbeingescharres holte Gorchakow mit dem rechten Arm aus, um den Humpen auf Kirwan zu schleudern. Der letztere beugte sich über den Tisch und schoss eine lange linke Gerade in Richtung von Gorchakows Gesicht ab.
    Genau in diesem Moment schob Althea Merrick den Kopf in die Schusslinie. Kirwans Faust landete mit einem dumpfen Krachen unter ihrem linken Ohr.
    Der Schlag schleuderte das Mädchen zu Boden. Im selben Moment zerschellte der tönerne Humpen Gorchakows an Kirwans Schädel. Kirwan fasste sich an den Kopf und taumelte zurück.
    Gorchakow griff die Kante der Tischplatte und kippte den Tisch mit einem Ruck um. Gläser und Humpen fielen klirrend zu Boden. Dann trieb er den Poeten mit einer blitzschnellen Eins-zwei-Kombination gegen die Wand. Ein dritter fürchterlicher Schlag in den Bauch ließ Kirwan zusammenklappen wie ein Taschenmesser.
    Castanhoso, der das Ganze mit offenem Mund beobachtet hatte, lief jetzt um den umgekippten Tisch herum, um Miss Merrick zu helfen.
    »Hauen Sie ab!« schrie Gorchakow und war mit einem Satz zwischen seinem Assistenten und dem Mädchen. »Und jetzt raus mit euch! Alle!«
    Die anderen Zecher, die den Tresen und die Tische der Nova Iorque-Bar bevölkerten, schlurften murrend und mit sauren Gesichtern zur Tür hinaus. Keiner wagte jedoch, offen zu widersprechen.
    »Nehmt den da mit!« befahl Gorchakow und zeigte auf Kirwan. »Bevor ich es mir überlege und den Hund umbringe!«
    Dann wandte er sich Althea Merrick zu und hob sie sanft in einen Stuhl. »Meine arme kleine Bjednjaschka! Yang, bring mir eine Flasche Kvad!«
    Als Castanhoso, einen von Kirwans behaarten Armen über der Schulter, aus der Nova Iorque-Bar herauswankte, warf er noch einmal einen kurzen Blick zurück in die Bar, die jetzt leer war bis auf Gorchakow, Althea und Yang, den Wirt. Sein Chef war gerade damit beschäftigt, der langsam wieder zu Bewusstsein kommenden Althea Kvad einzuflößen, und das, obwohl sie, wie sie vorher erklärt hatte, seit dem Beginn ihrer Missionarskarriere keinen Tropfen Alkohol mehr angerührt hatte.
    Das Ergebnis sollte – wenngleich beklagenswert – sehr interessant sein.

 
2
     
    A lthea Merrick öffnete die Augen – sehr langsam, wegen der Schmerzen in ihrem Kopf. Dann zuckte sie heftig zusammen, als sie sich der Tatsache bewusst wurde, dass sie sich in einem fremden Zimmer befand. Das Licht sandte Wellen von Schmerz durch ihren Kopf, und sie schloss die Augen halb.
    Sie saß in einem Sessel terranischer Herkunft, in einem komfortabel, aber geschmacklos eingerichteten Wohnschlafzimmer. Sie sah ein Klappbett – aufgeklappt; einen Schreibtisch mit einem atomgetriebenen Wecker … und, direkt über sich gebeugt, die Gestalt eines riesigen Mannes mit einem breiten
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