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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)
Autoren: Scott McBain
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jeden Einfluss. Das Spiel – das Spiel der Politik – war aus. Er stand von seinem Stuhl auf und ging zur Tür. Er erinnerte sich, dass er die Hand nach dem Griff ausstreckte; dann wurde er bewusstlos.
    * * *
    »Mr. President?«
    Jefferson fand sich in seinem Bett liegend wieder. Am Fußende stand ein Arzt. Sein weißer Kittel war deutlich zu sehen, dann verschwamm das Bild.
    »Sie sind krank, Sir.«
    »Haben Sie die Dokumente vernichtet?«
    Eine Stimme aus der Ecke des Zimmers antwortete. »Ja, Mr. Präsident.«
    »Meine Reden?«
    »Werden übertragen werden, Sir. Sie sollten ausruhen.«
    Jefferson schloss die Augen. Er fühlte sich immer fiebriger. Die Zeit verstrich. Er erinnerte sich, dass eine Injektionsnadel in ihn gesteckt wurde und der Arzt sagte:
    »Der Vizepräsident möchte mit Ihnen sprechen.«
    Das Telefon wurde an sein Gesicht gehoben. »Spencer?« Jeffersons Stimme klang verwaschen. »Erzählen Sie!«
    »Ich bin mit dem iranischen Präsidenten zusammengetroffen. Er liegt im Sterben.«
    »So wie ich.«
    »Ja, Sir«, sagte Woods. »Er hat mir gesagt, dass die Iraner das Virus zusammen mit einem italienischen Virologen entwickelt haben, der für den Chef des italienischen Geheimdienstes gearbeitet hat. Sie behaupten, das Virus sei für Verteidigungszwecke entwickelt worden, aber ich glaube ihnen nicht. Die Iraner hatten außerdem einen Impfstoff entwickelt, der funktionierte. Also haben sie das Virus in kontrollierten Experimenten freigelassen, aber es entwich aus dem Labor. Dann stellten sie fest, es mutiert so schnell, dass der Impfstoff unwirksam war. Sir, weshalb haben Sie mir nichts davon erzählt? Die CIA muss doch etwas davon gewusst haben.«
    »Es tut mir leid«, sagte Jefferson leise. »Mein Fehler.«
    »Hat Präsident Martinelli gewusst, dass sein Geheimdienstchef beteiligt war?«
    »Nein.«
    »Und wir haben den Virologen getötet? Haben Sie das befohlen?«
    Jefferson zögerte. »Ja.«
    »Verstehe. Es gibt nichts mehr, was ich hier tun kann.«
    »Kommen Sie nach Hause!« Jefferson murmelte die Worte.
    »Ja, Sir, wenn das geht. Ich habe nur noch einen Piloten zur Verfügung.«
    Jefferson erinnerte sich, dass der Arzt ihm das Telefon abnahm. Er glitt tiefer in Bewusstlosigkeit, sein Fieber stieg. Er halluzinierte. Er lag im Sand in der Wüste, außerstande aufzustehen. Es war niemand dort, und er hatte brennenden Durst. Es kam ihm vor, als wäre er schon ewig dort. Plötzlich spürte er, wie ihn Menschen aufhoben und trugen. Zwei von ihnen erkannte er – es waren seine Töchter. Wie kann das sein, dachte er; sie sind ja so klein. Wie können die mich tragen? Sie kamen am Fuß eines Berges an.
    »Sir?«
    Eine Injektionsnadel drang in ihn ein, er kam wieder zu sich. Verschwommen sah er den Arzt und auf der anderen Seite des Schlafzimmers zwei Männer, die im Türrahmen standen.
    »Mr. President«, sagte der Arzt. »Sie liegen im Sterben. Stimmen Sie zu, Ihre Befugnisse auf den Vizepräsidenten zu übertragen?«
    Jefferson bewegte die Lippen; er wusste nicht, ob er Worte hervorbrachte. Als er noch einmal hinsah, war der Arzt verschwunden. Stattdessen stand am Fußende seines Betts eine junge Frau. Sie strahlte ein intensives Licht aus. Intuitiv wusste er, dass es sich um einen Engel handelte und dass die Frau mit ihm sprach. Sie war aus einer anderen Welt gekommen – einer Welt ohne das Böse. Wolle er dort hingehen? »O ja«, antwortete er. Und bitte er um Gnade oder um Gerechtigkeit? »Um Gnade«, antwortete er. Er würde den anderen ihre Sünden vergeben, wenn sie ihm vergaben. Darauf fand er sich am Fuß des Berges stehend wieder. Wie sollte er da hinaufsteigen, denn dort musste er hin? Hoch oben am Berg sah er einen Mann, der zu ihm hinunterschaute. In seinem ganzen Leben hatte Jefferson noch keinen Menschen in einem so tiefen Zustand der Agonie gesehen. Ein Seil fiel ihm vor die Füße.
    Josua streckte die Hand aus, um ihn hinaufzuziehen.

62
    Prüfen wir unsre Wege, erforschen wir sie

und kehren wir um zum Herrn.
    Klagelieder 3,40
     
    K ardinal Rienzi stand mit dem Kardinal aus Mailand auf den Stufen des Petersdoms. Beide trugen Schutzmasken. Das Herz des Christentums beherbergte nur noch weniger als hundert Personen, die Priesterschaft eingeschlossen. Die Tore zum Vatikangelände waren geschlossen geworden. Wie auch die Gebäude – die Audienzhalle, die Büros der Zivilverwaltung, die Paläste, die Museen, die Kunstgalerien, die Bibliotheken, die Sixtinische Kapelle. Der
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