Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jungfrau Im Eis

Die Jungfrau Im Eis

Titel: Die Jungfrau Im Eis
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
Tor und ging zurück an Bruder Elyas' Bett, um den Jubel, der ihn erfüllte, still zu genießen. Nunc dimittis! Er hatte nichts zu sagen, nichts zu offenbaren brauchen, es bestand kein Grund, den Kurs, den Olivier steuerte, zu korrigieren. Was sollte er auch jetzt mit einem Vater? Aber ich habe ihn gesehen, frohlockte Cadfael, ich habe ihn an der Hand durch die Dunkelheit geführt, wir haben zusammengesessen und über vergangene Zeiten gesprochen, ich habe ihn geküßt, ich darf stolz auf ihn sein, jetzt und für den Rest meines Lebens.
    Mariam und ich haben dieser Welt einen wunderbaren Mann geschenkt und was macht es da, ob diese Augen ihn jemals wiedersehen? Und doch könnte es geschehen - noch in dieser Welt! Wer weiß?
    Friedlich schritt die Nacht voran. Er schlief im Sitzen ein und träumte von unvorstellbaren und unverdienten Gnaden, bis ihn die Glocke zur Prim rief.
    Er hielt es für ratsam, der erste zu sein, der das Fehlen der Hugonins bemerkt und einen halbherzigen Alarm gibt. Eine Suche wurde begonnen, aber die Gäste blieben verschwunden und es war nicht die Aufgabe der Brüder, sie zu verfolgen und einzufangen. Die einzige Sorge, die Prior Leonard jetzt noch bewegte, war, ob die Flüchtigen vor Gefahren sicher wären und wohlbehalten zu ihrem Onkel zurückkehren würden.
    Tatsächlich nahm Prior Leonard die ganze Sache mit einer Gelassenheit auf, die Cadfael leicht verdächtig fand, obwohl sie ihren Ursprung auch in der allgemein gehobenen Stimmung haben mochte, die auch ihn nicht unberührt ließ. Die Entdeckung, daß Ermina ihre Ringe abgelegt und zusammen mit der sorgsam gefalteten Nonnenkutte auf Schwester Hilarias verschlossenen Sarg gelegt hatte, sprach die Geschwister vom Vorwurf der Undankbarkeit frei.
    »Aber was der stellvertretende Sheriff dazu sagen wird, ist eine andere Sache«, seufzte Prior Leonard und schüttelte sorgenvoll den Kopf.
    Hugh Beringar erschien erst kurz vor dem Hochamt und vernahm die Nachricht mit einem seinem Amt entsprechenden, angemessenen Unwillen, um jedoch gleich darauf die Sache achselzuckend als weniger wichtig abzutun. Schließlich hatte er bedeutendere Aufgaben erfolgreich zu Ende geführt.
    »Nun, wenigstens haben sie uns einen bewaffneten Geleitzug erspart und wenn sie wohlbehalten zu d'Angers zurückkehren, ist es um so besser, wenn es auf seine Kosten geschieht. Wir haben dieses Räubernest ausgeräuchert und heute morgen einen Mörder nach Shrewsbury überstellt - und das war hier mein Hauptanliegen. Ich werde meinen Männern gleich folgen. Und Ihr, Cadfael, könnt ebensogut mit mir reiten, denn ich habe den Eindruck, daß Eure Aufgabe hier genauso abgeschlossen ist, wie meine.«
    Davon war auch Bruder Cadfael überzeugt. Elyas brauchte ihn nicht mehr und es war unnötig, hier, wo die drei gewesen waren, zu verweilen. Gegen Mittag sattelte er sein Pferd, verabschiedete sich von Leonard und ritt mit Hugh Beringar nach Shrewsbury.
    Der Himmel war bedeckt, aber freundlich und die Luft war kalt, aber still und klar. Ein guter Tag, um zufrieden heimzukehren. Schon lange waren sie nicht mehr ruhig und ohne Eile, Seite an Seite, geritten und zwischen ihnen herrschte, im Sprechen wie im Schweigen, ein stilles Einverständnis.
    »Also habt Ihr es geschafft, die Kinder ohne Schwierigkeiten auf den Weg zu schicken«, sagte Beringar unschuldig. »Ich dachte mir doch, daß ich das unbesorgt Euch überlassen könnte.«
    Cadfael maß ihn mit einem sanft tadelnden Blick, war aber nicht sonderlich überrascht. »Ich hätte es wissen sollen! Ich dachte mir doch, daß Ihr Euch mit einemmal recht rar gemacht habt. Für einen stellvertretenden Sheriff, der wie Ihr in dem Ruf steht, sein wachsames Auge überall zu haben, hätte es wohl schlecht ausgesehen, friedlich zu schlafen, während sich seine Geiseln heimlich nach Gloucester davonmachen.« Ganz zu schweigen von ihrem Begleiter, dachte er. Aber das sagte er nicht. Beringar hatte gesehen, über welche Fähigkeiten dieser angebliche Sohn eines Wäldlers verfügte und vielleicht ahnte er auch, warum dieser plötzlich aufgetaucht war. Nur seinen Namen und seine Abstammung kannte er nicht. Eines Tages, wenn der Krieg vorüber und England wieder vereint war, sollte Beringar erfahren, was Cadfael in seinem Herzen barg. Aber jetzt noch nicht! Noch war dieses Gefühl des himmlischen Segens zu frisch, noch wollte er diese wunderbare Gnade in seinem Inneren bewahren und auskosten. »Man wird kaum erwarten können«, sagte er, »daß
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher