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Die Jungfrau von Zesh

Titel: Die Jungfrau von Zesh
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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mir gedacht, dass Sie vielleicht einen Lehrerjob oder so etwas frei haben, bis der Bischof zurückkommt.«
    Gorchakow nahm einen mächtigen Schluck Kvad und schüttelte seinen dicken breiten Schädel. »Nichts zu machen. Ich habe unsere Liste von Mitarbeitern im öffentlichen Dienst überprüft. Sind sich keine offenen Stellen auf Dollar-Liste, außer einem Meteorologen und einem Nachrichteningenieur. Sie sind doch keins von beiden, oder?«
    »N-nao, aber ich würde auch eine auf der Kard-Liste nehmen …«
    »Die einzigen offenen Stellen darauf sind für Arbeit mit Pickel und Schaufel. Außerdem könnten Sie Ihren Lohn hier nicht ausgeben. Sie müssten außerhalb der Mauer im Hamdá wohnen. Und wenn man bedenkt, was für eine Klasse von Leuten dort wohnt, glaube ich nicht, dass Ihnen das zusagen würde.«
    Castanhoso malte sich im Geist das traurige Bild aus, wie Althea des Nachts bei den Wüstlingen des Hamdá lebte und bei Tag ihre hagere Gestalt über eine Schaufel beugte. Wahrscheinlich würde sie versuchen, den Hamdá zu reformieren – eine Aufgabe, an der schon Experten verzweifelt waren.
    Kirwan mischte sich ein. »Das ist ja die Crux mit diesen verdammten Erdungen. Zu systematisch; alles muss in irgendwelche Listen und Karteien passen und von irgendeiner Behörde genehmigt werden! Am besten, Sie kommen mit mir nach Zesh, Herzchen; da gibt’s diesen ganzen verfluchten Paragraphenkram nicht. Besser als hier bleiben und verhungern; das kann ich nicht dulden, wo Sie doch so jung und schön sind und so.«
    »Nein.« Sie schüttelte freundlich, aber resolut den wohlgeformten Kopf.
    »Dann … dann«, stocherte Kirwan weiter, »fragen Sie doch Doktor Bahr, ob er Sie nicht als Assistentin mitnimmt. Er will genau wie ich nach Zesh, bloß aus anderen Gründen.«
    »Und nichts mit Trauben im Haar?«
    »Nein, ganz bestimmt nicht. Er hat die Schnapsidee, die Intelligenz der geschwänzten Krishnaner zu messen – vorausgesetzt, sie verfügen über so was.«
    »Oh, und ob sie das tun!« sagte Bahr. »Die Frage ist: Haben sie vielleicht sogar zuviel davon?«
    »Ich wusste gar nicht, dass man davon zuviel haben kann«, sagte Castanhoso mit einem Ausdruck des Erstaunens im Gesicht.
    Althea fragte: »Was hat es eigentlich mit dem Gerede über Zá auf sich?«
    Bahr erklärte es ihr. »Wir haben Informationen erhalten, dass auf Zá ein gewisser Stamm oder eine Mutation mit erstaunlich hoch entwickelter Intelligenz aufgetaucht sein soll. Das Beratende Komitee für Sozialpsychologie, eines der Gremien der Weltföderation, hat mich hergeschickt, damit ich der Sache auf den Grund gehe.«
    »Das also geschieht mit unseren Steuergeldern«, sagte Kirwan. »Die versickern nutzlos in den albernen Projekten irgendwelcher schwachsinnigen Komitees. Diese ganzen Tests sind sowieso ein einziger Schwindel; die Seele lässt sich nämlich nicht messen.« Ohne auf die wütende Erwiderung von Bahr einzugehen, wandte sich Kirwan wieder an Althea. »Aber wenn es Sie vor dem Hungertod rettet, hat es wenigstens einen guten Zweck erfüllt. Sie brauchen bloß einmal dem albernen Seelenklempner mit Ihren schönen grauen Augen zuzublinzeln, und schon heuert er Sie an, damit Sie irgendwelche Zeichen auf Papier machen – eine geruhsame und leichte Art, sich sein Brot zu verdienen. Na, wie war’s, Freund Gottfried?«
    Bahr runzelte die Stirn und musterte Althea Merrick mit skeptischer Miene. »Ich glaube kaum, dass sie über die notwendigen Qualifikationen verfügt.«
    Althea schüttelte den Kopf. »Selbst wenn ich sie hätte, befürchte ich, der Unterschied zwischen Professor Bahrs Ansichten und meinen wäre zu groß. Außerdem muss ich hier sein, wenn der Bischof zurückkommt.«
    Bahr schien erleichtert. »Sie haben gehört, mein Freund? Es wäre nicht durchführbar. Ich bin Wissenschaftler; sie ist Theologin. Außerdem ist diese Nachricht, falls sie sich tatsächlich als wahr erweisen sollte, zu wichtig, um von Amateuren interpretiert zu werden. Sie könnte bewirken, dass die gesamte Krishna-Politik des Interplanetarischen Rates neu formuliert werden muss.«
    Althea seufzte. »Nun, dann …«
    Castanhoso, der den Anblick von holder Weiblichkeit in Not nicht länger ertragen konnte, platzte heraus: »Sie brauchen nicht zu verhungern, Senhorita, und die Schaufel zu schwingen brauchen Sie auch nicht. Der Comandante hat einen Darlehensfonds zur Unterstützung in Not geratener Terraner …«
    »Wer hat Sie gebeten, sich einzumischen?« brüllte Gorchakow.
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