Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora
Autoren: Maeve Binchy
Vom Netzwerk:
wußte nicht, wie lange sie das noch durchhalten würde. Sie sehnte sich nach der Sicherheit des Hotels Francobollo.
    »Ich werde Ihnen nichts tun«, sagte Siobhan da mit leiser Stimme.
    »Es wäre auch zu schade, gerade dann ins Gefängnis zu wandern, wenn Harry es verläßt«, entgegnete Connie so beiläufig, als ob sie über Souvenirkäufe plaudern würden.
    »Wo haben Sie nur diese Gelassenheit her?« wunderte sich Siobhan.
    »Die vielen Jahre der Einsamkeit waren eine gute Schule«, erwiderte Connie, die sich eine unerwartete Träne des Selbstmitleids aus dem Augenwinkel wischte und dann zielstrebig zum Kellner ging. Sie drückte ihm ein Bündel Lirescheine in die Hand, das die Rechnung bestimmt beglich.
    »
Grazie, tante grazie, Signora«,
bedankte er sich.
    Die Signora! Sie würde inzwischen bestimmt wieder dasein, und Connie brannte darauf, ihr die Überraschung zu zeigen. Dagegen erschien ihr die Szene hier in dieser Pizzeria völlig unwirklich: die traurige Frau am Tisch, die seit einer Ewigkeit die Geliebte ihres Mannes gewesen und nun nach Rom gekommen war, um sie zu töten. Connie warf Siobhan Casey noch einen letzten Blick zu, verabschiedete sich aber nicht von ihr. Es gab nichts mehr zu sagen.
     
    In der Bar, in der Barry und Fiona nach den Freunden aus den Tagen der Fußballweltmeisterschaft suchten, ging es sehr laut zu.
    »Wir haben immer dort hinten gesessen«, erklärte Barry.
    Dort drängelten sich eine Menge junger Leute, und der riesige Fernsehapparat war noch mehr in den Vordergrund gerückt worden. Gerade wurde ein Spiel übertragen, und alle waren gegen Juventus. Völlig egal, für wen sie waren, Juventus war jedenfalls der Gegner. Trotz seines eigentlichen Anliegens ließ sich Barry von dem Geschehen auf dem Bildschirm in Bann ziehen. Auch Fiona sah interessiert zu und buhte mit, als der Schiedsrichter nach Meinung sämtlicher Anwesender falsch gepfiffen hatte.
    »Sie interessieren sich für Fußball?« fragte sie einer der Männer.
    Sofort legte Barry ihr den Arm um die Schulter. »Sie versteht nicht alles, aber ich war schon einmal hier, während der Weltmeisterschaft, genau in dieser Bar. Ich komme aus Irland.«
    »Irlanda!« rief der Mann begeistert. Barry zog die Fotos aus der Tasche: fröhliche, johlende Menschen, damals wie heute, nur daß sie jetzt keine Fan-Kluft trugen. Der Mann stellte sich vor, er hieß Gino, dann zeigte er die Fotos den anderen, die herüberkamen und Barry auf den Rücken klopften. Namen schwirrten durch die Luft: Paul McGrath, Cascarino, Houghton, Charlton. Zaghaft wurde auch der A. C. Mailand erwähnt, was allgemeinen Anklang fand. Es waren nette Kerle. Und das Bier floß in Strömen.
    Fiona konnte der Unterhaltung nicht folgen. Zudem bekam sie Kopfschmerzen. »Wenn du mich liebst, Barry, dann laß mich ins Hotel zurückgehen. Der Weg ist ganz einfach, immer schnurstracks geradeaus die Via Giovanni entlang und dann links.«
    »Hmmh, ich weiß nicht.«
    »Bitte, Barry, ich verlange doch wirklich nicht viel.«
    »Barry, Barry«, riefen die anderen immer wieder.
    »Paß aber gut auf dich auf«, meinte er.
    »Ich laß den Schlüssel in der Tür stecken«, versprach sie und warf ihm eine Kußhand zu.
    Die Straßen waren hier so sicher wie in ihrem Viertel in Dublin. Gut gelaunt ging Fiona zurück zum Hotel, sie freute sich, daß Barry seine Freunde aufgespürt hatte. Obwohl dieses große Wiedersehen recht zufällig gewirkt hatte, denn zuerst hatte sich scheinbar keiner an den Namen des anderen erinnern können. Na ja, Männer. Sie bewunderte die Blumenkästen an den Fenstern, die vielen kleinen Töpfe mit den Geranien und Fleißigen Lieschen, die hier viel farbenprächtiger aussahen als zu Hause. Das lag natürlich am Wetter. Bei soviel Sonne gedieh einfach alles.
    Als sie an einer Bar vorbeikam, sah sie Mr. Dunne mit traurigem Gesicht ganz allein an einem Tisch sitzen. Er hatte ein Bier vor sich stehen und schien mit seinen Gedanken Millionen Meilen weit weg zu sein. Spontan trat Fiona ein, um ihm Gesellschaft zu leisten. »Ah, Mr. Dunne … wir zwei beide ganz allein.«
    »Fiona!« Er schien in die Gegenwart zurückzukehren. »Wo ist denn Bartolomeo?«
    »Bei seinen Fußballfreunden. Ich habe Kopfschmerzen bekommen, da bin ich gegangen.«
    »Oh, er hat sie also gefunden. Das ist ja wunderbar.« Mr. Dunnes freundliches Lächeln wirkte ein bißchen matt.
    »Ja, und er ist hellauf begeistert. Wie gefällt es Ihnen denn so, Mr. Dunne?«
    »Sehr gut,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher