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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)
Autoren: Scott McBain
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noch hier? Sie musste das Risiko eingehen, da sie Lebensmittel und Kleidung brauchte, um die Fahrt zum Kloster antreten zu können.
    Vorsichtig näherte sie sich dem Seminargebäude. Sie stand neben der Stahltür, die sie aufgezogen hatte, und horchte. Kein Geräusch. Sie schlüpfte hindurch und stieg in den ersten Stock. Nachdem sie ein paar Konserven und die restlichen Wasserflaschen zusammengesucht hatte, ging sie zu ihrem Zimmer, um zu packen.
    Als sie die Tür zu einem Schrank öffnete, um ein Kleid daraus hervorzuholen, vernahm sie ein Geräusch. Schritte auf der Treppe. Die waren zurückgekehrt! Verzweifelt sah sich Miriam um; nirgends ein Versteck. Vielleicht gingen sie aufs Dach? Die Schritte näherten sich ihrem Zimmer. Mit klopfendem Herzen hielt sie das Kästchen umklammert und wartete auf das – unvermeidliche – Auftauchen der Männer. Als dann eine Frau erschien, brachte Miriam kein Wort heraus. Die Frau betrat das Zimmer, eine hochgewachsene Gestalt im hellblauen Mantel und mit einem Schal, der den Kopf bedeckte. Sie lächelte und zeigte auf das Kästchen.
    »Ich habe das Kästchen Pater Hassan gegeben. Es enthält die Gebeine des heiligen Markus. Wohin wollen Sie?«
    »Zum Kloster des heiligen Antonius.«
    »Sind Sie sicher?«, sagte die Frau. »Sie sind krank.«
    Miriam hustete. »Ganz sicher.«
    »Vielleicht schaffen Sie es nicht.«
    »Ich möchte trotzdem aufbrechen.«
    Die Frau zeigte auf das Kästchen. »Halten Sie es ganz fest! Gehen Sie von hier zur Westlichen Brücke! Auf der Brücke werden Sie ein Auto finden. Halten Sie direkt darauf zu! Sie sollten jetzt gehen.«
    »Und Sie?«, sagte Miriam.
    »Ich bleibe hier«, sagte die Frau. Sie zog ein kleines silbernes Behältnis hervor. »Pater Hassan hat ausreichend Oblaten gesegnet für die, die kommen wollen.«
    »In diese Kirche?«
    »Ja, aber die Stadt wird bei Einbruch der Dunkelheit fallen. Sie ist umzingelt.«
    »Umzingelt?«
    Die Frau machte ein Zeichen, dass Miriam auf den Flur treten solle. »Schauen Sie!«
    Miriam blickte durch das Fenster über die rauchende Ruine der Kirche, sah aber nichts. Als die Frau ihre Verwirrung erkannte, berührte sie Miriams Augen. Als Miriam noch einmal hinsah, stockte ihr der Atem. Vor den Toren standen riesige Männer in dunkler Kluft, die Gesichtszüge waren scharf geschnitten und kantig.
    »Wer sind die?«
    »Engel«, erwiderte die Frau. »Sie können Ihnen nichts antun, wenn Sie tun, was ich Ihnen sage. Wenn Sie immer noch gehen möchten, dann gehen Sie jetzt.«
    Miriam kehrte in ihr Zimmer zurück und packte ihren Rucksack. Als sie wieder auf den Flur trat, war die Frau nicht mehr da. Verwirrt blickte sich Miriam um. War die Frau wirklich, oder hatte sie halluziniert? Sie klemmte sich das goldene Kästchen unter den Arm, verließ das Seminargebäude und ging an den Ruinen vorbei die Stufen hinunter zum gusseisernen Tor und auf die Straße. Auf dem Weg drehte sie sich um. Sie sah, wie drei der hochgewachsenen Krieger die Kirche betraten, aber als sie zwinkerte, um genauer zu sehen, waren sie verschwunden.
    Sie lief dicht an den verlassenen Autos und Lastwagen vorbei, wobei sie sich immer mitten auf der Straße hielt, weil sie sich nur so orientieren konnte. Ohne stehenzubleiben, ging sie weiter, obwohl ihr die Beine weh taten. Ihre Schritte wurden langsamer, und sie wurde müde. Entgegen ihrer Befürchtung begegnete sie keinen Plünderern. Hin und wieder erhaschte sie jedoch einen Blick auf die Engel. Die bemerkten sie anscheinend nicht.
    Schließlich erreichte sie die Außenbezirke der Stadt und die Brücke; sie war voll mit aufgegebenen Pkws und Lastwagen. Miriam untersuchte einen nach dem anderen. Bei einigen Autos steckte der Zündschlüssel im Schloss, doch kaum dass sie sie anließ, begriff sie, warum sie stehengelassen worden waren: Sie hatten kein Benzin mehr im Tank. Nach einer Stunde wollte sie zurückkehren; sie hatte ihren Glauben beinah verloren.
    »Was möchten Sie?«
    Vor ihr stand ein kleiner Junge.
    »Benzin.«
    Der Sieben- oder Achtjährige musterte sie. »Sie sterben«, sagte er.
    »Ich weiß«, antwortete Miriam. »Aber ich muss trotzdem zum Kloster kommen.«
    »Probieren Sie’s mal mit dem Wagen da drüben!«
    Als sie in die Richtung blickte, in die der Junge zeigte, entdeckte Miriam ein Taxi – ähnlich dem, das ihr Vater gefahren hatte, aber moderner. Sie ging hinüber und sah die Schlüssel stecken, und als sie den Zündschlüssel drehte, merkte sie, dass der Tank fast
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