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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)
Autoren: Scott McBain
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sterben – dies lieber auf heimischem Boden tun würden. Heimkehren in den Kreis der Angehörigen, dies war ein universelles Bedürfnis aller Menschen, wenn der Tod sich näherte, und das hartnäckigste. Alles andere – all die Torheiten und Sehnsüchte – fiel von einem ab, wenn die Erkenntnis kam, dass das Leben selbst zu Ende ging. Woods erging es genauso, auch wenn das Weiße Haus ihm mitgeteilt hatte, dass seine Frau soeben an der Epidemie verstorben war. Aber er hatte auch seinem Land gegenüber die Pflicht zurückzukehren, da er jetzt Präsident war. Wichtiger noch: Er sehnte sich danach, wieder vertraute Wahrzeichen zu sehen und mit seinen Landsleuten zu sprechen, bevor er den Geist aufgab.
    »Dann mal los!«, sagte er zum Piloten.
    Er ging in der Präsidentenmaschine nach hinten und hustete. Der Nordiran war zu dieser Jahreszeit sehr kalt, und es musste daran liegen. Woods setzte sich in einen Sessel in seiner Kabine, gab den Startbefehl, und das Flugzeug hob ab. Sechs Stunden später würden sie in Rom eintreffen. Er fuhr den Computer hoch und betrachtete auf einem Bildschirm die Weltkarte. Sie war völlig weiß, weniger als ein Viertel Prozent der Weltbevölkerung war noch am Leben. Das bedeutete: in seiner Heimat weniger als siebenhundertfünfzigtausend. Per Satellitentelefon setzte er sich mit dem Weißen Haus in Verbindung.
    »Wie viele sind erkrankt?«
    »Vier weitere, Sir, unter ihnen der Arzt«, sagte der amtierende Direktor der CIA . »Und damit sind wir nur noch zwölf. Wir haben uns entschlossen, den Atombunker zu verlassen und ins Weiße Haus zurückzukehren, na ja, weil …«
    »Verstehe«, sagte Woods. Wer wollte schon in der Tiefe an der Seuche sterben? »Was ist mit dem Erdbeben vor der Küste Japans?«
    »Die Satellitenfotos zeigen eine massive Zerstörung des Landes. Die Wellen waren bis zu zweihundert Meter hoch.«
    »Haben Sie die Person gefunden, die mir im Amt nachfolgen könnte?«
    »Noch nicht, Sir.«
    »Suchen Sie weiter! Und wenn mir irgendetwas zustößt, installieren Sie eine Kommandostruktur im Weißen Haus, und der ranghöchste Zivilist übernimmt die Führung. Haben Sie Martinelli erreicht?«
    »Nein, aber wir haben eine Verbindung zu seiner Privatsekretärin hergestellt. Sie sagt, er sei vor ein paar Tagen auf eine Insel vor der italienischen Küste geflogen. Der Hubschrauberpilot habe ausgesagt, der Ministerpräsident habe dort Selbstmord begangen. Sie wird versuchen, Sie am Flughafen in Rom zu treffen. Es gibt keine funktionierende Regierung mehr, die meisten Dinge sind zusammengebrochen.«
    »Ich rufe sie dann an.«
    Woods stellte den Bildschirm ab, griff in seine Tasche und zog den Brief hervor, den Jefferson ihm mitgegeben hatte. Er hatte dem Präsidenten versprochen, er werde den Brief Martinelli aushändigen, ihn im Falle von dessen Tod aber vernichten. Dieses Versprechen galt jedoch nicht mehr, da Jefferson selbst tot war. Woods war erschöpft und entschloss sich deshalb, ein Schläfchen zu halten und den Brief später zu lesen. Die ganze Zeit, während er im Iran war, hatte er kaum geschlafen, weil die Bilder des Todes, die er gesehen hatte, so verstörend waren. Er kleidete sich aus und ging zu Bett. Sobald er in den USA zurück war, würde er die Dinge in Ordnung bringen. Es würde ein paar Überlebende geben. Und er würde Präsident sein. Wie stolz seine Frau auf ihn gewesen wäre. Er legte den Brief auf ein Schränkchen neben seinem Bett und drehte sich um, um zu schlafen. Wenn er aufgewacht war, würde er ihn lesen.
    Drei Stunden später erwachte Woods – und fühlte sich furchtbar krank. Er würde es also doch nicht schaffen heimzukehren, oder?
    Er begann zu beten, während das Fieber rasant anstieg. Er hatte wenig Angst vor dem Tod, hatte ein reines Gewissen. Sollten doch andere die Probleme der Welt lösen! Er ging zu Gott.

65
    Auf die Höhe von Israels Bergland pflanze ich ihn.

Dort treibt er dann Zweige, er trägt Früchte und wird zur

prächtigen Zeder. Allerlei Vögel wohnen darin;

alles, was Flügel hat, wohnt im Schatten ihrer Zweige.
    Hesekiel 17,23
     
    K ardinal Rienzi und der Mailänder Kardinal stiegen die Wendeltreppe hinauf, um in die mächtige Kuppel des Petersdoms zu gelangen. Es war früher Abend. Draußen blickten sie auf Rom. Die Stadt lag im Dunkeln, weil es keinen Strom gab, abgesehen vom Petersdom und dem Hotelgebäude daneben, in dem diejenigen wohnten, die noch am Leben waren; der Papst war nicht migekommen.
    »Haben Sie
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