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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)
Autoren: Scott McBain
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Hand den Brunnen.
    Satan! Die Schlacht hatte begonnen.
    Josua wandte sich vom Brunnen ab. Er betete und schloss die Augen. Zehnmal ging er zurück zu seiner Zelle – und zehnmal befand er sich entweder an der Tür der Kirche oder neben dem Brunnen. Schließlich fand er den Riegel der Tür und betrat seine Mönchszelle. Er legte sich aufs Bett. Als er die Augen schloss, war er wieder am spirituellen Eiger. Der Berg wurde wütend attackiert. Stürmische Winde tosten gegen ihn, in der Ferne hörte man Lawinen abgehen. Auf dem Felsvorsprung, auf dem er stand, spürte Josua ein dünnes Seil über sich. Es war Selbstmord zu klettern, aber er musste es tun. Er begann hinaufzusteigen. Dadurch, einfach durch Gedanken, konnte er an jedem Ort der Erde sein, an dem er sein wollte. Im Geiste wandelte er über die Erde und nahm alles wahr. Er ging durch Räume und Gebäude – wie durch Luft – und sah, dass nur noch wenige Menschen am Leben waren. Auch sah er die Jäger, Satans Engel. Leichtfüßige, grausame Krieger, die sie waren, schossen sie das Gift der Seuche in ihre Opfer. Dann setzten sie ihre Jagd fort, denn der Planet musste geleert werden. Von Josua schienen sie nichts zu wissen, genauso wie die Menschen. Josua stieg spirituell weiter empor, erblickte dabei einen Ort und konnte dadurch auch die Vergangenheit sehen. Wie eine Schriftrolle entrollte sie sich vor ihm. Wie groß London war! Die riesige Metropole sah er, so wie sie in der Gegenwart war, dann als Dorf mit ein paar kleinen strohgedeckten Hütten neben einem Fluss. Er besaß die Schlüssel zur Vergangenheit und zur Gegenwart, aber woher kam die Macht, die in ihn strömte? Von der Münze des Judas, die er hielt, oder von anderswo?
    Schließlich besuchte er Alexandria. Die Stadt lag im Dunkel; doch vor Josuas spirituellem Auge war sie hell erleuchtet. Tieftraurig sah er die zerstörten Kirchen und Moscheen, die Leichen und das Gemetzel. Als er sich seiner kleinen Kirche näherte, nahm er wahr, dass sie hinter einer dicken schwarzen Wolke versteckt lag. Böse Geister hatten sich dort versammelt. Er tauchte in die Wolke ein und kämpfte sich hindurch.
    »Jussef!«
    Während die menschlichen und die spirituellen Qualen auf ihn einstürmten, ward er seines geliebten Freund inne, der auf dem Boden der Sakristei lag: Er wurde gerade totgeschlagen, er verblutete. Vergebens rief Josua seinen Namen und versuchte dazwischenzugehen. Nichts geschah. Josua rannte aus seiner Zelle im Kloster und lief zur Zelle des jungen Mönchs, um Trost zu finden. Als er die Tür öffnete, sah er auf dem Boden einen Leichnam liegen. Verzweifelt rannte er zum Brunnen, um die Hilfe des heiligen Antonius zu erbitten, doch sosehr er sich auch bemühte, er konnte den Brunnen nicht mehr finden. Satan versperrte ihm den Weg.
    »Miriam?«
    Er sah, wie die Diebe die Tür zum Seminargebäude aufschlossen und die Treppe hinaufgingen, um Miriam zu suchen. Er musste sie beschützen. Mit all seiner spirituellen Kraft versuchte Josua, die Räuber aufzuhalten, damit sie ihr Ziel nicht erreichten, doch voll Verzweiflung sah er, wie sie auf das Dach stiegen und einen Freudenschrei ausstießen, als sie einen Körper entdeckten. Plötzlich wurde die Vision gewaltsam durch eine andere ersetzt. Josua sah, dass er auf der Außenmauer des Klosters stand. Vor ihm, in der Wüste, hatte ein riesiges Heer das Lager aufgeschlagen, eine Unzahl von Geistern. Zu seiner Linken stand ein großer Engel in voller Rüstung.
    »Bitte mich um Hilfe!«, sagte der Engel zu Josua.
    Dieser wandte sich ab.
    »Wenn du dich von dieser Mauer stürzt«, flüsterte die Stimme, »wird Miriam gerettet werden.«
    * * *
    Als die Diebe die Luke aufstießen, jauchzten sie vor Freude, denn sie erspähten eine Gestalt, die zusammengekauert in einer Ecke auf dem Dach hockte. Zu ihrer Enttäuschung handelte es sich jedoch nur um ein Bündel Decken, die Miriam dort hatte liegenlassen. Von dem Opfer, auf das sie es abgesehen hatten, war nichts zu sehen. Geführt von ihrer Intuition hatte Miriam, während Pater Jussef die Messe las, das Priesterseminar verlassen. Verborgen in einem Dickicht neben dem Gartenschuppen beobachtete sie, wie die drei Räuber das Seminargebäude betraten. Während sie drinnen waren, lief sie zur Sakristei und entdeckte den Leichnam von Jussef, der in einer Blutlache dalag. Wo sich verstecken? Sie ging zum Wandschrank und fand unter den Messgewändern einen Schlüssel zur Krypta. Pater Hassan hatte ihn dort deponiert und
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